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UN-Klimagipfel
Wettlauf gegen die Erderwärmung

Es geht weltweit nicht richtig voran bei der Umsetzung der Beschlüsse des Pariser Klimaabkommens. UN-Generalsekretär António Guterres drängt deshalb bei einem Klimagipfel im UNO-Hauptquartier in New York auf viel ernsthaftere Maßnahmen zur Eindämmung der Emission von Treibhausgasen.

Von Volker Mrasek |
Greta Thunberg, in der Mitte, links neben ihr UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, während des UNO-Jugend-Klimagipfels in New York
Greta Thunberg beim UNO-Jugend-Klimagipfel in New York (AP Photo/Eduardo Munoz Alvarez)
António Guterres möchte endlich Nägel mit Köpfen sehen. Schon im Vorfeld des New Yorker Gipfels mahnte der UN-Generalsekretär viel größere Anstrengungen beim globalen Klimaschutz an. Der neue Bericht seines wissenschaftlichen Beraterstabs unterstützt ihn in dieser Forderung. Das Fachgremium hat zwei führende Köpfe - einer ist die indische Energieökonomin Leena Srivastava. Sie war jetzt auch dabei, als die Autoren ihren aktuellen Sachstandsbericht vorstellten:
"Uns wird immer klarer, dass sich der Klimawandel stärker und schneller auswirkt, als wir noch vor zehn Jahren angenommen haben."
Laut der Welt-Meteorologie-Organisation WMO erleben wir zurzeit die wärmste Fünf-Jahresperiode der Aufzeichnungen. Dazu der finnische Meteorologe und Generalsekretär der WMO, Petteri Taalas:
"Gerade erst wurden einige neue Temperaturrekorde aufgestellt. So war der Juli 2019 der bisher wärmste Monat auf der Erde seit 1850. Europa und Australien erlebten in diesem und im vergangenen Jahr ausgeprägte Hitzewellen, in Japan gab es 2018 die bisher extremste. Auch Indien und Pakistan litten unter Hitzewellen, die zu Todesfällen führten."
Erneuerbare Energieträger ersetzen kaum fossile Kraftwerke
Daten zu dem neuen Bericht steuerte auch das Globale Kohlenstoff-Projekt bei. Geleitet wird es von dem US-Ökologen Rob Jackson. In New York berichtete er jetzt von den jüngsten Treibhausgas-Trends:
"Der globale CO2-Ausstoß ist 2018 um 2,1 Prozent gestiegen - der stärkste Zuwachs seit mehr als fünf Jahren. Wie kann das sein, wenn doch Erneuerbare Energieträger gleichzeitig einen Boom erleben? Es liegt daran, dass sie fast nie fossile Energieträger ersetzen, sondern installiert werden, um einen weiter steigenden Energiebedarf zu decken. Was wir deshalb am meisten brauchen, ist ein effizienterer Umgang mit Energie. Nur so kann es klappen, fossile Kraftwerke vom Netz zu nehmen."
Doch die Entwicklung geht immer noch in die andere Richtung, und die Trendwende beim Treibhausgas-Ausstoß könnte noch eine ganze Weile ausbleiben. Der neue Report kommt hier zu einer sehr ernüchternden Einschätzung: Demnach werden die Emissionen über Jahre hinaus weiter steigen und noch nicht einmal 2030 ihren Höhepunkt erreicht haben.
Zwei-Grad-Grenze für Erderwärmung immer unrealistischer
Das Ziel, die globale Erwärmung wenigstens auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, wird so immer unrealistischer. Das weiß auch John Christensen, dänischer Energieexperte beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen:
"Die Staaten müssten ihre im Klimavertrag von Paris zugesagten Anstrengungen verdreifachen, um unter zwei Grad zu bleiben - oder sie sogar verfünffachen, wenn wir maximal 1,5 Grad anstreben. Es muss also massiv nachgebessert werden. Und darum geht es ja bei diesem Gipfel in New York."
Niklas Höhne ist gespannt, welche neuen Angebote heute konkret auf den Tisch gelegt werden. Der Physiker leitet das New Climate Institute in Köln und bewertet regelmäßig die Klimaschutzanstrengungen von Industrie- und Schwellenländern. Unter ihnen gebe es einige Vorreiter, sagt Höhne. Andere Staaten könnten ihnen ohne weiteres nacheifern:

"Wir haben Dänemark zum Beispiel mit über 40 Prozent erneuerbaren Energien im Strombereich. Wir haben Südaustralien mit jetzt 50 Prozent. Ein Land wie Deutschland hat jetzt regelmäßig 40 Prozent Erneuerbare im Strommix. Ein anderes Beispiel ist Elektromobilität. Norwegen, Kalifornien, aber auch in China und jetzt auch in Indien - in diesen Ländern wird Elektromobilität stark gefördert und geht sehr viel schneller voran, als wir uns das je vorgestellt haben. Das müsste auch in allen Ländern passieren. Und wenn das alle Länder täten, dann wären wir tatsächlich so schnell, wie wir sein müssten."