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Tibet
Der stille Kampf um Identität

In Tibet bekennen sich immer mehr junge Musiker und Bands mit ihrer Kunst zum buddhistischen Glauben und zur tibetischen Kultur und Sprache. Die Popmusik wird zu einem Ausdruck bedrohter Identität - ein friedlicher Protest gegen die oft gewaltsamen Repressionen der chinesischen Regierung.

Von Diana Frankovic | 18.04.2014
    Mehrere tibetische Frauen in traditioneller tibetischer Kleidung
    Nur mit Musik können tibetische Künstler ihren Glauben und die Zugehörigkeit zu ihrer Kultur und Heimat ausdrücken. (dpa picture alliance / Michael Reynolds)
    Sie sind jung, hübsch und talentiert. Die drei Schwestern der Band Acha Tsendep, die gleichermaßen Stars in Tibet und China sind. Sie singen über Buddhismus, ihren Glauben, über den Dalai Lama und von der Besonderheit Tibets. Sie drücken ihr Heimweh in der Sprache Tibets aus und machen die Ausrottung ihrer Kultur zum Thema. Tibetische Popmusik als Ausdruck bedrohter Identität.
    Die Mitglieder der Gruppe Acha Tsendep leben heute in Peking. Aber die Schwestern stammen aus der Kham Region in Ost-Tibet – dem heutigen Sichuan. Sie gehören zu den jungen tibetischen Musikern und Bands, die als Schulkinder nach chinesischem System erzogen werden, sich jetzt aber wieder zu ihrem buddhistischen Glauben und zu ihrer eigenen Kultur und Sprache bekennen. Donatella Rossi, Fachfrau für buddhistische Kultur an der La Sapienza Universität in Rom, hält diesen Trend für eine neue Bewegung:
    "Das ist wirklich ein sehr cleverer und behutsamer Weg. Es ist eine sehr friedliche Art, auf sich aufmerksam zu machen. Und dieser Weg sagt: Wir sind hier, also respektiert uns und unsere Kultur. Die chinesische Regierung toleriert es, weil sie nicht die Bedeutung dieser Bewegung versteht. Denn es ist eine Bewegung und die ist sehr wertvoll. Wir müssen mit der jungen Generation arbeiten. Wir können nicht mit Leuten arbeiten, die total festgefahrene Ideen haben. Außerdem sind die meisten an die chinesische Propaganda gewöhnt."
    Friedliche Art des Protestes
    Es ist dunkel und langsam füllt sich der Raum in einem Lokal im Zentrum von Lhasa. Lhasa ist die bekannteste Stadt Tibets und liegt mitten im Autonomiegebiet im Südwesten des Landes. Auf knapp 3.700 Meter Höhe leben hier rund eine halbe Million Menschen. Besonders die Jüngeren unter ihnen gehen gerne tanzen. So finden sich junge Tibeter, gemischt mit Chinesen, aber auch mit Reisenden aus aller Welt, im Tanzlokal ein. Es passen rund 60 Leute rein. Unter ihnen ist Sean Read. Er ist Australier, lebt und arbeitet als Ingenieur in Peking.
    "Ich bin ein Riesenfan tibetischer Popmusik. Außerdem mag ich die kulturellen Aussagen in den Songtexten der Künstler. Es ist wirklich wichtig, dass die jüngere Generation verbreitet, wie bedeutsam die tibetische Kultur ist und dass die Unterdrückung dieser Kultur durch die Chinesen ein Problem ist."
    Die Texte mögen in westlichen Ohren etwas kitschig klingen - aber ihre Aussage ist klar: "Tibeter aus dem Land des Schnees, haltet zusammen!" Und an anderer Stelle: "Oh, ihr rotgesichtigen Tibeter, wir haben die gleiche Herkunft, wir sind die Erben einer Nation!"
    Die tibetanische Sängerin und Autorin Soname Yangchen auf der Internationalen Frankfurter Buchmesse, aufgenommen am 20.10.2005. Foto: Frank May
    Die tibetanische Sängerin und Autorin Soname Yangchen singt über ihren ungebrochenen Glauben und ihre Heimat Tibet. (dpa picture alliance / Frank May)
    Die Liste der jungen tibetischen Popmusiker ist lang. Und es kommen immer mehr dazu. Soname ist eine davon. Auch sie singt über ihren ungebrochenen Glauben und ihre Heimat. Soname ist jetzt Mitte vierzig. Aber schon als Kind spürte sie ihre Leidenschaft für Musik. Um sich als freie Sängerin verwirklichen zu können, musste sie aus Tibet fliehen – zu Fuß über das Himalaja Gebirge.
    "Tibeter aus dem Land des Schnees, haltet zusammen!"
    Denn Soname stammt aus einer adeligen Familie aus dem Yarlung Tal in Süd-Tibet. Im Zuge der Eingliederung Tibets in die Volksrepublik China wurde ihre Familie enteignet. Adeligen wie ihnen ging es daraufhin schlechter als anderen. Sie kämpften ums Überleben. Denn Tibetische Aristokraten gelten als Feinde im besetzten Gebiet und damit in der Volksrepublik China. Soname erinnert sich noch gut an diese Zeit:
    "Mit sieben Jahren wurde ich von meinen Eltern nach Lhasa verkauft. Ich habe dort als Sklavin in einem Polizeihaushalt gedient. Als meine Mutter starb, hatte ich keine Hoffnung mehr, jemals aus der Sklaverei rauszukommen. Deshalb habe ich mich mit 15 zur Flucht aus Tibet entschlossen."
    Sie kam zunächst im Sera Kloster in Lhasa unter. Dort traf sie einen Mönch, der nach Indien zum Dalai Lama fliehen wollte und sie mitnahm. Das Sera Kloster liegt nördlich außerhalb von Lhasa und gehört zu den berühmtesten in Tibet. Es steht allen Tibetern offen, die dort beten oder Opfergaben darbringen wollen. Vorwiegend werden dort junge Mönche in tibetisch-buddhistischer Philosophie ausgebildet.
    Singen über Glauben und Kultur
    "Der Mönch hat immer wieder gesagt, dass ich schnell laufen soll, weil nach dem nächsten Berg der Dalai Lama mit Tee auf uns wartet. Ich war fast noch ein Kind, ich war 15. Ich habe ihm geglaubt und ich bin weiter gelaufen, obwohl ich mit meinen Kräften am Ende war. Ich war so aufgeregt und jedes Mal so enttäuscht, wenn der Dalai Lama doch nicht hinter dem nächsten Berg wartete. Der Mönch hat dann immer wieder zu mir gesagt, dass er sich wohl mit dem Berg vertan hat. So hat er mich am Laufen gehalten und dafür gesorgt, dass ich die Flucht schaffe. Sechs Wochen lang."
    Die Flucht über den Himalaja nach Nepal ist jetzt über 25 Jahre her. Es war der Aufbruch in ein anderes Leben, über den sie - wie auch über ihre Zeit als leibeigenes Dienstmädchen in Tibet - ein Buch geschrieben hat. Es heißt "Wolkenkind" und hat ihr geholfen, das Trauma zu überwinden. Heute tritt sie mit ihren tibetischen Liedern in ganz Europa auf, mit Erfolg.
    Allein in den letzten fünf Jahren sind einem Bericht der International Campaign for Tibet zufolge rund 3.500 Tibeter über den Himalaja geflohen, die meisten ins Nachbarland Nepal. Die chinesische Regierung setzt auf Zuckerbrot und Peitsche, auf einseitige Wirtschaftsentwicklung, um die Bevölkerung ruhig zu halten und auf Repression, insbesondere in Bezug auf die Verbreitung und öffentliche Ausübung tibetisch-buddhistischer Religion.
    Vor allem das löst immer wieder Widerstand und Demonstrationen aus, die von der lokalen chinesischen Polizei gewaltsam niedergeschlagen werden. So wurden in der Gemeinde Biru im Osten der Autonomen Region Tibet im letzten Herbst bei Auseinandersetzungen mit der Polizei mindestens 60 Menschen verletzt und Dutzende verhaftet, nur weil Tibeter ihre Flagge gehisst hatten. Die zu zeigen ist sowohl in Tibet als auch in China verboten. Schon der Besitz wird mit strengen Strafen geahndet.
    Demonstrationen werden gewaltsam niedergeschlagen
    "Paradoxerweise hat dennoch genau das, was heute in Tibet passiert, dafür gesorgt, dass über Tibetische Identität überhaupt erst diskutiert wird. Das zu verstehen, ist wichtig: Solange man nicht direkt mit einer Gefahr konfrontiert ist, weiß man nicht, dass man bedroht ist. Jetzt ist Gefahr da, jeder kann sie sehen."
    Und doch tragen heute Frauen und Männer in Tibet stolz die traditionelle Chupa – einen Wickelrock oder ein Kleid, in vorwiegend dunklen Farben. Die Haare vieler Männer sind lang, verziert mit buntem Tibetischen Haarschmuck – eine Jahrtausend alte Tradition. Dieses Bild zeigt sich überall im Land, besonders oft aber in den Städten.
    Ein kleines Café, direkt an der Hauptstraße im Zentrum von Lhasa. Es ist Samstagnachmittag. Der Laden ist voll. Junge Tibeter und Chinesen gönnen sich dort einen Kaffee. Das gilt hier als Trendgetränk. Auch, weil er fünf Mal so teuer ist wie ein Milchtee. Das Café gehört Deleg Langmarzang. Zwölf Jahre hat er in der Schweiz gelebt. Aus Heimweh ging er zurück nach Lhasa. Er trinkt schon seinen dritten Cappuccino. Dabei redet er über die Lage in Tibet, aber auch nur, weil er sich in seinem Café sicher fühlt und auf Deutsch spricht, eine Sprache, die kaum jemand in Tibet versteht. Sonst will sich keiner öffentlich über Tibet äußern.
    "Ja, was soll ich sagen. Es ist schwer. Mit Gewalt geht sowieso gar nichts. Meinungsfreiheit gibt es hier nicht."
    Deleg geht es gut, auch wenn ihm die Meinungsfreiheit fehlt und ihn die Lage, in der sich Tibet befindet, traurig macht. Er hat ein eigenes Café mit zwei Mitarbeitern und der Laden läuft gut. Er lebt bei seiner Familie in einfachen Verhältnissen und ist glücklich darüber. Heimweh hat er jetzt nicht mehr, nun ist er von seinen Landsleuten umgeben.
    "Sehr viele im Ausland sagen ja 'Ich bin mit euch'. Aber mit euch sein im Ausland geht nicht. Du kannst nur mit uns sein, wenn du hier bist."
    Genau das war auch der Grund, warum er sich vor drei Jahren entschlossen hat, sein sicheres Leben mit gutem Job in der Schweiz aufzugeben und zurück nach Lhasa zu gehen.

    Lhasa: Das spirituelle Zentrum des Tibetischen Buddhismus
    Die chinesischen Behörden verschärften zum 50. Jahrestag des tibetischen Aufstands gegen China die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Potala-Palast in Lhasa.
    Die chinesischen Behörden verschärften zum 50. Jahrestag des tibetischen Aufstands gegen China die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Potala-Palast in Lhasa. (AP)
    Lhasa bedeutet auf tibetisch Götterort. Es liegt mitten im Himalaja Gebirge und ist auf dem Landweg nur schwer zu erreichen. Es ist sprichwörtlich das "Dach der Welt". Die Geschichte der Stadt geht bis zum 7. Jahrhundert zurück. Sie gilt seither als spirituelles Zentrum für den Tibetischen Buddhismus. Lhasa ist die Hauptstadt im Autonomiegebiet und bedeutsamer religiöser Pilgerort. Der Potala Palast, der ehemalige Palast des Dalai Lama, dem geistlichen tibetischen Oberhaupt, ist die Sehenswürdigkeit Nummer Eins. Auf fast 4.000 Meter Höhe leben hier Tibeter mit einem immer größer werdenden Anteil Chinesen zusammen.
    "90 Prozent der Besitzer hier sind Chinesen. Ich bin auf dieser Straße hier der einzige Tibeter, der was macht. Selbständig", sagt Deleg.
    "Ich unterstütze hier sehr viele Tibeter. Ich kaufe nur von den Tibetern. Anders geht es nicht. Du kannst gegen die Regeln nicht kämpfen. Also sehr wichtig sind zum Beispiel Touristen, die hierher kommen, schauen, Informationen weitergeben, erleben. Denn wenn keine Touristen hier wären, dann könnten die Chinesen machen was sie wollen."
    Touristen gibt es, aber fast alle kommen aus China. Für westliche Touristen ist die Einreise ins Land schwierig und teuer. Auf ein Visum für die autonome Region Tibet müssen sie manchmal monatelang warten. Gibt es dort wieder Unruhen, werden die Grenzen geschlossen und niemand kommt rein.
    Egal ob auf Straßenmärkten oder in Einkaufsstraßen, überall an den Ständen und Geschäften stehen chinesische Schriftzeichen doppelt so groß über den Tibetischen. Zeitungen und Magazine wie zum Beispiel "Chinas Tibet" werden auf Chinesisch und sogar auf Englisch veröffentlicht. Nur sehr wenige Medien dürfen dagegen auf Tibetisch heraus kommen. Was geschrieben und worüber berichtet wird, das entscheidet und kontrolliert die strenge chinesische Zensur.
    China übt strenge Zensur in Tibet
    Auch an Ticketschaltern wird ausschließlich Mandarin gesprochen. Die Eingliederung Tibets in die Volksrepublik China hat zwar der Bevölkerung durchaus mehr Wohlstand und Bildung gebracht. Die ist allerdings stark chinesisch gefärbt und systemkonform. Wer studieren und einen Job haben will, muss chinesisch lernen.
    Der Amerikaner Ronny Harper ist als Tourist nach Lhasa gekommen:
    "Ich mag Lhasa. Aber es ist schon erstaunlich, wie sehr die Stadt zwischen alt und neu aufgeteilt ist. Das neue Lhasa könnte auch irgendeine beliebige Stadt in China sein, wie Peking. Es fällt auf, dass viel Geld in den neuen Teil der Stadt geht und nicht in die Altstadt, den Tibetischen Teil von Lhasa."
    Ein schwieriger Zustand für die rund 80.000 Tibeter, die vorwiegend in der Altstadt leben, in Häusern, die zerfallen. Und wenn doch Geld in die Altstadt fließt, dann nicht für die behutsame Restaurierung traditioneller tibetischer Häuser, sondern in den Neubau von Gebäuden nach chinesischem Vorbild. Ganz Tibet ist reich an natürlichen Ressourcen. Von hohem Interesse sind vor allem die Möglichkeiten, natürliche Wasserenergie und Erdwärmereserven zu nutzen. Außerdem verfügt Tibet über eines der größten Waldgebiete der Volksrepublik mit viel kostbarem Holz. Daneben gibt es Bodenschätze wie Salz, Kristalle, Chromeisenerz und Kupfer.
    Zwangsumsiedlungen für tibetische Nomaden und Dorfbewohner
    Um die Rohstoffe zu nutzen, werden Zwangsumsiedlungen von Dorfbewohnern durchgeführt. Allein im Autonomiegebiet sind laut Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch über eineinhalb Millionen Menschen davon betroffen, das ist mehr als zwei Drittel der Gesamtbevölkerung. Nomaden sollen sesshaft gemacht und in chinesische Strukturen eingegliedert werden. So kann ungestört nach heißen Quellen und Gold gegraben werden.
    Eine eigene Stimme, wenn es um politische Entscheidungen geht, haben Tibeter nicht. Direkter verbaler Protest gegen die chinesische Regierung und deren Besetzung ist nicht möglich. Wer sich trotzdem lautstark zur Wehr setzt, landet im Gefängnis oder wird umerzogen. Als kürzlich Tibeter im Bezirk Driru im Norden der Autonomen Region Tibet sich weigerten, ihre Loyalität gegenüber China zu bekunden, feuerte die lokale Polizei tödliche Schüsse auf eine unbewaffnete Menge ab.
    Statt chinesische Flaggen auf ihren Hausdächern aufzuziehen, hatten die Menschen die Flaggen in einen Fluss geworfen. In Folge hat die chinesische Regierung Driru als politisch instabilen Bezirk identifiziert. Dort wird nun ein so genanntes "intensives und durchgreifendes" politisches Umerziehungsprogramm durchgeführt, was ständige Meetings mit chinesischer Polizei und Behörden in Dörfern und Klöstern bei Tag und Nacht umfasst.
    Überall in Tibet werden die Menschen streng überwacht. In der ganzen Stadt sind Kameras installiert. Jeder wird beobachtet. Das merkt auch Cafébesitzer Deleg Langmarzang, denn vor seiner Tür auf der Haupteinkaufsstraße in Lhasa sind ebenfalls Kameras zu sehen.
    In Tibet herrscht strenge Überwachung
    "Es ist ein sehr schönes Land. Und die Tibeter sind recht zufrieden. Eigentlich. Auch mit sehr wenig. Nur das einzige Problem ist, es ist politisch ein bisschen zu streng, viel Polizei und Kontrollen. Das ist der einzige Grund, der nervt."
    "Wir müssen jetzt vorsichtig sein, ich glaube die Räume in dieser Gegend sind verwanzt."
    ...sagt der ehemalige Mönch Dorje, bevor er das Gespräch abbricht und das Hotelzimmer verlässt. Er möchte nicht mehr über Politik reden. Wie eigentlich alle in Tibet. Aus gutem Grund, denn ein befreundeter ehemaliger Mönch wurde aufgrund anti-chinesischer Aussagen verhaftet und in eine so genannte Umerziehungsanstalt gesteckt. Dorje hat seitdem nichts mehr von ihm gehört. Er hat Angst.
    Selbst um den tibetisch buddhistischen Jokhang Tempel sind keine Mönche in ihren roten Roben zu sehen. Es ist zu gefährlich für sie, sich in der traditionellen Ordenskleidung zu zeigen. Mönche haben Angst, eingesperrt zu werden. Erst im Dezember haben chinesische Behörden drei Klöster in Driru geschlossen. Der Grund: kritische Mönche und fehlende Loyalitätsbeweise gegenüber China. Die Polizei kontrolliert die Straßen und beobachtet sie außerhalb des Klosters.

    Selbstverbrennung: Verzweifeltes Zeichen des Protestes
    Ein brennender Mönch auf einer Straße, hinter ihm gehen mehrere Uniformierte vorbei
    In den vergangenen fünf Jahren haben sich rund 120 Tibeter aus Protest gegen die chinesische Führung selbst in Brand gesetzt. (picture alliance / dpa)
    Die Bevölkerung fürchtet Unruhen und Übergriffe der Polizei, aber auch, dass sich öffentliche Selbstverbrennungen wiederholen könnten. Allein in den vergangenen fünf Jahren haben sich rund 120 Tibeter selbst in Brand gesetzt. Ein verzweifeltes Zeichen des Protests gegen das Vorgehen der chinesischen Führung.
    Die einzige Möglichkeit, öffentlich die tibetische Kultur zu feiern und das Tibetische Oberhaupt, den Dalai Lama zu verehren, liegt in der Popmusik. Nur mit Musik können sich tibetische Künstler zu ihrem Glauben, ihrer Kultur und Heimat bekennen. Mit Umschreibungen und Codewörtern. Sänger Yadong macht es vor. Ama heißt Mutter und steht hier auch für seine Heimat Tibet. Yadong drückt so seine Liebe zum Land aus. Eine künstlerische Freiheit, die bis jetzt in Tibet nicht verboten ist. Und genau diese Freiheit nehmen sich immer mehr tibetische Künstler, um mit Popmusik für die Erhaltung ihrer bedrohten Kultur zu kämpfen.