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Umbenennung einer Hamburger Straße
Bernhard Schmidt statt Richard Schorr

Der Weg nahe der Hamburger Sternwarte wird umbenannt: von Schorrhöhe in Bernhard-Schmidt-Höhe. Der Astronom und langjährige Leiter der Sternwarte, Richard Schorr, hat während der NS-Zeit wiederholt Astrologen an die Gestapo verraten. Neuer Namensgeber ist der Teleskopkonstrukteur Bernhard Schmidt.

Von Dirk Lorenzen |
Das Gebäude des Großen Refraktors ser Sternwarte Hamburg wurde nach einer Phase der Modernisierung am 19.06.2019 wieder eröffnet. Die Sternwarte hat ein Teleskop, welches zu den größten Linsenteleskopen in Deutschland zählt, und ist ein wichtiges Zeugnis der Wissenschaftsgeschichte.
Hamburger Sternwarte: das Gebäude des Großen Refraktors (dpa / Markus Scholz)
Nahe der Hamburger Sternwarte verläuft ein Fuß- und Radweg, der seit den Fünfzigerjahren nach dem Astronomen Richard Schorr benannt ist. Ende März hat die Versammlung des Bezirks Bergedorf beschlossen, die Schorrhöhe in Bernhard-Schmidt-Höhe umzubenennen.
Zwar war der langjährige Direktor der Sternwarte - wie es in einer Stellungnahme der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte heißt - "kein Nationalsozialist, aber er schreckte nicht davor zurück, die ihm verhasste Astrologie wie auch einzelne Astrologen mit den Mitteln der NS-Diktatur zu bekämpfen".
Einerseits hat Richard Schorr verfolgten Wissenschaftlern Unterschlupf gewährt, andererseits forderte er nach den Bücherverbrennungen 1933 "die Säuberungen auch auf den astrologischen Schund auszuweiten".
Schorr ließ Vorträge von Astrologen bespitzeln
Richard Schorr ließ vielfach Vorträge von Astrologen bespitzeln, etwa durch seinen Mitarbeiter Johannes Larink. In einem Schreiben an die Gestapo heißt es: "Es ergibt sich daraus, dass man nicht scharf genug gegen diese Volksschädlinge vorgehen kann."
Mindestens fünf Astrologen wurden überwacht. Alfred Witte nahm sich aus Angst vor Verhaftung 1941 das Leben, Wilhelm Wulff wurde im selben Jahr in einem Konzentrationslager inhaftiert, hat die NS-Zeit aber überlebt. Über die weiteren Lebenswege der drei anderen ist nichts bekannt.
Nun wird der Weg nahe der Sternwarte nach einem Hamburger Teleskopkonstrukteur benannt. Eine Informationstafel soll erklären, warum aus der Schorr- die Bernhard-Schmidt-Höhe wird.