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The Fruit of Love

Das B-Five Recorder Consort ist ein junges international zusammengesetztes und gemischtes Blockflöten-Quintett, das sich 2003 gegründet hat. Die Mitglieder kommen aus Belgien, Deutschland, Österreich und der Schweiz und legen den Schwerpunkt des Repertoires auf die Consort-Musik des 16.Jahrhunderts, aber auch die zeitgenössische Moderne.

Von Christiane Lehnigk | 21.01.2007
    Wir stellen Ihnen heute die Debüt-CD des Blockflöten-Ensembles B-Five Recorder Consort vor. Erschienen ist die Aufnahme mit Elisabethanischer Consort Music bei Cavalli Records unter dem Titel "The Fruit of Love".

    " Musikbeispiel: Anthony Holborne, aus: Suite "The Fruit of Love" "

    "The Fruit of Love", nach diesem Titel aus der ersten gedruckten englischen Tanzsammlung von Anthony Holborne haben die fünf Mitglieder des B-Five Recorder Consort ihre erste CD benannt. Blockflöten-Ensembles erfreuen sich international großer Beliebtheit und die Stars unter ihnen wie zum Beispiel die Quartette "Amsterdam Loeki Stardust" oder "Flanders Recorder" haben die Interpretationsmaßstäbe in schwindelnder Höhe angesetzt.

    Aber glücklicherweise gibt es junge Musiker, die sich davon nicht entmutigen lassen, sondern sich auch an dieses Genre heranwagen. Das B-Five Recorder Consort ist ein junges international zusammengesetztes, gemischtes Quintett, das sich 2003 gegründet hat und deren Mitglieder zusammen bei Pedro Memelsdorff an der Escola Superior de Música de Catalunya in Barcelona studierten. Sie kommen aus Belgien, Deutschland, Österreich und der Schweiz und hatten allesamt bereits Erfahrungen als Solisten und Kammermusiker im Bereich der historischen Aufführungspraxis: Markus Bartholomé, Katelijne Lanneau, Thomas List, Silja-Maaria Schütt und Mina Voet.

    Der Schwerpunkt des Repertoires liegt zunächst auf der Consort-Musik des 16.Jahrhunderts mit all' ihrer Farbigkeit, aber auch die zeitgenössische Moderne ist Gegenstand der Arbeit. So verhalfen Kontakte zu belgischen und österreichischen Komponisten dazu, das Repertoire für Blockflötenquintett zu erweitern.

    Die Debüt-CD des B-Five Recorder Consort ist Elisabethanischer Consort Musik in originaler Besetzung und in Bearbeitungen gewidmet, darunter sind auch einige Ersteinspielungen.

    Es ist zwar keine wirklich spektakuläre , aber eine sorgfältig gemachte, gediegene Aufnahme, die das Ensemble als stil- und intonationssicher ausweist, homogen, uneitel aber leidenschaftlich und mit großer Musikalität ausgestattet. Im Vergleich zu den Live-Konzerten kommt die Studio-Einspielung ein wenig zu brav daher und auch eine etwas brillantere Aufnahmetechnik könnte die lebendige Musizierweise besser darstellen. Doch es ist erkennbar, welch großes Potential in dieser jungen Formation steckt, von der man hoffentlich noch Einiges mehr hören wird.

    " Musikbeispiel: Anonymus/Traditional, I love my love in secret "

    Dies war das B-Five Recorder Consort mit dem traditionellen Titel: "I love my love in secret". Neben einem Ausflug in die Folklore steht die Musik des Elisabethanischen Zeitalters im Mittelpunkt der ersten CD des Ensembles. Da darf natürlich auch John Dowland nicht fehlen, der freigeistige Lautenist und Songwriter, zu dessen persönlicher Tragik es gehörte, dass er nicht zum königlichen Lautenisten ernannt wurde.

    Das B-Five Recorder Consort hat hier vier Stücke aus Dowlands Sammlung "Lachrimae, or Seaven Teares" von 1604 eingespielt, Consort-Musik mit sieben "leidenschaftlichen Pavanen" in denen kunstvolle Kontrapunktik und gewagte harmonische Wendungen die Qualen und Freuden der Melancholie darstellen sollen. In allen sieben Pavanen dieser Sammlung werden Motive des berühmten Lautenliedes "Flow my teares" aus Dowlands zweitem Liederbuch verarbeitet. Die "fließenden Tränen" haben Dowland weit über England hinaus bekannt gemacht und er selbst hat sich als "Johannes dolandus de Lachrimae" stilisiert.

    Hier die "Pavane Lachrimae Amantis", in der Fassung für Blockflötenquintett.

    " Musikbeispiel: John Dowland, aus: Lachrimae, or Seaven Teares "

    Das B-Five Recorder Consort spielt auf seiner Erstlings-CD Instrumente von Peter van der Poel, Nachbauten von Instrumenten der Familie Schnitzer, deren Originale sich in Museen von Brüssel und Wien befinden und die in Nürnberg und München in der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts gefertigt wurden.

    In England war in dieser Zeit die Familie Bassano führend auf dem Gebiet der Blasinstrumente. Schon Heinrich der VIII. hatte die 5 Brüder der wohl ursprünglich aus Venedig stammenden Familie an seinen Hof verpflichtet und ein Jahrhundert lang wirkten sie dort als Komponisten, Instrumentalisten und Instrumentenbauer und richteten auch ein Blockflöten-Consort ein.

    Von Jerome Bassano stammt die folgende Fantasia. Die Werke, die sich von dem "ältesten Musiker im Dienste des Königs" erhalten haben, sind fast durchweg für fünf oder sechs-stimmige Consorts konzipiert.

    " Musikbeispiel: Jerome Bassano, Fantasia "

    Dies war eine Fantasia von Jerome Bassano , gespielt vom B-Five Recorder Consort.

    Mit Consorts werden im 16. und 17.Jahrhundert in England instrumentale Kammermusik-Ensembles aus 4 bis 6 Musikern bezeichnet. Dabei wird zwischen "Whole Consorts" mit Instrumenten nur einer Familie und den "Broken Consorts" mit verschiedenen Instrumenten differenziert, berühmt waren im "Golden age" vor allem die Gamben-Consorts.

    Aber in der Renaissance waren die Besetzungen noch nicht so festgelegt wie später im Barock und so konnten die Stücke wahlweise mit Violen, Violinen oder Blasinstrumenten gespielt werden.

    Hören Sie das B-Five Recorder Consort zum Abschluss mit Diminutionen über " When Daphne from fair Phoebus did fly" von Jacob van Eyck , unter anderem einem der bedeutendsten holländischen Komponisten für die Blockflöte.

    " Musikbeispiel: Anonymus, Diminutions Jacob van Eyck "

    Titel: The Fruit of Love
    Ausführende: B-Five Recorder Consort
    Label: Cavalli Records, LC 05724 - Vertrieb: note1
    Bestell-Nr.: CCD 275