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Ukraine
Der Widerstand wächst

Nach dem gewaltsamen Vorgehen der Polizei wollen heute in Kiew erneut Zehntausende gegen den Kurs von Präsident Viktor Janukowitsch demonstrieren. Rund 1.000 Menschen harrten im Zentrum der Hauptstadt die Nacht über aus.

    Proeuropäische Proteste in Kiew
    Proeuropäische Proteste in Kiew (dpa / picture-alliance / Andrey Stenin)
    "Banditen weg", dies sei während der Sprechchöre am häufigsten zu hören, berichtet unsere Korrespondentin in Polen, Sabine Adler. Die Menschen seien friedlich. Der Polizeieinsatz morgens um 4 Uhr gegen schlafende Demontranten sei in den Augen der Betroffenen aber unverhältnismäßig gewesen, so dass die Entschlossenheit, weiter zu machen, gewachsen sei.
    Rund 1.000 Menschen hatten im Zentrum der Hauptstadt Kiew die Nacht über ausgeharrt. Dort findet heute eine Massenkundgebung gegen die EU-Politik von Präsident Viktor Janukowitsch statt. Gestern hatte die Polizei eine proeuropäische Versammlung gewaltsam aufgelöst, was inzwischen von den USA und der Europäischen Union verurteilt wurde. "Der Einsatz von Gewalt gegen friedliche Demonstranten in der Ukraine ist schlicht inakzeptabel", schrieb der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, bei Twitter.
    The use of force againt peaceful demonstrators in #Ukraine is simply unacceptable.— Martin Schulz (@MartinSchulz) 1. Dezember 2013
    Janukowitsch selbst ordnete eine Untersuchung an. Er erklärte, er sei schockiert über die Gewalt. Es müsse umgehend eine vorurteilslose Untersuchung der Vorfälle geben, Schuldige müssten bestraft werden.
    Wie Russland-Korrespondent Stephan Laack berichtet, hatte eine Spezialeinheit der Polizei mit Schutzschildern die Versammlung der Regierungsgegner auf dem Unabhängigkeitsplatz gestürmt und dabei Schlagstöcke und Blendgranaten eingesetzt. Mehrere Demonstranten wurden offensichtlich verletzt.
    Auf Antrag der Stadtverwaltung hatte ein Gericht Kundgebungen auf zwei zentralen Plätzen bis Anfang Januar untersagt. Begründet wurde dies mit Weihnachtsfeierlichkeiten. Alternativ könne ein Park für Versammlungen genutzt werden.
    Janukowitsch unter Druck
    Um den Rücktritt des umstrittenen Präsidenten zu erzwingen, hat die Opposition zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Ziel seien vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen, sagte der Oppositionspolitiker Arsenij Jazenjuk in der Hauptstadt Kiew. Zugleich kündigte er ein Treffen mit Botschaftern der EU-Mitgliedsstaaten an.
    Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch
    Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch (dpa / pa / Frolova Maria)
    Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch steht wegen seines Kurses beim EU-Gipfel zur östlichen Partnerschaft mächtig unter Druck. Er hatte ein Abkommen über eine engere Zusammenarbeit mit der EU zunächst ausgesetzt.
    Aus der Haft heraus rief auch die inhaftierte Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko ihre Landsleute dazu auf, Gerechtigkeit in der Ukraine wieder herzustellen. Die Ukrainer müssten die Macht in ihre Hände nehmen, so Timoschenko.