"Ich mache Lieder über das ganze Leben, mit allem, was dazugehört: Krieg und Frieden, die Ursachen der Kriege, der Armut, des Elends, Somalia, Darfur ... "
Udo Lindenberg schaut weit über seine Hutkrempe hinaus. Das zeigt auch die neue Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Seit fast vierzig Jahren beleuchtet der inzwischen legendäre Punkrocker das Weltgeschehen mit seinen kritischen Texten – politisch, gesellschaftlich und – religiös.
"Ich interessiere mich natürlich für Religion, nicht, weil ich jeden Tag "Halleluja" ... und so was alles. Aber ich sehe den religiösen Fanatismus, ich sehe, wie Leute eben nicht ins Gespräch kommen, um sich friedlich abzusprechen auf dem kleinen blauen, zerbrechlichen Planeten, und den Frieden endlich mal hinzukriegen nach all den Jahrhunderten, eine Katastrophe nach der anderen. "
Lindenberg, Mitinitiator von Aktionen wie "Rock gegen Rechts", sieht vor allem das politische Potenzial von Religion. Ihm kommt es darauf an, dass die verschiedenen Weltanschauungen ihren Beitrag leisten zur so gerne von ihm beschworenen "Bunten Republik Deutschland". Hier zeigt Udo Lindenberg geradezu Parallelen zum Weltethos-Konzept des Theologen Hans Küng.
"Wir müssen den anderen zuhören, auf die anderen zugehen, mit ihnen ins Gespräch kommen, vertrauenserweckende Maßnahmen. Also kennenlernen die anderen Kulturen, die anderen Religionen. Sich mit denen anfreunden, einfach Freude haben an der bunten Vielfalt der Kulturen, Religionen, innerhalb von Deutschland, aber auch auf der ganzen großen weiten Welt."
Udo Lindenberg selbst, der 1946 als zweites von vier Geschwistern in sogenannten kleinen Verhältnissen geboren wurde, ist der Weg in die große weite Welt kaum in die Wiege gelegt worden. In der Hamburger Ausstellung erfährt der Besucher viel über Lindenbergs Herkunft, dessen Liebe zu den Eltern und über den Vater, der sich nie ganz von seinen Kriegserlebnissen lösen konnte. Sicher rührt auch daher Lindenbergs tiefe Abneigung gegen Rechtsextremismus. Gegen die Neonazi-Morde, deren Aufdeckung Deutschland gerade erschüttern, gab der Musiker kürzlich ein Konzert in Jena,
" ... ein Riesenkonzert gegen den Naziterror, gegen die Blutspur, die sich durch das Land zieht, gegen die Naziterroristen, die mittlerweile erschreckend gut organisiert sind, vernetzt sind. Da müssen wir wirklich total aufpassen, dass wir dieses Land in Richtung "die bunte Republik" führen, weg von den Ewiggestrigen, Leuten mit dem Rückspiegel der Geschichte ihre Zukunft suchen."
In Hamburg ist neben Lindenbergs musikalischer Karriere als Gründer des legendären "Panikorchesters" auch sein politisches Engagement dokumentiert. Etwa sein Bemühen um die Fans in der damaligen DDR und sein fast gespenstisches Zusammentreffen mit Erich Honecker. Davon zeugt auch die Schalmei, die in einer der Ausstellungsvitrinen ruht. Ein eigenes Kapitel ist dem Thema "Religion und Spiritualität" gewidmet. Udo Lindenberg konnte sich schon früh für die philosophische Weltsicht Hermann Hesses erwärmen – wie so viele Heranwachsende. Ungewöhnlich ist hingegen Lindenbergs Bilder-Zyklus "Die zehn Gebote", die 2002 in der Hamburger Hauptkirche Sankt Jacobi ausgestellt wurde: In der Lindenbergschen "Likörell-Technik" zeigt er moderne, mitunter humorige Interpretationen der biblischen Weisungen. Auf eine Konfession oder Religion lässt sich Lindenberg persönlich zwar nicht festlegen, doch hat er schon 1973, zu besten "Panik"-Zeiten, seine eigene Version der Weihnachtsgeschichte geschrieben.
"Die Weihnachtsgeschichte. Maria und Josef waren schon ne Weile verlobt, da sagte Maria eines Tages, du Josef, ich weiß auch nicht so genau, wieso, aber ich glaub, ich bin jetzt so’n bisschen schwanger. Was machen wir denn jetzt? Das war so im Juni. Junge, Junge, das ist’n Ding, dachte Josef. Mit wem hat die sich denn da hinter meinem Rücken eingelassen? Da werde ich mich also sofort entloben. Eigentlich schade."
So klingt Udo Lindenberg auf einer aktuellen Benefiz-CD, die er zugunsten der Orgel der Hamburger katholischen Kirche "Sankt Ansgar/Kleiner Michel" eingesprochen hat. Bislang sind 10.000 Stück dieser Rarität verkauft worden. Die Aktion, so betont die Gemeinde, hat Lindenberg allerdings vor allem aus Liebe zur Kunst und aus alter Verbundenheit zu seinem Musikerkollegen Gottfried Böttger gemacht. Aber auch nach fast vierzig Jahren ist Udos Version des Weihnachtsgeschehens reizvoll: nicht satirisch-respektlos, aber doch mit kritischem Unterton.
"Und heute schiebt Jesus mit inzwischen verheilten Händen und Füßen die Wolke zur Seite und guckt sich den kranken Weihnachtszirkus hier unten an und denkt: Diese traurigen, scheinheiligen Christen, lamettabehangene Alibi-Abholer einmal im Jahr, wie soll ich das bloß wieder unserem Vater klarmachen?"
Der Theologe Norbert Wieh, der die CD mitinitiiert hat, hält solche Worte auch für gläubige Christen nicht für verletzend. Im Gegenteil:
"Das finde ich einen ganz klasse Satz, allein schon dieses "unserem Vater", wenn er Jesus sprechen lässt. Es ist eine Gemeinsamkeit da, und es ist ein Ausblick. Und auch wirklich, es ist ein Ziel von uns dabei, dass über diesen Weg über Udo der eigentliche Grund der Weihnachtsfeier unter die Leute kommt."
Auf seinem Nachttisch hat Udo Lindenberg übrigens eine Buddhastatue stehen. Auch dies zeigt: Das Multitalent lässt sich nicht festlegen, weder künstlerisch noch religiös.
"Gut, ich denke, im Himmel ist für viele Götter Platz, es muss nicht nur ein Gott sein. Ich finde es daneben, wenn es heißt, es gibt nur einen Gott, du darfst nur einen Gott haben, andere Götter kommen hier überhaupt nicht infrage. Das ist ja die Ursache für den ganzen Stress. Wenn sie sagen würden, jeder glaubt nach seiner Fasson, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Vielleicht ist es nur einer, und er trägt verschiedene Namen. Vielleicht sind es auch viele, dann ist es prima. Die Göttervielfalt, dagegen ist nichts einzuwenden."
Udo Lindenberg schaut weit über seine Hutkrempe hinaus. Das zeigt auch die neue Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Seit fast vierzig Jahren beleuchtet der inzwischen legendäre Punkrocker das Weltgeschehen mit seinen kritischen Texten – politisch, gesellschaftlich und – religiös.
"Ich interessiere mich natürlich für Religion, nicht, weil ich jeden Tag "Halleluja" ... und so was alles. Aber ich sehe den religiösen Fanatismus, ich sehe, wie Leute eben nicht ins Gespräch kommen, um sich friedlich abzusprechen auf dem kleinen blauen, zerbrechlichen Planeten, und den Frieden endlich mal hinzukriegen nach all den Jahrhunderten, eine Katastrophe nach der anderen. "
Lindenberg, Mitinitiator von Aktionen wie "Rock gegen Rechts", sieht vor allem das politische Potenzial von Religion. Ihm kommt es darauf an, dass die verschiedenen Weltanschauungen ihren Beitrag leisten zur so gerne von ihm beschworenen "Bunten Republik Deutschland". Hier zeigt Udo Lindenberg geradezu Parallelen zum Weltethos-Konzept des Theologen Hans Küng.
"Wir müssen den anderen zuhören, auf die anderen zugehen, mit ihnen ins Gespräch kommen, vertrauenserweckende Maßnahmen. Also kennenlernen die anderen Kulturen, die anderen Religionen. Sich mit denen anfreunden, einfach Freude haben an der bunten Vielfalt der Kulturen, Religionen, innerhalb von Deutschland, aber auch auf der ganzen großen weiten Welt."
Udo Lindenberg selbst, der 1946 als zweites von vier Geschwistern in sogenannten kleinen Verhältnissen geboren wurde, ist der Weg in die große weite Welt kaum in die Wiege gelegt worden. In der Hamburger Ausstellung erfährt der Besucher viel über Lindenbergs Herkunft, dessen Liebe zu den Eltern und über den Vater, der sich nie ganz von seinen Kriegserlebnissen lösen konnte. Sicher rührt auch daher Lindenbergs tiefe Abneigung gegen Rechtsextremismus. Gegen die Neonazi-Morde, deren Aufdeckung Deutschland gerade erschüttern, gab der Musiker kürzlich ein Konzert in Jena,
" ... ein Riesenkonzert gegen den Naziterror, gegen die Blutspur, die sich durch das Land zieht, gegen die Naziterroristen, die mittlerweile erschreckend gut organisiert sind, vernetzt sind. Da müssen wir wirklich total aufpassen, dass wir dieses Land in Richtung "die bunte Republik" führen, weg von den Ewiggestrigen, Leuten mit dem Rückspiegel der Geschichte ihre Zukunft suchen."
In Hamburg ist neben Lindenbergs musikalischer Karriere als Gründer des legendären "Panikorchesters" auch sein politisches Engagement dokumentiert. Etwa sein Bemühen um die Fans in der damaligen DDR und sein fast gespenstisches Zusammentreffen mit Erich Honecker. Davon zeugt auch die Schalmei, die in einer der Ausstellungsvitrinen ruht. Ein eigenes Kapitel ist dem Thema "Religion und Spiritualität" gewidmet. Udo Lindenberg konnte sich schon früh für die philosophische Weltsicht Hermann Hesses erwärmen – wie so viele Heranwachsende. Ungewöhnlich ist hingegen Lindenbergs Bilder-Zyklus "Die zehn Gebote", die 2002 in der Hamburger Hauptkirche Sankt Jacobi ausgestellt wurde: In der Lindenbergschen "Likörell-Technik" zeigt er moderne, mitunter humorige Interpretationen der biblischen Weisungen. Auf eine Konfession oder Religion lässt sich Lindenberg persönlich zwar nicht festlegen, doch hat er schon 1973, zu besten "Panik"-Zeiten, seine eigene Version der Weihnachtsgeschichte geschrieben.
"Die Weihnachtsgeschichte. Maria und Josef waren schon ne Weile verlobt, da sagte Maria eines Tages, du Josef, ich weiß auch nicht so genau, wieso, aber ich glaub, ich bin jetzt so’n bisschen schwanger. Was machen wir denn jetzt? Das war so im Juni. Junge, Junge, das ist’n Ding, dachte Josef. Mit wem hat die sich denn da hinter meinem Rücken eingelassen? Da werde ich mich also sofort entloben. Eigentlich schade."
So klingt Udo Lindenberg auf einer aktuellen Benefiz-CD, die er zugunsten der Orgel der Hamburger katholischen Kirche "Sankt Ansgar/Kleiner Michel" eingesprochen hat. Bislang sind 10.000 Stück dieser Rarität verkauft worden. Die Aktion, so betont die Gemeinde, hat Lindenberg allerdings vor allem aus Liebe zur Kunst und aus alter Verbundenheit zu seinem Musikerkollegen Gottfried Böttger gemacht. Aber auch nach fast vierzig Jahren ist Udos Version des Weihnachtsgeschehens reizvoll: nicht satirisch-respektlos, aber doch mit kritischem Unterton.
"Und heute schiebt Jesus mit inzwischen verheilten Händen und Füßen die Wolke zur Seite und guckt sich den kranken Weihnachtszirkus hier unten an und denkt: Diese traurigen, scheinheiligen Christen, lamettabehangene Alibi-Abholer einmal im Jahr, wie soll ich das bloß wieder unserem Vater klarmachen?"
Der Theologe Norbert Wieh, der die CD mitinitiiert hat, hält solche Worte auch für gläubige Christen nicht für verletzend. Im Gegenteil:
"Das finde ich einen ganz klasse Satz, allein schon dieses "unserem Vater", wenn er Jesus sprechen lässt. Es ist eine Gemeinsamkeit da, und es ist ein Ausblick. Und auch wirklich, es ist ein Ziel von uns dabei, dass über diesen Weg über Udo der eigentliche Grund der Weihnachtsfeier unter die Leute kommt."
Auf seinem Nachttisch hat Udo Lindenberg übrigens eine Buddhastatue stehen. Auch dies zeigt: Das Multitalent lässt sich nicht festlegen, weder künstlerisch noch religiös.
"Gut, ich denke, im Himmel ist für viele Götter Platz, es muss nicht nur ein Gott sein. Ich finde es daneben, wenn es heißt, es gibt nur einen Gott, du darfst nur einen Gott haben, andere Götter kommen hier überhaupt nicht infrage. Das ist ja die Ursache für den ganzen Stress. Wenn sie sagen würden, jeder glaubt nach seiner Fasson, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Vielleicht ist es nur einer, und er trägt verschiedene Namen. Vielleicht sind es auch viele, dann ist es prima. Die Göttervielfalt, dagegen ist nichts einzuwenden."