Newsblog zur Eskalation im Nahen Osten
Widersprüchliche Angaben zu Beschuss trotz Waffenruhe

+++ Israel wirft dem Iran neue Raketenangriffe trotz der vereinbarten Waffenruhe vor. +++ Der israelische Verteidigungsminister Katz kündigt eine energische Reaktion an. +++ Teheran will an seinem Atomprogramm festhatlen. +++ Weitere Entwicklungen im Newsblog.

    Am Himmel sind die Rauchschwaden einer Rakete zu erkennen, am Boden die Spitze einer Moschee.
    Der Iran und Israel haben sich gegenseitig erneut mit Raketen angegriffen. (IMAGO / Anadolu Agency / IMAGO / Mamoun Wazwaz)

    Dienstag, 24. Juni

    +++ Der israelische Verteidigungsminister Katz hat eine energische Reaktion auf iranischen Raketenbeschuss nach dem Inkrafttreten einer Waffenruhe zwischen den beiden Ländern angeordnet. +++

    Mehr als zwei Stunden nach dem Beginn der Feuerpause habe Teheran noch Raketen auf Israel abgefeuert, teilte das Militär mit. In Teilen des Landes wurde demnach wieder Luftalarm ausgerufen. Israels Verteidigungsminister Katz hat dem Iran harte Gegenangriffe angedroht. Teheran bestreitet, die von US-Präsident Trump verkündete Waffenruhe mit Israel gebrochen zu haben. Es seien keinerlei Raketen Richtung Israel während der letzten Stunden abgefeuert worden, heißt es vom iranischen Generalstab.

    +++ Der Iran hat die von den USA verkündete Waffenruhe als Niederlage für Israel bezeichnet. +++

    Teheran habe Israel dazu gezwungen, "seine Niederlage zu akzeptieren und seine Aggression einseitig einzustellen", teilte der Nationale Sicherheitsrat des Iran mit. Die iranische Armee bleibe "in Alarmbereitschaft" und sei bereit, auf "jede Aggression" zu reagieren.

    +++ In Israel wird nach Beginn der Waffenruhe mit dem Iran ein Ende des Krieges im Gazastreifen gefordert. +++

    Entsprechend äußerten sich Oppositionspolitiker sowie Angehörige israelischer Geiseln. Die Organisation, die die Angehörigen vertritt, erklärte in einer Mitteilung, wer eine Waffenruhe mit dem Iran erreiche, könne auch den Krieg in Gaza beenden. Im Gazastreifen befinden sich noch 50 israelische Geiseln, weniger als die Hälfte von ihnen soll noch am Leben sein.

    +++ Der Iran will an seinem Atomprogramm festhalten. +++

    Trotz der Angriffe auf die Nuklearanlagen wolle man den Prozess ohne Unterbrechung fortsetzen, sagte der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, Eslami, im Staatsfernsehen. Derzeit würden noch die Schäden an den Anlagen ermittelt. Die USA hatten am Wochenende iranische Atomanlagen angegriffen und nach eigenen Angaben weitgehend zerstört. Außerdem gab es zahlreiche israelische Angriffe.
    Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Grossi, bot dem Iran neue Verhandlungen an. Ein erfolgreiches Abkommen sei weiter möglich. Wegen der israelischen Raketenangriffe waren die Gespräche zuletzt nicht fortgesetzt worden. Der Iran wird der Anreicherung von Uran bezichtigt, um eine Atomwaffe zu entwickeln.

    +++ Im Irak sind mehrere Stützpunkte des Militärs mit Drohnen angegriffen worden. +++

    Zwei Radaranlagen der Armee seien erheblich beschädigt worden, teilt ein Militärsprecher mit. Opfer habe es nicht gegeben. Der Sprecher bezeichnet die Vorgänge als kriminell und kündigt an, dass diese nicht ungestraft blieben. Er macht keine Angaben dazu, von wem die Drohnen gestartet wurden.

    +++ Der Iran bestätigt den Beginn einer Waffenruhe mit Israel. +++

    Die letzten Raketen seien vor Inkrafttreten abgefeuert worden, hieß es in Staatsmedien. Laut israelischen Behörden wurden bei einem Angriff auf die Stadt Be'er Sheva vier Menschen getötet. Inzwischen wurde der Luftalarm in Israel aufgehoben. Auch die israelische Armee hatte in der Nacht noch Ziele in Teheran angegriffen. US-Präsident Trump rief auf seiner Internetplattform dazu auf, die Waffenruhe einzuhalten. Zuvor hatte er erklärt, die Feuerpause solle ab sechs Uhr unserer Zeit schrittweise umgesetzt werden.

    +++ Netanjahu: Haben alle Kriegsziele erreicht +++

    Die israelische Regierung hat die Waffenruhe mit dem Iran bestätigt. Ministerpräsident Netanjahu teilte mit, Israel habe alle Kriegsziele erreicht - "sogar weit darüber hinaus". Daher habe man dem Vorschlag des US-Präsidenten Trump für eine Waffenruhe mit dem Iran zugestimmt. Es sei eine "doppelte, unmittelbare existenzielle Bedrohung" beseitigt worden – sowohl im Bereich des iranischen Atomprogramms als auch der ballistischen Raketen. Die israelische Armee habe darüber hinaus die "vollständige Lufthoheit über Teheran erlangt, die militärische Führung schwer getroffen und Dutzende zentrale Regierungsziele im Iran zerstört." Man danke den USA für ihre Unterstützung. Zugleich warnte Netanjahu, Israel werde auf jede Verletzung der Waffenruhe mit aller Härte reagieren.

    +++ Bundeskanzler Merz hat die zwischen dem Iran und Israel ausgerufene Feuerpause begrüßt. +++

    Gelinge der Waffenstillstand nach den entscheidenden Militärschlägen der USA gegen die iranischen Nuklearanlagen, sei das eine sehr gute Entwicklung, schrieb Merz auf der Internetplattform X. Der Nahe Osten und die Welt werde dadurch sicherer. Der Kanzler erklärte weiter, er werde mit den amerikanischen und europäischen Partnern am Rande des NATO-Gipfels in Den Haag beraten, wie die Lage weiter stabilisiert werden könne.

    +++ Angehörige israelischer Geiseln fordern Ende des Krieges im Gazastreifen nach Waffenruhe mit Iran. +++

    In Israel wird nach Beginn der Waffenruhe mit dem Iran ein Ende des Krieges im Gazastreifen gefordert. Entsprechend äußerten sich Oppositionspolitiker sowie Angehörige israelischer Geiseln. Die Organisation, die die Angehörigen vertritt, erklärte in einer Mitteilung, wer eine Waffenruhe mit dem Iran erreiche, könne auch den Krieg in Gaza beenden. Die israelische Regierung wurde aufgefordert, Verhandlungen aufzunehmen, um eine Rückkehr der Geiseln zu ermöglichen. Im Gazastreifen befinden sich noch 50 israelische Geiseln, weniger als die Hälfte soll noch am Leben sein.

    +++ Tote in Israel nach iranischem Angriff. +++

    Bei einem iranischen Raketenangriff auf den Süden Israels sind dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom (MDA) zufolge drei Menschen getötet und mindestens acht weitere verletzt worden. Ein Wohnhaus sei schwer beschädigt worden, erklärte MDA. Es handelt sich um die ersten gemeldeten Todesopfer in Israel seit der von US-Präsident Trump verkündeten Waffenruhe.

    +++ Israel und der Iran greifen sich wieder gegenseitig an. +++

    Explosionen waren im Norden und im Zentrum der iranischen Hauptstadt zu hören. Auch in Israel gab es gleich mehrmals Luftalarm, unter anderem in der Nähe von Jerusalem. Die Angriffe erfolgten noch bis kurz vor Ablauf der Frist für den Beginn einer möglichen Feuerpause.

    +++ US-Präsident Trump hat eine baldige Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran angekündigt. +++

    Auf seiner Online-Plattform Truth Social schrieb er, die Feuerpause solle gegen 6 Uhr morgens deutscher Zeit beginnen. Zunächst werde der Iran die Waffen schweigen lassen, anschließend dann auch Israel. Nach 24 Stunden solle dann ein Ende des zwölftägigen Krieges zwischen beiden Ländern erreicht sein.

    +++ SPD-Fraktionsvize Möller kritisiert Trumps Iran-Strategie. +++

    Der amerikanische Präsident sei 2018 aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen, sagte Möller, die auch Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestages ist, im Deutschlandfunk: "Der Vertrag hatte die Welt sicherer gemacht. Jetzt so zu tun, als sei das eine Situation der Stärke, halte ich für falsch." Wenn man das Völkerrecht stärken wolle, müsse man zur internationalen Diplomatie zurückkehren.

    +++ Die Bundeswehr hat weitere 179 Deutsche mit zwei Militärmaschinen aus Israel ausgeflogen. +++

    Die beiden Airbus A400M landeten kurz nach Mitternacht in Frankfurt am Main. Zu der sogenannten diplomatischen Rückholung waren die Flugzeuge in Wunstorf gestartet. Die Bundesregierung setzt damit ihre Hilfe für deutsche Staatsbürger fort. Das Angebot richtete sich den Angaben zufolge wieder an vulnerable Menschen, die ihren Ausreisewunsch mitgeteilt hatten, darunter viele Familien. 
    Bereits in den vergangenen Tagen hatte das Auswärtige Amt mit drei Sonderflügen mehr als 460 Menschen eine Rückkehr über Amman in Jordanien ermöglicht. Am vergangenen Freitag wurden erstmals 64 Deutsche von der Bundeswehr direkt aus Israel ausgeflogen.
    +++ Der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani hat vor den langfristigen Folgen des Krieges zwischen Israel und dem Iran gewarnt. +++
    Er sagte im Deutschlandfunk, die militärischen Angriffe könnten das iranische Regime sogar stärken und die Hoffnung auf eine demokratische Entwicklung im Land zerstören. Sicherheit für Israel werde es nur durch Frieden mit seinen Nachbarn und eine politische Öffnung des Irans geben, nicht durch Luftschläge.

    Montag, 23. Juni

    +++ Außenminister Wadephul bezeichnete Irans Angriff auf US-Stützpunkt als "kalibrierte Antwort" auf das Vorgehen der USA. +++

    Er sei froh, dass der amerikanische Präsident Trump so abgewogen auf Irans Raketenangriff reagiert habe. "Insofern ist wohl verhinderbar, dass es eine weitere Eskalation gibt", sagte der CDU-Politiker. 

    +++ US-Präsident Trump nennt iranischen Vergeltungsschlag auf US-Stützpunkt in Katar "schwache Reaktion". +++

    Von 14 Raketen seien 13 abgefangen worden, teilte Trump mit. Zugleich dankte er dem Iran für dessen Vorwarnung. Dies habe dazu geführt, dass keine Toten oder Verletzten zu beklagen seien. Trump äußerte die Hoffnung, dass Teheran jetzt Frieden im Nahen Osten anstrebe. Er werde Israel ermutigen, dasselbe zu tun.

    +++ Es herrscht Unklarheit über den zunächst vermeldeten iranischen Angriff auf den US-Stützpunkt Ain al-Assad im Irak. +++

    Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf Insider, dass kein weiterer Angriff außer dem auf Al-Udeid in Katar verzeichnet worden sei. Die Agentur hat unter Berufung auf Militärvertreter gemeldet, dass die Flugabwehr auf dem Ain-al-Assad-Stützpunkt der USA im Irak aus Sorge über einen etwaigen Angriff in Betrieb genommen worden sei. Die Angriffe auf den Stützpunkt im Irak seien inzwischen vom Iran dementiert worden, bestätigt Katharina Willinger, ARD-Korrespondentin in Istanbul.

    +++ Bei dem iranischen Angriff auf den US-Militärstützpunkt in Katar sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums ersten Erkenntnissen zufolge keine US-Bürger verletzt worden. +++

    Der Luftwaffenstützpunkt Al Udeid in Katar sei mit ballistischen Raketen kurzer und mittlerer Reichweite angegriffen worden, erklärte ein Vertreter des Ministeriums. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Berichte über amerikanische Verletzte." Die Lage werde weiterhin genau beobachtet, erklärte er weiter. 

    +++ Nach dem iranischen Angriff auf einen Militärstützpunkt in Katar haben die Golfstaaten Bahrain und Kuwait ihre Lufträume geschlossen. +++

    Das bahrainische Verkehrsministerium kündigte die vorübergehende Aussetzung des Luftverkehrs im Luftraum des Königreichs als Vorsichtsmaßnahme an. Die Menschen seien aufgerufen, Schutz in nahe gelegenen Gebäuden zu suchen, bis die Gefahr vorüber sei, hieß es in einer weiteren Mitteilung des Innenministeriums. 
    Auch Kuwait kündigte im "im Interesse der Sicherheit des Landes" die Schließung des Luftraums und der Flughäfen an.

    +++ Iran informierte Katar Medienbericht zufolge vor Angriff. +++

    Mehrere Medien berichten unter Berufung auf iranische Beamte, der Iran habe Katar im Voraus über die bevorstehenden Angriffe informiert, um die Zahl der Opfer zu minimieren. Demnach sagten die iranischen Quellen, der Iran müsse symbolisch zurückschlagen, dies aber gleichzeitig auf eine Weise tun, die allen Seiten einen Ausweg biete.

    +++ Katar: Haben alle iranischen Raketen abgefangen. +++

    Katar hat den iranischen Angriff auf einen US-Militärstützpunkt in dem Golfemirat scharf verurteilt. Die Luftabwehrsysteme hätten den Angriff vereitelt und die iranischen Raketen erfolgreich abgefangen. Es handle sich um eine "eklatante Verletzung" der Souveränität und des Luftraums des Landes. Katar behalte sich das Recht vor," direkt und in einem dem Ausmaß dieser offensichtlichen Aggression angemessenen Rahmen sowie im Einklang mit dem Völkerrecht" zu reagieren, erklärte der Sprecher des Außenministeriums Madschid al-Ansari.
    Archiv: Newsblog von Montag, 23. Juni 2025
    Diese Nachricht wurde am 24.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.