Donnerstag, 18. April 2024

Verbands-Präsident Engelhardt:
Veranstalter vor Ort entschieden Fortführung der Ironman-EM

Die Ironman-EM in Hamburg wurde nach dem tödlichen Unfall eines Begleitmotorrad-Fahrers fortgesetzt. Der deutsche Triathlon-Verbandspräsident Engelhardt erklärt, warum die Veranstalter in Hamburg das Rennen nicht stoppten.

Martin Engelhardt im Gespräch mit Astrid Rawohl | 04.06.2023
Teilnehmer des Ironman-Rennens in Hamburg fahren auf ihren Fahrrädern an der Kunsthalle in einen Tunnel.
Ironman-Europameisterschaft in Hamburg (IMAGO / Nordphoto / Witke)
Bei der Ironman-Europameisterschaft in Hamburg herrschte großes Entsetzen, als beim Radrennen ein Begleitmotorrad mit einem entgegenkommenden Athleten kollidierte. Der Motorradfahrer starb, der Athlet wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Das Rennen wurde dennoch fortgeführt.
Dr. Martin Engelhardt ist Präsident der Deutschen Triathlon Union. Er war selbst nicht beim Rennen in Hamburg, tauschte sich im Anschluss aber mit den Veranstaltern vor Ort aus. Engelhardt sagt:
"Ich glaube, dass hier viele Faktoren unglücklicher Art zusammengekommen sind und weshalb der Motorradfahrer genau auf die Gegenfahrbahn gekommen ist und dann mit dem Radfahrer kollidiert ist, ist letztendlich bis jetzt noch unklar." Wo genau Fehler gelegen haben könnten, die zum Unfall geführt haben könnten, will Engelhardt kurz nach dem Unfall noch nicht kommentieren: "Ich glaube, man muss das seriös erst rekonstruieren, bevor man voreilig Schlüsse zieht."

"Die Entscheidung ist von dem Team in Hamburg selbst getroffen worden"

Engelhardt widerspricht Darstellungen, dass die Entscheidung zur Rennfortsetzung vom Verband in den USA getroffen worden sei: "Die Entscheidung ist von dem Team in Hamburg selbst getroffen worden. Sie waren natürlich auch über den Unfall und natürlich den Tod geschockt, haben aber in alle Richtungen überlegt, was jetzt die richtige Handlungsweise ist. Auf der Strecke waren über 2.000 Leute, und sie haben natürlich eine Gesamtverantwortung, auch was die Sicherheitslage des Gesamtwettkampfes anbelangt. Wenn sie jetzt das ganze Rennen gestoppt hätten, wäre das relativ unkalkulierbar geworden, laut Aussagen von den hauptverantwortlichen Organisatoren. Deswegen hat man sich bei aller Entsetztheit, auch bei den betroffenen Leuten, dafür entschieden, eben das Rennen fortzuführen - bei allem Respekt vor dem tragischen Unfall, der da passiert ist."
Engelhardt beschreibt die Organisatoren als erfahren. Sie hätten sich die Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht.
Ob das Rennen, das auch als WM-Qualifikation gewertet wird, sportlich nun regulär gewesen sei, darüber könne man streiten. Nachdem der Unfallort abgesperrt worden sei, trugen Teilnehmer teilweise ihre Räder über den angrenzenden Deich, um weiterfahren zu können. Die Athleten hätten wenig Anspruch, weil es sich um eine von einer Firma organisierte Meisterschaft handle, erklärt Engelhardt, weil die EM eine Veranstaltung der Ironman-Serie ist:
"Diese Europameisterschaften sind letztendlich nicht sanktioniert von einem Verband, sondern sie werden von einer kommerziellen Gesellschaft durchgeführt. Der sportliche Wert ist trotzdem gegeben, weil dort Spitzensport gemacht wird, wie auch in anderen Sportarten, die professionell organisiert sind."

"Kann bei jedem Wettkampf passieren"

Engelhardt nimmt den Veranstalter in Schutz: "Das kann bei jedem Wettkampf passieren. Das kann auch bei uns passieren. Es gibt andere Wettkämpfe, wo es auch Todesfälle gegeben hat, beim Triathlon." Man werde nun analysieren und nach Verbesserungen suchen. Am Ende könne man aber nicht jeden Unfall verhindern.