Wer der deutschen Autoindustrie droht, dem ist Aufmerksamkeit sicher. Und wer, wie Donald Trump es getan hat droht, Strafzölle für deutsche Autos einzuführen, der spricht von Zöllen auf knapp eine halbe Million Neuwagen. Das nämlich ist die Zahl von Fahrzeugen, die die deutschen Hersteller über den Atlantik nach Amerika verschifft haben im vergangenen Jahr. Das klingt nach viel – relativiert sich aber in der Gesamtschau.
"Es sind nicht mehr so viele wie vor 5 oder 10 Jahren. Und gleichzeitig haben die Hersteller in den USA auch Produktionsstätten aufgebaut. Und trotzdem – das reflektiert auch die Börse heute – wäre das ein klarer Rückschlag, wenn diese Zölle kommen würden."
Sagt der Autoexperte Jürgen Pieper aus dem Bankhaus Metzler. Insgesamt liegt der Marktanteil deutscher Hersteller in den USA im Bereich der PKW bei knapp 13 Prozent. Stark treffen könnten Zölle allerdings die deutschen Hersteller in einem bestimmten Bereich – nämlich dem der Luxusklassewagen. Da ist Made in Germany offenbar eine Frage des Prestiges: Auf amerikanischen Straßen und Highways tragen 40 Prozent der Autos aus dem Luxussegment die Namen Mercedes, BMW, Audi oder auch Porsche. Allerdings muss das kein Nachteil sein:
"Da kann man allerdings auch feststellen, und das relativiert es auch wieder, dass der typische Käufer eines Porsche oder BMW nicht so super preisempfindlich ist und wenn er wüsste, dass die Zölle der Grund sind für eine 10-Prozentige Steigerung, dass er das dann vielleicht auch akzeptieren würde."
Banker: Mehr Rhetorik als wirtschaftliche Auswirkung
Pieper geht davon aus, dass mögliche Zölle die USA ganz einfach als Exportziel unattraktiver machen dürften. Volkswagen beispielsweise hat quasi traditionell Probleme damit, in den USA wirklich Fuß zu fassen – also könnte der Konzern alte Pläne wieder aus der Schublade kramen, die USA links liegen zu lassen und sich stattdessen auf boomende Märkte wie China zu konzentrieren.
Die Wahrscheinlichkeit aber, dass es wirklich zu Strafzöllen aus Autos kommt in den USA, hält er – noch – für gering. Auch David Kohl, der Chefvolkswirt der Schweizer Privatbank Julius Bär, sieht bislang noch keine allzu große wirtschaftliche Gefahr. Die markigen Worte Trumps seien eher eine Frage von Drohgebärden.
"Wie viel Rhetorik wird hier ins Spiel gebracht, wie viel Symbolpolitik wird hier gemacht, nicht nur für die Galerie sondern auch für die Wählerschaft? Und was bedeutet das wirtschaftlich? Nach unserer Einschätzung ist das eine, also die Rhetorik, sehr viel größer als die wirtschaftliche Auswirkung."
USA würden an ihrer eigenen Unwichtigkeit arbeiten
Eines aber steht fest: Mit seinem Tweet vom Wochenende und dem Androhen von Zöllen auf deutsche Autos hat Trump einen sehr empfindlichen Punkt getroffen. Die Bundesregierung wie der Automobilverband VDA sprechen von der Gefahr eines drohenden Handelskrieges. Bei dem könne es nur Verlierer geben, sagt der VDA. Und ein Verlierer könnte dabei jenseits des Atlantiks liegen, meint Jürgen Pieper.
"Man wird auch strategisch die USA immer weiter zurücksetzen und sagen: Der Markt, der für uns entscheidend ist die nächsten 20 Jahre, das wird China mit großem Abstand China sein; und dann kommt Europa und dann kommen erst die USA. Das wird sozusagen die USA in Kauf nehmen müssen: Dass man ihre Wichtigkeit immer weiter runter hängt."