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Tiere fühlen sich in Altbauten wohl

Altbauten sanieren und besser dämmen, das klingt nach einer guten Sache. Aber Mauersegler hinter dem Fallrohr und Fledermäuse auf dem Speicher verlieren bei diesen Sanierungen ihre urbanen Rückzugsorte.

Von Susanne Kuhlmann | 07.03.2012
    Mauersegler hinter dem Regenfallrohr, Mehlschwalben unter dem Dachüberstand, Fledermäuse auf dem Speicher – in Städten suchen Vögel und Fledermäuse gerne Unterschlupf in Häusern. Vorzugsweise in älteren Gebäuden, wo sie mehr verborgene Zugänge finden. Im Rahmen des Energiesparkonzepts der Bundesregierung werden aber immer mehr diese Häuser saniert, also mit Wärmedämmung und neuem Dach versehen. Dabei verschwinden Löcher, Spalten und stille Winkel. Es sei denn, Wohnraum für Vögel und Fledermäuse wird direkt mit eingebaut. Als Nistkasten und Fledermausziegel zum Beispiel, die perfekt in die Dämmung oder unter den Dachüberstand passen.

    "Wir reden über Mauersegler, wir reden über Sperlinge, aber auch über den Hausrotschwanz."

    Glatte Hausfassaden, viele Bäume und aufgeräumte Gärten machen Mauerseglern, einigen anderen Vogelarten und Fledermäusen das Leben in Städten schwer, sagt Dr. Angelika Kahl-Dunkel vom Naturschutzbund NABU. Die Tiere werden wohnungslos, wenn bei der Gebäudesanierung mit alten Wandverkleidungen, Traufen und Dachziegeln massenhaft Brutquartiere und Unterschlupfmöglichkeiten verschwinden.

    "Die Mauersegler sind sehr ortstreu, und auch wenn man sie durch die Straßen zischen sieht und die Rufe hört, heißt das nicht, dass sie dort auch noch brüten. Mauersegler können über 20 Jahre alt werden, und wenn sie keinen Nistplatz finden, dann sind sie immer noch da."

    Nistplätze, zum Beispiel für Mauersegler und Sperlinge, lassen sich gut mit der energetischen Sanierung eines Hauses kombinieren. Das hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND, zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, DBU, in der Region um Hannover im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojekts gezeigt. Es gibt auch Lösungen für besonders ambitionierte Hausbesitzer, erläutert Dr. Volker Wachendörfer, Naturschutzreferent der DBU.

    "Wenn man gerne größere Vögel am Haus haben möchte, dann kann man auch versuchen, eine Nisthilfe für Turmfalken oder Schleiereulen anzubauen. Es gab eine enge Zusammenarbeit mit Architekten, die ja viel Wert auf Ästhetik legen. Da ist es schön, wenn man solche Fassadenkästen oder Niststeine so in eine Fassade integriert, dass man kaum was davon sieht – lediglich ein Einflugloch – und das ganze gar nicht besonders auffällt."

    Hersteller bieten solche Nisthilfen an, die sich völlig in die Dämm- oder Putzschicht einfügen. Auch Fledermausquartiere können integriert werden; kleine Spalten, die nur gut zehn Zentimeter tief sind. Wenn Hausrotschwänze, Mehlschwalben oder Mauersegler am Haus leben, sehen die Bewohner das meistens. Die nachtaktiven Fledermäuse verraten ihre Anwesenheit aber auch.

    "Zum Beispiel wenn an bestimmten Stellen Fledermauskot gefunden wird – ganz trocken - ist gar kein Problem. Das ist aber ein Hinweis darauf, dass Fledermäuse in dem Haus wohnen."

    Wichtig ist, die Baumaßnahme nicht gerade während der Brutzeit zu beginnen. Und neue Nisthilfen sollten in etwa an derselben Stelle eingefügt werden, wo die Tiere vorher schon Unterschlupf fanden. Vogelexpertin Angelika Kahl-Dunkel:

    "Hinter den Fallrohren, wenn da Nischen sind, sollte man gucken, ob man die offen lassen kann und vielleicht von hinten etwas zumacht, dass kein Zug ins Haus entsteht. Die holzverkleideten Giebel, die unter dem Dach bei Gründerzeithäusern sind, da kann man von unten, wenn es Mauersegler und Spatzen in der Umgebung gibt, reihenförmig Löcher bohren und es auch zum Dachboden hin zu machen. Aber dass es da eine Leiste am Haus gibt, wo die Vögel ein schlüpfen können."

    Hausrotschwänze suchen nach verborgenen Winkeln.

    "Da sollte man gucken, ob man nicht über Terrassentüren, Haustüren oder an einem Schlinggewächs absichtlich Nischen stehen lässt oder das nicht so ganz sauber macht. Vielleicht sich mit jemandem aus dem NABU besprechen, der vor Ort geht und sich anguckt, was man machen kann."

    Ehrenamtlich tätige Naturschützer vom BUND oder vom NABU helfen auch bei allen weiteren Fragen zum Artenschutz bei der Haussanierung.

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