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Turbulente Gasströme bei Eta Carinae
Wenn Sterne Masse verlieren

Der Stern Eta Carinae im Südhimmel-Sternbild Schiffskiel zählt zu den seltenen, besonders massereichen Sternen der Milchstraße. Man schätzt, dass er mehr als einhundert Sonnenmassen in sich vereint und einen etwa hundertfachen Sonnendurchmesser besitzt.

Von Hermann-Michael Hahn | 18.01.2017
    Mehrere Antennen des Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array im Norden Chiles. Darüber die Milchstraße.
    Mehrere Antennen des Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array im Norden Chiles. (ESO) (European Southern Observatory)
    Solch massereiche Sterne können nur einige Millionen Jahre existieren. Dabei setzen sie im Innern sehr viel mehr Energie frei als normale Sterne. Dadurch verliert die brodelnde Sternoberfläche ständig große Materiemengen als Sternwind an die Umgebung.
    Bei Eta Carinae schätzen die Forscher diesen Materieverlust auf etwa ein Promille der Sonnenmasse pro Jahr. Weil aber ein solcher Massenverlust die weitere Entwicklung des Sterns nachhaltig beeinflusst, wollen die Astronomen genau verstehen, was bei einem so heftigen Sternwind passiert. Da Eta Carinae alle fünfeinhalb Jahre von einem zweiten, ebenfalls massereichen Doppelsternpartner umrundet wird, prallen dort die Sternwinde beider Sterne regelmäßig aufeinander.
    Eine internationale Astronomengruppe unter Leitung von Gerd Weigelt vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie hat nun erstmals hochauflösende Infrarotbilder von Eta Carinae und seiner Umgebung aufgenommen. Dazu nutzten sie das Interferometer des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile – sowie ein unter Mitwirkung von Gerd Weigelt entwickeltes spezielles Infrarot-Messgerät. Messungen wie diese erlauben Rückschlüsse darauf, wie sich die beiden Sternwinde gegenseitig beeinflussen – und damit auf Menge, Geschwindigkeit und die räumliche Verteilung der abströmenden Gasmassen.