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Troika irgendwann nur noch Duo?

Die Troika aus EU, EZB und IWF entscheidet darüber, ob ein Eurokrisenland finanzielle Hilfe bekommt. In ferner Zukunft könnte das Dreigespann nur noch zu zweit unterwegs sein. Denn: Von mehreren Seiten der EU gibt es harsche Kritik am Internationalen Währungsfonds.

Von Michael Braun | 14.06.2013
    Es war die Bundeskanzlerin, die den Internationalen Währungsfonds dabeihaben wollte, als Irland und Griechenland und Portugal und Spanien und dann auch noch Zypern kippten, zu kippen drohten. Das sollte nicht passieren. Und der IWF war auch bei Finanzmarktakteuren ein gern gesehener Teil der Rettungsmannschaft, nicht nur seiner fünf Jahrzehnte langen Erfahrung mit Umschuldungs- und Rettungsprogrammen wegen:

    "Das andere ist: IWF ist halt politisch auch objektiver. Er ist weniger unter politischen Restriktionen, wie das die EU-Kommission ist. Und daher kann er eine objektivere Sichtweise einnehmen bei der Kontrolle von Hilfsprogrammen. Und das ist etwas, was diese Hilfsprogramme effektiver macht",

    sagt Ulrich Leuchtmann, Volkswirt bei der Commerzbank. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, bemüht sich zwar hin und wieder um diplomatische Formulierungen, etwa als sie im Frühjahr in Frankfurt über das Bankensystem sagte, die neuen Strukturen seien nur zur Hälfte fertig, die Lage nur halbwegs sicher.

    Ihre Volkswirte sind aber oft deutlicher. So nannten sie jetzt die Wirtschaftsaussichten für Portugal "düster", die Bedingungen für einen Abbau des Schuldenbergs seien "sehr fragil". In einem IWF-Bericht über das erste Hilfspaket an Griechenland war von Fehlern und "bedeutenden Misserfolgen" des Programms die Rede. Damit, so Martin Lück, Chefvolkswirt der UBS, habe sich der IWF aber auch selbst geschwächt:

    "Die letzten Kommentare waren ja die, dass man in Griechenland offensichtlich gemerkt hat, man hat da Fehler gemacht im ursprünglichen Ansatz. Man hat es viel zu stark auf fiskalische Bremsung gesetzt, also Sparen in den Haushalten, und viel zu wenig darauf, die schwachen Wachstumskräfte zu beschützen. Wenn man jetzt im Nachhinein dazu kommt uns sagt: Halt, stopp mal, wir haben da einen Fehler gemacht und lasst uns das ganze Rad noch einmal zurückdrehen – damit ist den Europäern auch nicht geholfen. Das heißt: Meine Einschätzung wäre, dass man jetzt genügend dem IWF auf die Finger geschaut hat, hat in den Troika-Runden genügend gelernt, um jetzt auch alleine nach vorne zu gehen."

    Das soll freilich nicht zu schnell gehen. Im Interview der "F.A.Z". mit dem Leiter des Europäischen Rettungsfonds ESM, Klaus Regling, sagte der, kurz- und mittelfristig solle der IWF an Bord bleiben. Auf Dauer sollten die Euroländer aber ihre Programme selbst stemmen.

    Das Geld des IWF ging bisher gut mit. 30 Milliarden Euro sagte er für Griechenland zu, 22,5 Milliarden für Irland und 26 Milliarden für Portugal, grob ein Drittel aller staatlichen Zusagen. Bei Zypern waren es mit einer Milliarde Euro nur noch zehn Prozent. Diese Kredite nahm man gern, aber entscheidend seien sie auch nicht, heißt es in Frankfurt. Die Debatte geht darum, ob das europäische Selbstbewusstsein groß genug ist für die eigenen Schwierigkeiten oder ob der IWF als lästiger Mahner ferngehalten werden soll.