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Tote Verbrecher
Streit um Begräbnisse gab es schon früher

Nach dem Selbstmordanschlag von Ansbach ist in der kleinen mittelfränkischen Stadt ein Streit darüber entbrannt, wo der Attentäter begraben werden soll. Die Frage ist nicht neu - auch bei RAF-Terroristen und NS-Verbrechern war der Ort des Begräbnisses umstritten.

    Das Grab von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe auf dem Friedhof in Stuttgart-Degerloch am 06. Oktober 2007. Die führenden Köpfe der RAF (Rote-Armee-Fraktion) hatten am 18. Oktober 1977 im Gefängnis in Stuttgart-Stammheim Selbstmord verübt und wurden am 27. Oktober 1977 beerdigt.
    Das Grab der RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe auf dem Friedhof in Stuttgart-Degerloch. (dpa - Martin Bernklau)
    Der Attentäter von Ansbach, ein 27-jähriger Syrer, tötete sich bei seinem Anschlag am Eingang eines Musikfestivals, bei dem er 15 Menschen verletzte, selbst. Ihm wird die Nähe zum sogenannten Islamischen Staat attestiert.
    Zwar gibt es auf dem Waldfriedhof von Ansbach ein muslimisches Grabfeld, aber der Imam will den Attentäter dort nicht nach muslimischem Ritual bestatten: "Was der Attentäter hier getan hat, ist für uns inakzeptabel." Eigentlich müsste die Kommune sich um die Bestattung kümmern. Da oftmals nur die günstigste Variante, die Feuerbestattung gezahlt wird, was bei Muslimen verboten ist, kommt auch da ein Problem auf Ansbach zu. Es ist nicht das erste Mal, dass die Bestattung von Tätern die jeweiligen Orte vor eine Herausforderung stellt.
    Ministerpräsident wollte nicht alle RAF-Terroristen in Stuttgart bestattet wissen
    Auch die Suche nach der Grabstätte der RAF-Terroristen Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan-Carl Raspe nach deren Selbstmord war ein Politikum - auch über den Tod hinaus bestand die Front zwischen denjenigen fort, die den Staat bestimmt verteidigten, und dessen Feinden. Der damalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Hans Filbinger, drängte darauf, dass nur Ensslin in Stuttgart beigesetzt wird, da sie aus Schwaben stammte.
    Doch Stuttgarts Oberbürgermeister Manfred Rommel setzte sich über diesen Wunsch hinweg und wies dem Trio ein Gemeinschaftsgrab auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof zu. Mit dem Tod muss alle Feindschaft enden", sagte Rommel. Zum Begräbnis fanden sich hunderte RAF-Sympathisanten auf dem Friedhof ein - und ebenso viele Sicherheitskräfte. Entgegen Befürchtungen wurde das Grab nicht zur Anlaufstelle von RAF-Anhängern.
    Heß-Grab wurde zur Pilgerstätte und schließlich aufgelöst
    Ein solches Problem bestand hingegen im Zusammenhang mit dem Grab des NS-Kriegsverbrechers Rudolf Heß im oberfränkischen Wunsiedel. Es wurde im Jahr 2011 gar aufgelöst, da es eine Pilgerstätte für Nazis darstellte. Nachdem er sich 1987 im Kriegsverbrechergefängnis Spandau getötet hatte, wurde er in Wunsiedel begraben - dem letzten Willen entsprechend im Familiengrab seiner Eltern. Fortan demonstrierten Neonazis ihre radikale Gesinnung zu Heß' Todestag an dessen Grab, auf dem der Spruch "Ich hab's gewagt" geschrieben stand.
    Zwar konnte die Stadt die Aufmärsche seit 2005 untersagen, aber die Kirche wollte dem Personenkult am Friedhof Wunsiedel gänzlich ein Ende setzen und kündigte den Pachtvertrag mit Heß' Angehörigen im Jahr 2011. Anschließend wurde das Grab entfernt, die Gebeine wurden exhumiert.
    Suche nach Priebke-Grab war noch 2013 schwierig
    Zuletzt führte die Suche nach einer Grabesstätte für den SS-Verbrecher Erich Priebke, der 2013 100-jährig in Rom gestorben war, zum Streit. Priebke war mitverantwortlich für das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom war, bei dem ein SS-Kommando 335 Menschen verschleppte tötete. Priebke verbüßte eine lebenslange Haftstrafe im Hausarrest. Sowohl in Italien als auch in Deutschland war die Sorge groß, dass das Grab des Holocaust-Leugners Rechtsextreme anziehen könnte.
    Priebke wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien, wo Priebke bis 1994 unbehelligt unter seinem echten Namen gelebt hatte, neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Aber auch Argentinien lehnte ab. Schließlich wurde Priebke anonym auf dem Friedhof einer italienischen Haftanstalt begraben, auf dem es seit 20 Jahren keine Beisetzungen mehr gegeben hatte, offenbar ohne Namen, nur mit einer Nummer auf einem Holzkreuz. Der genaue Ort des Begräbnisses wurde geheim gehalten.
    (vic/tzi)