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Trainer zu Gewalt im Eishockey
„Meine Faust hört da auf, wo deine Nase anfängt“

Im Eishockey ging es früher sehr gewalttätig zu. Der Trainer und Ex-Spieler Kent Ruhnke war dabei. Im Dlf beschreibt er eine Tradition des Grenzgangs in seinem Sport - und verteidigt die Freiheit der Trainer, "Kopfspiele" zu probieren und manchmal über diese Linie zu gehen.

Kent Ruhnke im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Bildnummer: 05708457 Datum: 30.03.2010 Copyright: imago/Geisser Eishockey Playouts Spiel 3 EHC Biel - SCL Tigers Langnau 4:2 Trainer Kent Ruhnke (EHC Biel); Herren Eishockey Schweiz National League NLA 2009 2010 Biel Porträt vdig xdp 2010 quer PLAYOUTS EISHOCKEY TRAINER COACH Image number 05708457 date 30 03 2010 Copyright imago Geisser Ice hockey Playout Game 3 EHC Biel SCL Tigers Langnau 4 2 team manager Kent Ruhnke EHC Biel men Ice hockey Switzerland National League NLA 2009 2010 Biel Portrait Vdig 2010 horizontal Playout Ice hockey team manager Coach
"Trainer haben Gewalt als Taktik ausgegeben", sagt Eishockey-Trainer Kent Ruhnke (Imago)
Eishockey sei ein harter Sport, so Ruhnke. In seiner aktiven Zeit habe es Schlägereien auf dem Eis und außerhalb des Eises gegeben: "Ich habe alles erlebt. Doch die Entschuldigungskultur ist neu."
Für die Boston Bruins hat Ruhnke selbst in der NHL gespielt. "In einem Jahr habe ich 13 Massenschlägereien erlebt. Das ist unglaublich. Leute sind neben mir K.O. gegangen. Man musste kämpfen und sich schützen. Viele Anweisungen kamen von der Bank. Die Trainer haben sie als Taktik ausgegeben", beschreibt Ruhnke die Aufforderungen zur Gewalt.
"Ein Coach kann durch Einschüchterung Vorteile schaffen"
Mittlerweile ist Kent Ruhnke als Trainer aktiv. Er nennt die psychologischen Tricks "Kopfspiele": "Wenn ein Coach eine schlechte Mannschaft hat, kann man durch Einschüchterung einen kleinen Vorteil schaffen. Ich habe nie einen Spieler aufs Eis geschickt, damit er sich verletzt. Aber ich habe die Spieler angeheizt und sie zum Beispiel zu Provokationen im Warmup aufgefordert."
Dass das nicht immer gut ankam, gesteht er ein. Letztlich sei er damit aber erfolgreich gewesen: "Ich habe die Spieler gepusht, gepusht und gepusht. Sie haben mich gehasst. Aber schlussendlich sind wir aufgestiegen und alles ist aufgegangen."
"Die Spieler wollen heute keine harten Coaches haben"
Ruhnke wundert sich nicht, dass die Debatte über Gewalt und Machtmissbrauch auch im Eishockey jetzt hochgekommen ist: "Das gehört zu der kulturellen Atmosphäre gerade. Die jungen Spieler sind nicht so erzogen wie wir. Wir sind ruhig geblieben und haben weitergemacht. Die Spieler heute wollen keine harten Coaches haben."
Dass die Eishockeyspieler von heute selbstbewusster sind, findet der 67-Jährige gut. Aber: "Ich habe es nicht so gerne, wenn jetzt ein ehemaliger Spieler kommt und schmutzige Wäsche wäscht. Wir Trainer müssen lernen, dass Gewalt und Rassismus verboten sind. Aber man sollte auch die Möglichkeit haben, Kopfspiele zu probieren und manchmal über diese Linie zu gehen. Das ist die Linie zwischen Aggression und Gewalt. Meine Faust hört da auf, wo deine Nase anfängt."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.