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Therapie
Mit Nanopartikeln gegen Krebs

Seit einigen Jahren forschen Wissenschaftler daran, mit magnetischen Nanopartikeln Tumore zu bekämpfen. Forscher der Universität Florenz haben versucht, die Partikel an gewünschte Krebszellen andocken zu lassen - mit Erfolg. Tumore in der Bauchspeicheldrüse schrumpften nach der Behandlung.

Von Jochen Steiner | 05.12.2013
    “Wir testen den Einsatz von Nanopartikeln beim Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er ist eine der schlimmsten Krebsformen beim Menschen. Die Überlebensrate fünf Jahre nach der Diagnose beträgt nur 15 bis 20 Prozent. Deshalb müssen wir schleunigst neue Behandlungsmethoden finden.“
    Professorin Annarosa Arcangeli ist Onkologin an der Universität Florenz. Seit Jahren forschen sie und ihr Team daran, mit winzigen Nanopartikeln Krebs zu bekämpfen.
    “Was wir noch machen müssen, sind zwei Dinge: Zum einen müssen wir die möglichen Nebenwirkungen des Nanopartikel-Einsatzes ganz genau untersuchen. Zum anderen müssen wir die Nanopartikel dazu bringen, dass sie ihr jeweiliges Ziel finden."
    Für ihre aktuelle Studie arbeitete Annarosa Arcangeli mit magnetischen Nanopartikeln aus Eisenoxid. An deren Oberfläche brachten die Forscher in einem chemischen Prozess einen speziellen Antikörper auf. Dieser Antikörper wurde eigens entwickelt und soll nur an die Tumorzellen eines Bauchspeicheldrüsenkrebses andocken.
    “Alle Nanopartikel, die man bislang kaufen kann, können nicht zwischen gesunden Zellen und Tumorzellen unterscheiden.”
    Ob die Nanopartikel mit dem neuen Antikörper auch wirklich an den Krebszellen festmachen, untersuchte die italienische Forscherin an Mäusen.
    "Wir haben den Mäusen menschliche Krebszellen aus einem Tumor der Bauchspeicheldrüse unter die Haut gespritzt. Anschließend injizierten wir die Nanopartikel direkt in den Tumor der Maus und behandelten ihn mit Mikrowellen, um die Masse des Tumors zu reduzieren."
    Die magnetischen Nanopartikel werden durch die Mikrowellen erhitzt. Diese Behandlung dauerte 40 Minuten und erhöhte die Temperatur im Tumorgewebe auf 39 Grad Celsius - zu heiß für Krebszellen. Einen Tag später erfolgte die gleiche Prozedur erneut. Eine Woche danach bestimmten die Wissenschaftler die Größe des Tumors. Das Ergebnis: Er war auf fünf Prozent seiner ursprünglichen Größe zusammengeschrumpft. Annarosa Arcangeli ist sich sicher, dass es sich bei dem Rest nur um ungefährliche Zellmasse handelt.
    Die Antikörper scheinen demnach wie gewünscht an die Krebszellen anzudocken, woraufhin die Nanopartikel ins Zellinnere gelangen und dort ihre tödliche Wirkung entfalten.
    Doch wenn die Mediziner nur diesen einen Antikörper-Typ einsetzen, können sie nicht sicher sein, in allen Fällen Erfolg zu haben.
    "Wenn man einen Krebs mit Chemotherapie oder Strahlentherapie behandelt, können diese Therapien die Krebszellen verändern. Um darauf vorbereitet zu sein, müssen wir die Nanopartikel mit unterschiedlichen Antikörper-Molekülen bestücken."
    In Zukunft sollen also mehrere unterschiedliche Antikörper-Typen auf den Nanopartikeln angebracht werden, bislang ist es nur einer. So wollen die Forscher sichergehen, dass die Nanopartikel auch in die veränderten Krebszellen eindringen können.