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UEFA-Wahl und Beckenbauer-Affäre
Neuer UEFA-Präsident und alte Skandale

Die UEFA hat einen neuen Präsidenten: Der Slowene Alexander Ceferin setzte sich mit 42:13 Stimmen gegen den Niederländer Michael van Praag durch. Für viele ist Ceferin zwar ein Nobody – so schnell an die Spitze kam er aber mit Seilschaften nach alter Manier. Bei der Wahl auch ein Thema: Die neuen Enthüllungen im Fall Beckenbauer.

Von Bastian Rudde | 14.09.2016
    Alexander Ceferin hält beim UEFA-Kongress in Athen eine Rede
    Der neue UEFA-Präsident Alexander Ceferin (Socrates Baltagiannis, picture alliance / dpa)
    Wie heißt es noch gleich? Manchmal muss man einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. So wie Alexander Ceferin. Er sagt, er sei schlichtweg zur Stelle gewesen, als die UEFA einen Wechsel und ein neues Gesicht wollte. Und so schaffte Alexander Ceferin den rasanten Aufstieg vom Chef des kleinen slowenischen Verbandes an die Spitze der großen UEFA. Auch der Deutsche Fußball-Bund hat ihm seine Stimme gegeben. DFB-Präsident Reinhard Grindel erwartet von ihm "…für Good Governance, Compliance und Nachhaltigkeit innerhalb der UEFA zu sorgen."
    Ceferin kündigte an, in der UEFA neue Strukturen zu schaffen. Die Amtszeit des Präsidenten will er begrenzen, zudem ein Kontrollgremium einrichten, das die UEFA auf Korruption überwacht: "Wir sollten transparenter werden, sollten mit Intrigen und Eigennutz aufhören." Einblicke in den Zustand, in dem der gesperrte und zurückgetretene Ex-Präsident Michel Platini die UEFA offenbar hinterlassen hat.
    Grindel verurteilt WM-OK 2006
    Der designierte DFB-Präsident Reinhard Grindel
    DFB-Präsident Reinhard Grindel hofft auf den Zuschlag für die EM 2024 und kritisiert Beckenbauer und Co. (dpa / picture-alliance / Rainer Jensen)
    In die Amtszeit des neuen Präsidenten fällt unter anderem die Vergabe der Europameisterschaft 2024. Die will DFB-Präsident Grindel nach Deutschland holen und erhofft sich Ceferins Unterstützung. "Ich habe von ihm schon den Eindruck gewonnen, dass er unsere Qualität bei der Organisation solcher Turniere schätzt und dass er um unsere gute Infrastruktur weiß."
    Allerdings muss sich Grindel erst einmal wieder mit der WM 2006 beschäftigen. Und mit einer öffentlich bis vor kurzem unbekannten Zahlung von 5,5 Millionen Euro an WM-Cheforganisator Franz Beckenbauer. "Das zeigt, dass dieses WM-OK völlig abgeschottet gearbeitet hat, intransparent und die Öffentlichkeit teilweise auch getäuscht hat. Das verurteile ich." Eine Einordnung, der die Anwälte Beckenbauers widersprechen: Dem DFB sei die Zahlung bekannt gewesen und entgegen eines anders lautenden Medienberichtes sei sie auch korrekt versteuert worden. Während die UEFA also ihren neuen Präsidenten wählte, ging in der Affäre um das deutsche Sommermärchen mutmaßlich das nächste Kapitel los.