
"Um 10.34 Uhr wurde die ukrainische Flagge über dem Rathaus von Mariupol gehisst", schrieb Innenminister Arsen Awakow auf Facebook. Zuvor hatten die Regierungstruppen die 500.000 Einwohner zählende Stadt nach heftigen Kämpfen eingenommen. Dabei kamen nach Angaben der ukrainischen Regierung mindestens fünf Separatisten und zwei Soldaten ums Leben.
Mariupol ist die zweitgrößte Stadt in der Region Donezk und strategisch wichtig an der größten Straße zwischen der Südostgrenze mit Russland und dem Rest der Ukraine gelegen. Die Regierung kündigte an, nun auch die gesamte Grenze unter ihre Kontrolle bringen zu wollen. Am Freitag gelang dies Regierungseinheiten nach eigenen Angaben für einen etwa 120 Kilometer langen Abschnitt. Weitere 184 Kilometer allerdings seien noch in der Hand der Separatisten.
Drei Panzer für die Separatisten
Diese verfügen offenbar auch über schweres Kriegsgerät: Rebellenführer Denis Puschilin bestätigte Berichte, wonach drei Panzer auf Separatistenseite im Einsatz seien. Es sei aber "unangebracht zu fragen,", von wem sie sie hätten. Der ukrainische Innenminister Awakow hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass Panzerfahrzeuge von Russland aus in die Ukraine gefahren seien. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zeigte sich besorgt: Dies wäre eine "ernste Eskalation der Krise in der Ostukraine", sagte er.
Aus Russland gab es keine Stellungnahme - dafür aber eine Protestnote wegen einer angeblichen Grenzverletzung: Ukrainische Soldaten seien in einem gepanzerten Fahrzeug 150 Meter weit auf russisches Gebiet vorgedrungen und hätten das Fahrzeug verlassen, erklärten die russischen Grenztruppen. Dieses sei sichergestellt worden.
Nicht nur an der Grenze kommt es derzeit zu Spannungen: Die ukrainische Regierung bereitet die eigene Bevölkerung auf einen Gas-Lieferstopp Russlands vor. Ab Montag sei mit einer Unterbrechung der Lieferungen zu rechnen, teilte Regierungschef Arseni Jazenjuk mit. Dann läuft eine Frist Moskaus aus. Bislang ist es den beiden Ländern nicht gelungen, sich auf einen Gaspreis zu einigen. Zudem verlangt Moskau zunächst die Begleichung offener Rechnungen.




