Krieg in Nahost
Viele Tote bei israelischem Beschuss von Gaza-Klinik - auch mehrere Journalisten unter den Opfern

Bei einem israelischen Angriff auf das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis sind nach palästinensischen Angaben mindestens 20 Menschen getötet worden. Unter den Toten befinden sich demnach auch insgesamt fünf Journalisten unter anderem des katarischen Senders Al Jazeera sowie der Nachrichtenagenturen Reuters und AP.

    Im Bildvordergrund tragen zwei Männer eine bewusstlose Frau unter ein Dach. Dahinter wird ein Mann von zwei anderen Palästinenser getragen. Drumherum weitere Personen.
    Bergung von Opfern im Nasser lrankenhaus nach dem israelischen Angriff. (picture alliance/Anadolu/Abdallah F.s. Alattar)
    Nach Angaben des Krankenhauses wurden die Medienschaffenden bei einem Luftangriff tödlich getroffen, als sie sich im vierten Stock der Klinik in der südlichen Stadt Chan Junis aufhielten.

    Sender und Agenturen erschüttert

    Reuters und AP bestätigten den Tod ihrer Mitarbeiter und äußerten sich erschüttert. Nach Angaben von AP ist eine freie Mitarbeiterin unter den Getöteten. AP erklärte: "Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um unsere Journalisten im Gazastreifen zu schützen, während sie unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen weiterhin entscheidende Augenzeugenberichte liefern". Reuters berichtete, ihr freier Mitarbeiter Hussam al-Masri sei bei dem Angriff getötet worden. Ein Fotograf der Agentur - ebenfalls ein freier Mitarbeiter - wurde demnach verletzt. Al-Dschasira berichtete, ein Kameramann des Senders sei tödlich getroffen worden. Zwei weitere getötete Journalisten arbeitete als freie Mitarbeiter für verschiedene Medien.
    Das israelische Militär teilte mit, es bedauere jeden Schaden, der unbeteiligten Personen zugefügt werde. Man habe den Generalstabschef angewiesen, so schnell wie möglich eine Untersuchung durchzuführen. Die Armee sprach im Gegensatz zu den Kliniken von insgesamt 19 Toten anstatt 20.

    Internationale Kritik

    International stieß der Tod der Journalisten auf scharfe Kritik. Aus dem Bundesaußenministerium hieß es, man sei schockiert über die Tötung von Journalisten, Rettungskräften und Zivilisten. Der Angriff müsse aufgearbeitet werden. Regierungssprecher Kornelius forderte Israel auf, für Transparenz in seiner Kriegsführung zu sorgen. Er sagte in Berlin, eine Berichterstattung aus dem Gaza-Streifen müsse möglich sein. US-Präsident Trump sprach in Washington von einem Albtraum, der beendet werden müsse. Der britische Außenminister Lammy erklärte, er sei entsetzt über das Vorgehen Israels. Nötig sei ein sofortiger Waffenstillstand.

    "Reporter ohne Grenzen" fordert UNO-Dringlichkeitssitzung

    Die Organisation Reporter ohne Grenzen forderte eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats. Es müssten konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um die Verbrechen gegen Medienvertreter zu stoppen, sagte der ROG-Generaldirektor Bruttin. Er verwies auf eine vor zehn Jahren beschlossene Resolution des UNO-Sicherheitsrats zum Schutz von Reportern in Krisengebieten. Bruttin warf Israel vor, gegen die Resolution zu verstoßen. Seit Beginn des Gaza-Krieges sollen mehr als 200 Journalisten bei israelischen Angriffen ums Leben gekommen
    Das Nasser-Krankenhaus wurde seit Beginn des Gaza-Krieges immer wieder angegriffen. Israel gibt an, Attacken auf Krankenhäuser und Einsätze in Kliniken richteten sich gegen Extremisten, die dort aktiv seien.
    Auch andernorts im Gazastreifen wurden weitere Todesopfer verzeichnet. So teilte das Al-Awda-Krankenhaus mit, sechs Menschen seien auf dem Weg zu einer Verteilstelle für Hilfsgüter durch israelische Schüsse getötet worden. 15 weitere seien verletzt worden.

    Schon gestern zahlreiche Tote bei israelischen Angriffen gemeldet

    Gestern waren aus dem Gazastreifen bereits 42 Todesopfer durch israelische Attacken gemeldet worden. Laut den Behörden gab es mehrere Luftangriffe auf Gaza-Stadt und weitere Gegenden im Zentrum, Norden und Süden des Palästinensergebiets. Beim folgenschwersten Angriff auf ein Viertel von Gaza-Stadt seien acht Menschen getötet worden. Vier palästinensische Hilfesuchende wurden nach Angaben von Zeugen südlich von Gaza-Stadt erschossen, als sie in Richtung einer Lebensmittelverteilstelle und eines Krankenhauses unterwegs waren. Acht Kinder sollen an Sonntag an Unterernährung gestorben sein.
    Alle diese Angaben lassen sich unter anderem wegen der von Israel verhängten Beschränkungen für die Medien in Gaza nicht unabhängig überprüfen.
    Diese Nachricht wurde am 25.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.