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Twitter, Fed und SEC

Die Regierung in den USA hat die Zahlungsunfähigkeit ausgerufen. Viele öffentliche Einrichtungen sind geschlossen, weil kein Geld mehr ausgegeben werden darf. Mitarbeiter sind im Zwangsurlaub. Der Shutdown wirkt sich auch auf die US-Börse aus.

Von Miriam Braun |
    Die US-Regierung ist pleite. Dieses historische Ereignis wird auf dem Parkett erstaunlich gelassen genommen. Benedict Willis ist seit 30 Jahren Wall-Street-Händler:

    "”So spannend wars zwar noch nie, aber wir kennen das schon. Unter Bill Clinton hatten wir schon mal eine Zahlungsunfähigkeit für 21 Tage.""

    Außerdem habe man auf dem Parkett nichts dagegen, wenn zumindest die Politiker einfach mal abgeschaltet werden, sagt der Händler frustriert. Der Shutdown bedeutet, dass diverse Behörden und Regierungseinrichtungen nicht mehr voll arbeiten. Zum Beispiel das Arbeitsministerium, welches eigentlich am Freitag den neusten Arbeitsmarktreport veröffentlichen wollte. Erstmal Fehlanzeige. Ellen Zeitner von Morgan Stanley:

    "”Die Arbeitsmarktdaten werden immer bis einen Tag vor der Veröffentlichung noch erhoben.""

    Der Bericht verzögere sich damit um die Zahl der Tage, die der Shutdown anhält. Genau diese Daten sind aber entscheidend, wenn es um die Geldpolitik in den USA geht. Die Notenbank hat jahrelang den Markt mit Geld geflutet und damit die Märkte angetrieben, zuletzt hatte man jedoch mit einem baldigen Ende der Maßnahmen gerechnet. Arthur Cashin, seit Jahrzehnten Händler an der Wall Street, fühlt sich wie in der Ruhe vor dem Sturm:

    "”Ein Herunterfahren der Geldschwemme hängt von diesen Daten ab. Keine Daten bedeutet daher: Alles ist ungewiss und ein Ende der Maßnahmen der Notenbank vom Tisch.""

    Zumindest die Börsenaufsichten haben bekannt gegeben vorerst, weiter zu arbeiten. Sollte der Shutdown länger anhalten jedoch nur auf Sparflamme: Dann werden zwar Geldmarktfonds und das Handelsgeschehen weiter überwacht und nach potenziellem Insider-Trading Ausschau gehalten. Aber die Arbeit an den Finanzmarktreformen wird stillstehen, Klagen auf Eis gelegt und auch die Anträge für neue Börsengänge würden sich verzögern. Was bedeutet das beispielsweise für den mit Spannung erwarteten Börsenstart vom Micro-Blogging Dienst Twitter. Max Wolff ist Ökonom bei ZT Wealth:

    "”Ich glaube, dass Neuanträge und kleinere Firmen vielleicht etwas zurückgestellt werden bei der Bearbeitung. Aber solch ein wichtiger Börsengang wie Twitter wird sich durch die Notbesetzung der SEC nicht verzögern.""

    Die Notenbanken oder auch die Verbraucherschutzbehörden arbeiten weiter, ihre Finanzierung ist nicht von dem im Kongress strittigen Haushalt abhängig.

    Bisher dauerte eine Schließung in den USA, außer bei der genannten unter Präsident Clinton, nie länger als ein paar Tage. Das Gros der Analysten geht davon aus, dass die Märkte etwa eine Woche geduldig sein werden, bevor die Auswirkungen stärker werden könnten.