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Bewerbung um Olympische Spiele
"Beim Fußball wird Gigantismus akzeptiert"

Hockeyspieler Timur Oruz sieht den Gigantismus bei Olympia zwar kritisch, bemängelt aber, dass er beim Fußball eine andere Akzeptanz hat. Der Olympiadritte von 2016 spricht sich im Deutschlandfunk für eine deutsche Olympiabewerbung aus.

Timur Oruz im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Hockeyspieler Timur Oruz, Olympiadritter vom 2016
Hockeyspieler Timur Oruz, Olympiadritter vom 2016 (Jessica Sturmberg)
Der Gigantismus sei nicht förderlich und auch in der aktuellen Zeit und Gesellschaft nicht mehr tragbar, gleichwohl erlebe er als Sportler, dass es aber einen Gigantismus gebe, der auch mit Begeisterung gefördert werde – und zwar im Fußball, sagte Hockeyspieler Timur Oruz im Deutschlandfunk. Die Summen, die dort ausgegeben würden für Spieler und Gehälter seien für ihn Gigantismus. Er frage sich als Hockeyspieler, warum die Gesellschaft an der Stelle kein Problem damit habe und man die Moralschwelle so niedrig ansetze. Das nehme er auch beim Thema Korruption wahr. Da wünsche er sich mehr Ausgleich.

Zweierlei Maß bei der Moral

Die unterschiedlichen Maßstäbe, die zwischen Fußball und anderen Sportarten angelegt würden wären insoweit berechtigt, als dass Fußballer ganz anders in der Öffentlichkeit stehen würden, andere Verpflichtungen hätten und weniger Freiheit sowie Freizeit hätten von den Medien. Auch seien die Geldflüsse ganz andere. Oruz wünsche sich dennoch, dass es bei moralischen Fragen einen gleichen Maßstab gebe. 
Einer deutschen Olympiabewerbung solle eine Chance gegeben werden. „Ich glaube schon, dass Deutschland in der Lage wäre wie vor 50 Jahren in München Olympische Spiele auszurichten, die nachhaltig sind, wovon das Land und der Sport und vor allem die Sportvielfalt profitiert“, erklärt Oruz. In London habe das auch gut funktioniert. Er würde sich freuen, wenn das zusammen mit der Bevölkerung angegangen würde.

Kein Kraftraum für Olympia-Athleten

Oruz plädiert dafür, den Sportarten außerhalb des Fußballs mehr Plattform zu geben. Unternehmen sollten mehr darüber nachdenken, mehr Geld in andere Sportarten zu investieren, statt achtstellige Summen für Bandenwerbung im Fußball auszugeben. Dort könnten deutlich geringere Summen viel Positives bewirken.
Als Beispiel nannte er die Situation seines Teams aus Olympia-Athleten, das nach dem Hochwasser im Rhein-Erft-Kreis keinen Kraftraum zur Verfügung hatte. Es sei „nicht nur unprofessionell, sondern armselig für ein reiches Land wie Deutschland, dass die Topathleten nicht mal einen Kraftraum haben.“ Wenn sie auf Sponsoren zugingen, bekämen sie oft selbst für 300, 400 Euro im Monat schon Absagen. Hier würde er sich über mehr Unterstützung von Unternehmen, Medien und der Gesellschaft freuen.