Eishockey sei ein harter Sport, so Ruhnke. In seiner aktiven Zeit habe es Schlägereien auf dem Eis und außerhalb des Eises gegeben: "Ich habe alles erlebt. Doch die Entschuldigungskultur ist neu."
Für die Boston Bruins hat Ruhnke selbst in der NHL gespielt. "In einem Jahr habe ich 13 Massenschlägereien erlebt. Das ist unglaublich. Leute sind neben mir K.O. gegangen. Man musste kämpfen und sich schützen. Viele Anweisungen kamen von der Bank. Die Trainer haben sie als Taktik ausgegeben", beschreibt Ruhnke die Aufforderungen zur Gewalt.
"Ein Coach kann durch Einschüchterung Vorteile schaffen"
Mittlerweile ist Kent Ruhnke als Trainer aktiv. Er nennt die psychologischen Tricks "Kopfspiele": "Wenn ein Coach eine schlechte Mannschaft hat, kann man durch Einschüchterung einen kleinen Vorteil schaffen. Ich habe nie einen Spieler aufs Eis geschickt, damit er sich verletzt. Aber ich habe die Spieler angeheizt und sie zum Beispiel zu Provokationen im Warmup aufgefordert."
Dass das nicht immer gut ankam, gesteht er ein. Letztlich sei er damit aber erfolgreich gewesen: "Ich habe die Spieler gepusht, gepusht und gepusht. Sie haben mich gehasst. Aber schlussendlich sind wir aufgestiegen und alles ist aufgegangen."
"Die Spieler wollen heute keine harten Coaches haben"
Ruhnke wundert sich nicht, dass die Debatte über Gewalt und Machtmissbrauch auch im Eishockey jetzt hochgekommen ist: "Das gehört zu der kulturellen Atmosphäre gerade. Die jungen Spieler sind nicht so erzogen wie wir. Wir sind ruhig geblieben und haben weitergemacht. Die Spieler heute wollen keine harten Coaches haben."
Dass die Eishockeyspieler von heute selbstbewusster sind, findet der 67-Jährige gut. Aber: "Ich habe es nicht so gerne, wenn jetzt ein ehemaliger Spieler kommt und schmutzige Wäsche wäscht. Wir Trainer müssen lernen, dass Gewalt und Rassismus verboten sind. Aber man sollte auch die Möglichkeit haben, Kopfspiele zu probieren und manchmal über diese Linie zu gehen. Das ist die Linie zwischen Aggression und Gewalt. Meine Faust hört da auf, wo deine Nase anfängt."
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