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Transportflugzeug
Bundeswehr hält an A400M fest

Die Probleme der Bundeswehr mit dem Transportflugzeug A400M reißen nicht ab: Risse im Rumpf, Materialmängel und mögliche Konstruktionsfehler sorgen für Schlagzeilen. Weil sich die Auslieferung verzögert, werden zudem Lücken beim Lufttransport erwartet. Nicht zuletzt ist die Maschine auch zu groß für einige Flugplätze. Ein Abbruch des Projekts kommt für die Bundeswehr aber nicht infrage.

Von Klaus Remme | 01.06.2016
    Ein Militärtransporter vom Typ Airbus A400M in einer Fertigungshalle in Toulouse im Südwesten Frankreichs.
    Ein Militärtransporter vom Typ Airbus A400M in einer Fertigungshalle in Toulouse im Südwesten Frankreichs. (AFP PHOTO / Remy Gabalda)
    Seit Jahren wartet die Bundeswehr auf den A400M, den hochmodernen Militärtransporter, der die Transall ablösen soll. Fast 60 Piloten und knapp 40 Lademeister sind bereits für das neue Flugzeug ausgebildet. Ganze drei Maschinen sind ausgeliefert und auch wenn dieses Jahr - wie man hofft - vier bis sechs Flugzeuge dazukommen.
    Die Probleme reißen nicht ab. Risse im Rumpf, Materialmängel und mögliche Konstruktionsfehler im Getriebe. Erst am Wochenende hatte Airbus-Chef Tom Enders öffentlich eingeräumt, die Probleme unterschätzt zu haben. Jetzt heißt es aus dem Verteidigungsministerium: Wir bekommen Probleme auf der Zeitachse. Transall-Maschinen werden viel schneller außer Dienst gestellt als neue A400M Transporter zulaufen. Nach grober Kalkulation führt dies in zwei oder drei Jahren zu Engpässen beim Lufttransport. Agnieszka Brugger, die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, schüttelt den Kopf:
    "Es ist völlig inakzeptabel, dass es so lange zu Verzögerungen kommt, dass immer noch nicht alle geforderten Leistungen gebracht werden und dass der Hersteller immer wieder neue Großaufträge bekommt, ohne dass die entsprechenden Entschädigungen und Schadensersatzzahlungen ausgehandelt sind."
    Ministerium: Die Probleme sind beherrschbar
    Projektabbruch, selbst vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme, will man davon im Ministerium nichts wissen. Die Probleme sind beherrschbar, heißt es im Bendlerblock. Die Verantwortung liege klar beim Hersteller, Engpässe im Transport will man durch zivile Unternehmen und Partner in der Allianz ausgleichen. Doch das ist nicht einzige Problem rund um den A400M. Hochmodern, im internationalen Vergleich aufgrund der Leistungsdaten ohne Vergleich und nagelneu, konzediert man im Verteidigungsministerium jetzt eine Fähigkeitslücke. Hier der verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Rainer Arnold:
    "Es gab immer wieder Fachleute, die uns gesagt haben, Leute, seid vorsichtig, ihr habt zwar ein gutes Flugzeug, wenn es denn funktioniert, aber es kann bestimmte Dinge, die die Transall gut konnte, eben nicht mehr."
    A400M zu groß für manche Orte
    Auf kleinen Flugplätzen, die bei den zunehmenden Auslandseinsätzen, etwa in Afrika, immer wichtiger werden, ist der A400M zu groß. Landebahnen, Wendekreis, Infrastruktur für die Entladung - all das kann bei dem neuen Transporter zu Problemen führen. Die Konsequenz ist für Rainer Arnold sonnenklar:
    "Wir brauchen noch ein ergänzendes Flugzeug und da ist es fünf Minuten nach zwölf bei dieser Fähigkeitslücke und ich muss schon sagen, das Ministerium und die Streitkräfte sind jahrelang sehenden Auges in diese Lücke gerannt, erst jetzt kommen hier die Fakten auf den Tisch."
    "Gescheut, sich dieser Wirklichkeit zu stellen"
    Die Projektgeschichte A400M ist lang und mehrere Verteidigungsminister beschäftigt, für die Probleme beim Hersteller kann Ursula von der Leyen nichts, sagt der SPD-Verteidigungsexperte Arnold. Für die drohende Fähigkeitslücke nach dem Ausscheiden der letzten Transall schon:
    "Ich hab den Eindruck, man wollte da darüber politisch nicht reden, weil man Sorge hatte, es ist schwer zu kommunizieren. Jetzt kaufen wir dieses teure sehr, sehr teure Flugzeug und dann kommt man drauf: Moment mal, wir brauchen jetzt noch was Ergänzendes. Die Politik im Ministerium und die Truppe haben sich gescheut, sich dieser Wirklichkeit zu stellen."
    Kein Drama, winkt man im Verteidigungsministerium ab. Auch Hubschrauber seien für Transportzwecke denkbar, auch der Einsatz kleinerer Transportflugzeuge in Kooperation mit europäischen Partnern. Noch macht der A400M seinem Ruf als Problemvogel alle Ehre.