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Umstrittener Gastgeber
Lukaschenko hält an Eishockey-WM fest

Seit Monaten fordern Sportler, Politiker und Menschenrechtler, Belarus die Eishockey-WM im Frühling zu entziehen. Machthaber Lukaschenko will davon nichts wissen und machte das jetzt bei einem Treffen mit IIHF-Präsident Fasel deutlich.

Von Thielko Grieß | 11.01.2021
Das Foto wurde am 11. Januar 2021 aufgenommen. Zu sehen ist der Präsident von Belarus Alexander Lukashenko und der Prädident des internationalen Eishockeyverbands Rene Fasel. Sie geben sich die Hand.
Der belarussische Machthaber Lukaschenko bei seinem Treffen mit IIHF-Präsident Fasel (www.imago-images.de)
"Am Leben und gesund. Guten Tag, mein Lieber!" Geradezu mit Überschwang ging Lukaschenko auf Verbandspräsident René Fasel zu und umarmte ihn fest. Die Bilder des Treffens veröffentlichte Lukaschenkos Presseamt. In dem anschließenden Gespräch versicherte der belarussische Präsident, in seinem Land gebe es keine Gefährdungen. "Nicht durch das Coronavirus, nicht politisch oder für unsere Gäste. Bei uns stürmen Demonstranten und Unzufriedene keine Regierungseinrichtungen oder das Kapitol von Belarus."
Kritik an WM-Ausrichtung in Belarus
In dem öffentlichen Teil des Gesprächs ging keiner der beiden auf die seit Sommer andauernden Demonstrationen, die mehr als 30.000 Festgenommenen, die Folter, die Toten und Geflohenen ein. Nationale Verbände wie Dänemark machen Druck, Belarus die Ausrichtung der Weltmeisterschaft zu entziehen – ebenso Lettland, das nach ursprünglichen Plänen mit Belarus das Turnier gemeinsam ausrichten wollte, inzwischen aber Widerstand gegen dessen Beteiligung übt.
Alexander Lukaschenko: "Ich sage ganz offen: Ich bin ganz ruhig. Wird der Internationale Eishockey-Verband gegenüber dem ungerechtfertigten Druck standhaft bleiben, dann werden wir die Weltmeisterschaft durchführen. Falls Lettland absagt, werden wir es in Belarus durchführen – es wird das beste Turnier der Geschichte." An Fasel gewandt fuhr er fort: "Ich denke, davon bist du absolut überzeugt. Alles hängt jetzt von Euch ab."
Auf der Suche nach "konstruktiven Lösungen"
Verbandspräsident René Fasel stimmte dem Präsidenten zu. Im Folgenden ist er zu hören in der russischen Übersetzung des Minsker Presseamtes:
"Seit die Probleme in Belarus begannen, wird auf uns Druck ausgeübt. Aber wir haben eine gerade Linie. Wie Du gesagt hast: Wir wollen nicht Sport und Politik miteinander vermischen. Der Sport sollte die Völker verbinden und sie nicht voneinander trennen."

Der Weltverband selbst zitiert schriftlich etwas anders gelagerte Zitate Fasels: Die Situation habe sich geändert, und man sei gekommen, um sie anzusprechen und konstruktive Lösungen zu finden.