Andrej Kurkow: Ja, die Situation ist ok, es gibt keine Gewalt. Mein Büro ist fünf Minuten weg vom Unabhängigkeitsplatz, ich war dort gestern bis halb elf am Abend und die Atmosphäre war wunderschön. Es gab Konzerte, wo die ukrainische Sängerin Ruslana gesungen hat und auch sie hat gesagt ins Mikrofon, dass sie beginnt Hungerstreik bis zum Punkt, wenn Janukowitsch ist entlassen und Juschtschenko ist als Präsident akzeptiert.
Remme: Beschreiben Sie einmal, was in Ihnen vorgeht, wie fühlen Sie sich in diesen Tagen, die für die Ukraine ja sehr entscheidend sind?
Kurkow: Das ist schlecht. Das wichtigste Moment in der ukrainischen Geschichte und man kann sehen, dass jetzt die ukrainische Regierung hat nichts zu tun mit dem ukrainischen Volk. Siebzehn Regionen der Ukraine haben für Juschtschenko gestimmt. Ukraine ist wirklich geteilt jetzt, aber geteilt in einen großen Teil und einen kleinen östlichen Teil, wo es viele Leute gibt, die Janukowitsch unterstützen.
Remme: Herr Kurkow, stimmt das, dass dies nur ein Protest der Intellektuellen ist?
Kurkow: Nein, ich muss sagen, dass vielleicht 50, 60 Prozent der Leute, die an diesen Aktionen teilnehmen, sind Studenten, die neue Generation und die neue Generation wirklich hat keine genetische Angst. Die sowjetischen, die postsowjetischen Leute, die immer Angst hatten vor dem KGB und der Partei und diese jungen Leute natürlich ganz oft sind dort mit ihren Lehrern und Professoren und möchten die Situation ändern und werden vielleicht warten ganz lang, bis die Situation zivil geworden ist.
Remme: Wir haben gestern internationale Reaktionen gehört, Bundeskanzler Schröder hat mit dem russischen Präsidenten gesprochen, er hat eindeutig im Bundestag von Fälschung gesprochen und auch Colin Powell der amerikanische Außenminister hat keinen Zweifel an seiner Haltung gelassen, kriegen die Demonstranten das mit?
Kurkow: Ja, ja und es gibt ganz viele Ausländer, die sind auch dort auf Kreschtschatik und auch einige Führer der Weltpolitik kommen heute in die Ukraine. Lech Walesa kommt an und auch einige Parlamentsmitglieder vom Europaparlament kommen heute und ich hoffe, dass die westliche Reaktion bleibt, wie sie heute ist.
Remme: Wir haben ja einen wichtigen Gipfel in Den Haag heute. Die Europäischen Union trifft sich mit Russland. Was sollte der Westen sagen, was sollte er tun?
Kurkow: Ich denke, der Westen muss seine starke Position zeigen, dass sie diese gefälschten Wahlen nicht akzeptieren und dass der neue Präsident, wenn er Herr Janukowitsch ist, er nicht als legaler Präsident im Westen akzeptiert wird.
Remme: Herr, Kurkow, Juschtschenko hat gestern zu einem politischen Generalstreik aufgerufen, reicht die Kraft dieser Protestbewegung, das Land lahm zu legen?
Kurkow: Das ist schwierig, aber in vielen, sie kennen das, größere Städte und kleine Städte und die Stadträte haben Juschtschenko als Präsident akzeptiert und sie sind nicht von der alten Regierung kontrolliert.
Remme: Die Ukraine, wenn wir jetzt mal ein wenig weggehen von dem unmittelbaren Konflikt, hängt ja schon seit Jahren zwischen den Einflüssen des Westen, der Europäischen Union und Moskau. Glauben Sie, dieser Schwebezustand, diese Spannung kann auf Dauer anhalten?
Kurkow: Das kann dauern, ja. Das kann dauern, weil es drei, vier Regionen gibt im Süden und Osten, wo die Leute pro-russisch sind und die russische Propaganda funktioniert ganz gut.
Remme: Wir sind ja sehr überrascht, die wir nicht jeden Tag in die Ukraine schauen, dass sich dort Zehntausende, mehr als hunderttausend Menschen versammeln, die Gesellschaft ist offensichtlich extrem politisiert und wir hatten oder viele hier haben den Eindruck gehabt, in der Ukraine ist die Gesellschaft eher lethargisch. Hat sich da etwas verändert?
Kurkow: Ja, das ist klar, das ist klar, die Gesellschaft ist erwacht jetzt und auch wenn es Repressionen gibt, die Leute werden nicht mitmachen. Und ich weiß nicht, was für ein Resultat am Ende kommt, aber auf jeden Fall ist das ein anderes Volk, das sind andere Leute und speziell die neuen Generationen werden nicht schweigen.
Remme: Auf was hoffen Sie, auf eine Neuwahl?
Kurkow: Ich denke ja, dass es am besten ist, noch eine Wahl zu haben.
Remme: Wir hören aus der vergangenen Nacht von Sondereinheiten der Miliz in Kiew und wir hören, dass auch russische Einheiten bereits in der Ukraine gelandet sein sollen. Für wie gefährlich halten Sie die Situation?
Kurkow: Alles hängt von Russland ab. Weil ich denke und ganz viele Intellektuelle denken das, die Resultate dieser Wahl waren managed aus Russland.
Remme: Was werden Sie heute machen?
Kurkow: Ja, ich schreibe heute zwei oder drei Artikel für die westliche Presse, auch für den Guardian und für eine deutsche Zeitung und ich habe drei oder vier Radiorundfunkinterviews, um die Situation zu erklären und ich werde auch ins Zentrum gehen und jedes mal zwei, drei Stunden bleiben mit Leuten.
Remme: Zur aktuellen Lage in der Ukraine war das live aus Kiew der Schriftsteller Andrej Kurkow.
Remme: Beschreiben Sie einmal, was in Ihnen vorgeht, wie fühlen Sie sich in diesen Tagen, die für die Ukraine ja sehr entscheidend sind?
Kurkow: Das ist schlecht. Das wichtigste Moment in der ukrainischen Geschichte und man kann sehen, dass jetzt die ukrainische Regierung hat nichts zu tun mit dem ukrainischen Volk. Siebzehn Regionen der Ukraine haben für Juschtschenko gestimmt. Ukraine ist wirklich geteilt jetzt, aber geteilt in einen großen Teil und einen kleinen östlichen Teil, wo es viele Leute gibt, die Janukowitsch unterstützen.
Remme: Herr Kurkow, stimmt das, dass dies nur ein Protest der Intellektuellen ist?
Kurkow: Nein, ich muss sagen, dass vielleicht 50, 60 Prozent der Leute, die an diesen Aktionen teilnehmen, sind Studenten, die neue Generation und die neue Generation wirklich hat keine genetische Angst. Die sowjetischen, die postsowjetischen Leute, die immer Angst hatten vor dem KGB und der Partei und diese jungen Leute natürlich ganz oft sind dort mit ihren Lehrern und Professoren und möchten die Situation ändern und werden vielleicht warten ganz lang, bis die Situation zivil geworden ist.
Remme: Wir haben gestern internationale Reaktionen gehört, Bundeskanzler Schröder hat mit dem russischen Präsidenten gesprochen, er hat eindeutig im Bundestag von Fälschung gesprochen und auch Colin Powell der amerikanische Außenminister hat keinen Zweifel an seiner Haltung gelassen, kriegen die Demonstranten das mit?
Kurkow: Ja, ja und es gibt ganz viele Ausländer, die sind auch dort auf Kreschtschatik und auch einige Führer der Weltpolitik kommen heute in die Ukraine. Lech Walesa kommt an und auch einige Parlamentsmitglieder vom Europaparlament kommen heute und ich hoffe, dass die westliche Reaktion bleibt, wie sie heute ist.
Remme: Wir haben ja einen wichtigen Gipfel in Den Haag heute. Die Europäischen Union trifft sich mit Russland. Was sollte der Westen sagen, was sollte er tun?
Kurkow: Ich denke, der Westen muss seine starke Position zeigen, dass sie diese gefälschten Wahlen nicht akzeptieren und dass der neue Präsident, wenn er Herr Janukowitsch ist, er nicht als legaler Präsident im Westen akzeptiert wird.
Remme: Herr, Kurkow, Juschtschenko hat gestern zu einem politischen Generalstreik aufgerufen, reicht die Kraft dieser Protestbewegung, das Land lahm zu legen?
Kurkow: Das ist schwierig, aber in vielen, sie kennen das, größere Städte und kleine Städte und die Stadträte haben Juschtschenko als Präsident akzeptiert und sie sind nicht von der alten Regierung kontrolliert.
Remme: Die Ukraine, wenn wir jetzt mal ein wenig weggehen von dem unmittelbaren Konflikt, hängt ja schon seit Jahren zwischen den Einflüssen des Westen, der Europäischen Union und Moskau. Glauben Sie, dieser Schwebezustand, diese Spannung kann auf Dauer anhalten?
Kurkow: Das kann dauern, ja. Das kann dauern, weil es drei, vier Regionen gibt im Süden und Osten, wo die Leute pro-russisch sind und die russische Propaganda funktioniert ganz gut.
Remme: Wir sind ja sehr überrascht, die wir nicht jeden Tag in die Ukraine schauen, dass sich dort Zehntausende, mehr als hunderttausend Menschen versammeln, die Gesellschaft ist offensichtlich extrem politisiert und wir hatten oder viele hier haben den Eindruck gehabt, in der Ukraine ist die Gesellschaft eher lethargisch. Hat sich da etwas verändert?
Kurkow: Ja, das ist klar, das ist klar, die Gesellschaft ist erwacht jetzt und auch wenn es Repressionen gibt, die Leute werden nicht mitmachen. Und ich weiß nicht, was für ein Resultat am Ende kommt, aber auf jeden Fall ist das ein anderes Volk, das sind andere Leute und speziell die neuen Generationen werden nicht schweigen.
Remme: Auf was hoffen Sie, auf eine Neuwahl?
Kurkow: Ich denke ja, dass es am besten ist, noch eine Wahl zu haben.
Remme: Wir hören aus der vergangenen Nacht von Sondereinheiten der Miliz in Kiew und wir hören, dass auch russische Einheiten bereits in der Ukraine gelandet sein sollen. Für wie gefährlich halten Sie die Situation?
Kurkow: Alles hängt von Russland ab. Weil ich denke und ganz viele Intellektuelle denken das, die Resultate dieser Wahl waren managed aus Russland.
Remme: Was werden Sie heute machen?
Kurkow: Ja, ich schreibe heute zwei oder drei Artikel für die westliche Presse, auch für den Guardian und für eine deutsche Zeitung und ich habe drei oder vier Radiorundfunkinterviews, um die Situation zu erklären und ich werde auch ins Zentrum gehen und jedes mal zwei, drei Stunden bleiben mit Leuten.
Remme: Zur aktuellen Lage in der Ukraine war das live aus Kiew der Schriftsteller Andrej Kurkow.