
Es brauche einen entschiedenen Einsatz gegen das grausame Vorgehen, sagte Fachreferent Björn Thun dem Deutschlandfunk. Man habe sich bereits an den türkisch geprägten deutschen Islamverband Ditib oder den früheren deutschen Fußballnationalspieler Mesut Özil gewandt, der inzwischen im Vorstand der türkischen Regierungspartei AKP ist. Doch beide ignorierten das Tierleid.
Laut PETA ist die Situation von streunenden Katzen oder Hunden in der Türkei verheerend. Zahlreiche heimatlose Tiere würden Opfer von Gewalt, unter Zwang eingefangen und in großer Zahl, oftmals grausam, getötet. Berichten zufolge würden Hunde auch von Privatpersonen erschlagen und erschossen, da sie das Gesetz als Freifahrtschein für Tierquälerei betrachteten. Etliche städtische Tierheime seien in erschreckend schlechtem Zustand. Menschen, die sich für die Tiere einsetzten, würden bedroht oder sogar tätlich angegriffen, so Thun. Zudem hätten sie mit den steigenden Preisen für medizinische Versorgung der Tiere zu kämpfen. Ähnlich hatte sich die Tierschutzorganisation Vier Pfoten geäußert.
Gesetz erlaubt Kommunen, kranke oder aggressive Tiere einzuschläfern
Das vergangenen Sommer in der Türkei verabschiedete Gesetz erlaubt das Einschläfern von Straßentieren in bestimmten Fällen. Anlass waren schwere, teils tödliche Angriffe auf Menschen sowie Ärger über nächtliches Hundegebell oder öffentliche Verunreinigungen. Eine Beschwerde der oppositionellen CHP gegen das Gesetz wurde vergangenen Monat vom Verfassungsgericht abgewiesen.
Das neue Gesetz verpflichtet Kommunen dazu, Streuner einzufangen und in Tierheimen unterzubringen. Wenn möglich, sollen sie an künftige Halter vermittelt werden, was in der Regel kaum gelingt. Stufen Veterinäre die Straßentiere aber als krank oder aggressiv ein, können sie eingeschläfert werden. Schätzungen zufolge gibt es vier Millionen Straßenhunde in der Türkei. Die Zahl der Tierheimplätze wird mit rund 100.000 angegeben. Sie sollen ausgebaut werden. Kritiker des Gesetzes argumentieren, wegen der fehlenden Kapazitäten der Tierheime würden Graubereiche im Gesetz genutzt, um Tiere einfach einzuschläfern.
Eltern sorgen sich nach tödlichen Hundeangriffen um ihre Kinder
Befürworter des Gesetzes in der Türkei sind unter anderem Eltern, deren Kinder durch streunende Tiere angefallen und schwer verletzt worden. Sie drängen auf sichere Schulwege für Kinder und verlangen den Ausbau der Tierheime. Berichten zufolge stehen sich Gegner und Befürworter des Gesetzes oft unversöhnlich gegenüber. Von Bedrohungen und tätlichen Angriffen ist die Rede.
Die Tierschützer fordern die Umsetzung von Programmen, bei denen Streuner eingefangen, kastriert, geimpft und in ihre ursprünglichen Gebiete zurückgebracht werden – sogenannte CNVR-Programme (Catch-Neuter-Vaccinate-Return)
Diese Nachricht wurde am 15.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.