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Umfrage
Ansehen der USA auf dem Tiefpunkt

Donald Trump ist bekannt für seine polarisierende, zum Teil beleidigende Rhetorik und seine offen zur Schau gestellte Feindseligkeit gegenüber der Bundeskanzlerin. Das hat Spuren hinterlassen: Die USA sind in der öffentlichen Meinung tief abgestürzt, wie eine Umfrage im Auftrag der Atlantik-Brücke jetzt zeigt.

Von Marcus Pindur | 09.02.2019
    Das Bild zeigt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten, Sie sitzen nebeneinander an einem Tisch und geben sich die Hand. Im Hinergrund sind die Flaggen Deutschlands und der USA sowie eine blaue Wand mit dem offiziellen Logo des Gipfeltreffens zu sehen.
    Tun sich schwer miteinander: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident Donald Trump beim G20 Gipfel in Argentinien im Dezember 2018. (dpa / Ralf Hirschberger)
    84,6 Prozent der Deutschen bewerten das deutsch-amerikanische Verhältnis als negativ oder sehr negativ. Das ergibt die repräsentative Meinungsumfrage, die das Civey-Institut für die Atlantik-Brücke erstellt hat. Nur 10,4 Prozent sagen, dass das Verhältnis der zwei Nationen positiv oder sehr positiv ist. Das sind Zahlen, die kaum zu Zeiten der Bush-Administration während des Irak-Krieges 2003 erreicht wurden. Norbert Röttgen, CDU, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses und Vorstandsmitglied der Atlantik-Brücke, sagt, dieses Umfrageergebnis habe ihn nicht in der Tendenz, wohl aber in seiner Klarheit überrascht. Die polarisierende Person Donald Trump sei aber nicht der einzige Faktor, der zum Tragen komme.
    "Eine andere Erklärung ist auch, dass in Deutschland in der Bevölkerung eine Art Paradox besteht. Einerseits sagt man, ja, wir müssen uns distanzieren und entfernen von den USA. Aber gleichzeitig würde das ja bedeuten, dass irgendjemand die Verantwortung wahrnehmen muss. Und das ist nach Lage der Dinge in Europa vor allen Dingen Deutschland. Aber ein mehr an Engagement anstelle der USA, das kommt für die große Mehrheit auch nicht in Frage. Und über dieses Paradox müssen wir miteinander sprechen."
    Es fehle eine Debatte über die außenpolitischen, strategischen Ziele Deutschlands und die Frage, welche Kosten man bereit sei, zu tragen.
    Ein weiteres Paradox: Trotz des großen amerikanischen Beitrages zur Sicherheit in Europa, trotz der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit den USA, trotz der Tatsache, dass die USA mit ihren Flugzeugträgerverbänden die globalen Handelswege sichern, die der Exportweltmeister Deutschland so ausgiebig nutzt, plädieren 57,6 Prozent der Befragten für eine stärkere Distanzierung von den USA.
    "Schreckliche und bemerkenswerte Zahlen"
    Der Politikwissenschaftler Michael Werz vom links-zentrischen Washingtoner Thinktank "Center for American Progress" sieht mehrere Faktoren am Werk:
    "Mein Eindruck ist, dass sich hier zwei Konfliktlinien kreuzen. Das ist zum einen eine durchaus politisch berechtigte Aversion gegen den Präsidenten. Die teilt ja eine Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner inzwischen. Auf der anderen Seite ist es so, dass es in Deutschland und auch in anderen europäischen Staaten seit dem Zweiten Weltkrieg immer schon starke anti-amerikanische Ressentiments gegeben hat. Und jetzt wird vielleicht jedes Vorurteil, dass man immer schon gegen die USA gehegt hat, mit dieser Administration, mit diesem Präsidenten tagtäglich bestätigt. Und so kommen diese schrecklichen und bemerkenswerten Zahlen zustande."
    Der Politikwissenschafter Michael Werz
    Der Politikwissenschafter Michael Werz (imago stock&people)
    Die Skepsis, die viele Deutsche gegenüber den USA hegen, korreliert mit anderen bemerkenswerten Ergebnissen der Umfrage. 42,3 Prozent der Befragten halten China für einen besseren Partner für Deutschland als die USA. Nur 23,1 Prozent vertreten dagegen die Meinung, dass die USA ein verlässlicherer Partner sind.
    Eine Mehrheit der Deutschen, gut 52 Prozent ist gegen die Anhebung der Verteidigungsausgaben auf das NATO-Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Durchwachsene bis schlechte Noten bekommt die deutsche Außenpolitik. 44,8 Prozent der Befragten ist der Ansicht, dass Deutschland die Weltlage weder zum Besseren noch zum Schlechteren verändert.