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Ticketskandal von Rio
"Der Systemverdacht ist sicher die richtige Fährte"

Der Ticketskandal rund um die Olympischen Spiele in Rio weitet sich aus. Nach ZDF-Berichten geht die Staatsanwaltschaft in Rio davon aus, dass auch IOC-Chef Thomas Bach Bescheid gewusst haben könnte. Für Thomas Kistner klingt das plausibel: "Thomas Bach gehört zu den kontrollsüchtigsten Funktionären im Weltsport überhaupt", sagte der Sportredakteur der Süddeutschen Zeitung im DLF.

Thomas Kistner im Gespräch mit Philipp May |
    Der Journalist Thomas Kistner
    Der Journalist Thomas Kistner (imago stock & people)
    Der in Rio während Olympia wegen illegalen Tickethandels festgenommee IOC-Topfunktionär Patrick Hickey, hatte sich zuvor schriftlich an IOC-Chef Thomas Bach gewandt und hunderte Top-Eintrittskarten zusätzlich für sein irisches Olympische Komitee geordert.
    Neue brisante Details
    Nun hat das ZDF in der Sendung "Sportreportage" neue Einzelheiten und Dokumente publik gemacht: Demnach gibt es ein offizielles Schrieben des Organisationskomitees, datiert nur vierzehn Tage nach den Nachrichten von Hickey an Bach. Darin steht: Insgesamt 844 Karten extra an das Irische Olympische Komitee – auf Anweisung des IOC.
    Der ungefähre Gegenwert nach Einschätzung von Experten: bis zu 3,5 Millionen Euro. Die Ermittler gehen davon aus, dass Hickey diese Karten an die nicht zu gelassene Ticketagentur THG weitergereicht hat.
    Was wusste Thomas Bach?
    Der leitende Staatsanwalt in Rio, Marcos Kac, sagte dem ZDF: "Ich denke, Thomas Bach weiß davon. Es gibt viele Indizien dafür. Er ist der Chef der Leute, die ein großes Event in Händen halten und versuchen, sich persönlich zu bereichern."
    SZ-Sportredakteur Thomas Kistner, der den Ticketskandal ebenfalls schon seit Monaten begleitet, geht es ähnlich: "Es erscheint schlicht unvorstellbar, dass im Olymp solche Geschäfte ablaufen, ohne dass Thomas Bach weiß, worum es geht."
    Anmerkung der Redaktion: "Das IOC ließ Deutschlandradio zwischenzeitlich unter Bezugnahme auf den hier öffentlich zugänglich gemachten Beitrag mitteilen, dass weder das IOC noch Herr Bach Kenntnis von seitens der brasilianischen Behörden vorgeworfenen illegalen Ticketverwendungen hatte und überließ Deutschlandradio eine Stellungnahme des IOC zur Veröffentlichung an dieser Stelle."
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.