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Umweltschutz
Australien sagt Mikro-Plastikmüll den Kampf an

Unzählige kleinste Plastikpartikel belagern die Meere dieser Welt und gelangen von dort sogar in menschliche Nahrung. Australien will jenen Produkten, die sich im Wasser in das sogenannte Mikro-Plastik zersetzen können, jetzt an den Kragen. Ebenfalls ein rotes Tuch sind den Australiern die noch kleineren Mikro-Plastikkügelchen, die zum Beispiel in Gesichtscremes enthalten sein können.

Von Udo Schmidt | 19.01.2016
    Angeschwemmter Plastikmüll liegt an einem Strand
    Die großen australischen Supermarktketten Woolworths und Coles wollen ab Ende 2017 keine Produkte mehr anbieten, die das Meer mit Plastik vermüllen. (picture alliance / dpa)
    Die Weltmeere gehen im Plastikmüll buchstäblich unter. Billionen Plastikteilchen schweben unter der Wasseroberfläche und sinken, je kleiner sie sind, desto schneller und leichter, auf den Meeresboden herab. Da ist zum einen der Plastikmüll, Plastikflaschen vor allem in Südostasien, die in den tropischen Wasserwirbeln zu kleinsten Partikeln zerrieben werden und den Meeresboden bedecken. Und da sind – noch gefährlicher vielleicht, weil noch kleiner, - die microbeads, die Mikrokügelchen, die sich in zahlreichen Haushaltsprodukten befinden, in Zahnpasta etwa, in Gesichtscremes, aber auch in Druckerpatronen.
    "Wir müssen uns fragen, warum wir solche Produkte überhaupt auf den Markt lassen?
    Vor den Küsten Australiens finden sich beide Klassen des Mini-Plastikmülls, der unter anderem von Meerestieren gefressen wird und diese langsam vergiftet. Australien hat nun den Mikrokügelchen den Kampf angesagt. An der Universität von New South Wales in Sydney wird intensiv nach einer Lösung gefahndet. Schlicht gesagt, besteht diese natürlich in Aufklärung und Vermeidung, sagt John Dee, Gründer der der Initiative Do something – mache etwas:
    "Die meisten Menschen, mit denen wir gesprochen haben, hatten keine Ahnung, dass sich in Pflegeprodukten Mikroplastikkügelchen befinden. Alle denken immer, da seien nur natürliche Inhaltsstoffe drin wie Aprikosenkerne oder Nussschalen, aber die Realität sieht anders aus. Das besonders Gefährliche: Die Mikrokügelchen sind so klein, dass sie durch die Filteranlagen rutschen und in die Meere geschwemmt werden."
    Mit diesen Kenntnissen, sagt Forscherin Emma Johnston, gebe es dann nur noch eine Handlungsmöglichkeit: Hände weg von solchen Produkten:
    "Ich meine, wir müssen uns fragen, warum wir solche Produkte überhaupt auf den Markt lassen? Wir wissen, dass Plastik sehr haltbar und dass es giftig für Lebewesen ist und damit auch unsere Nahrungskette verunreinigt."
    Anders als in der Klimadebatte gibt es beim Plastikmüll, ob zerriebene Flaschen oder Mikrokügelchen, keinen Diskussionsspielraum, sagt John Dee:
    "Es ist eindeutig bewiesen, dass diese kleinsten Plastikteile in die Nahrungskette gelangen und es ist eine besorgniserregende Frage, wie viel davon in Fischen landet, die wir dann essen."
    Mikrokügelchen in Cremes
    Die großen australischen Supermarktketten Woolworths und Coles wollen ab Ende 2017 keine Produkte mehr anbieten, die das Meer mit Plastik vermüllen. Ein erster Erfolg. Der nächste Schritt muss sein, die Verwendung von Mikrokügelchen in Cremes etwa zu unterbinden, sagt Australiens Umweltminister Greg Hunt:
    "Wir wollen mit der Industrie zusammenarbeiten, um genau das zu erreichen. Coles und Woolworth wollen alle Produkte mit Plastikinhalten aus den Regalen verbannen, am Ende brauchen wir aber ein landesweites Verbot für die gesamte Produktions- und Lieferkette."
    Statistiken zeigen, dass das Mikro-Plastikmüll-Problem gerade in den vergangenen acht Jahren exorbitant angewachsen ist. So gesehen, bleibt nicht viel Zeit für eine Umkehr.