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UN-Klimakonferenz
Mit einem Weiter-so ist das Zwei-Grad-Ziel nicht zu schaffen

Auf der UN-Klimakonferenz ist man dem Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu halten, nicht näher gekommen. NGOs drängen weiter auf eine verbindliche Abschlusserklärung. Ob das der internationalen Ministerrunde gelingen wird, die jetzt in Kattowitz zusammenkommt, muss sich zeigen.

Von Georg Ehring | 11.12.2018
    Blick über die polnische Stadt Kattowitz, die am 30. November 2018 unter einer Smogdecke liegt. Im Vordergrund: die Marienkirche.
    Blick über die polnische Stadt Kattowitz, die am 30. November 2018 unter einer Smogdecke liegt. Im Vordergrund: die Marienkirche. (picture alliance / NurPhoto)
    Ohne zusätzliche Anstrengungen im Klimaschutz wird es ziemlich heiß: Wenn alle Staaten so weitermachen wie bisher, dann läuft dies auf eine Erwärmung um 3,3 Grad zum Ende des Jahrhunderts hinaus, heißt es in einer aktualisierten Projektion des Climate Action Trackers. Dahinter stehen drei wissenschaftliche Institute, sie errechnen aus aktuellen Trends und Klimaschutz-Plänen regelmäßig eine Prognose für die Erderwärmung. Der Grund für die hohe Prognose: Eine ganze Reihe von Staaten setzt seine Zusagen zum Schutz des Klimas bisher nicht oder nur teilweise um.
    Doch selbst wenn alle Zusagen eingehalten würden, dann ergäbe sich ein Temperaturanstieg um drei Grad – weit entfernt vom Ziel des Pariser Vertrages, deutlich unter zwei Grad oder wenn möglich unter 1,5 Grad zu bleiben. Ist also keine Besserung in Sicht?
    Informelle Gespräche ohne Verhandlungscharakter
    Niklas Höhne vom New Climate Institute: "Positiv ist, dass Erneuerbare weiterhin immer günstiger werden und wir unsere Projektion für 2030 für einige Länder nach unten korrigieren mussten. Die USA zum Beispiel und Indien. Negativ ist, dass die Wirtschaft so stark gewachsen ist in China, dass wir da die Projektion nach oben korrigieren mussten. Und insofern gleicht sich das aus."
    Bei der Klimakonferenz in Kattowitz geht heute eine Gesprächsrunde zu Ende, die dazu beitragen soll, dass die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit demnächst geschlossen werden kann. Sie war im vergangenen Jahr bei der Konferenz in Bonn eingesetzt worden – der Name "Talanoa-Dialog" kommt aus der Sprache der Fiji-Inseln, die den Bonner Gipfel geleitet hatten und steht für informelle Gespräche ohne Verhandlungscharakter. Es ging um erste Sondierungen, sie sollen im Jahr 2020 zur formellen Verabschiedung höherer Ziele führen. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium erwartet:
    "Dass dort der Geist, den wir in Paris auch angelegt haben, sich wiederfindet, nämlich gemeinsam zu sehen: Wie können wir denn besser werden? Also sich eher gegenseitig zu ermutigen, gerade wenn man manchmal etwas auf der Stelle tritt als jetzt zu versuchen, starke Verhandlungssituationen herbeizuführen."
    Svenja Schulze redet kommt ohne Kohle-Ausstiegsdatum
    So viel Unverbindlichkeit behagt nicht jedem. Nichtregierungsorganisationen drängen auf eine Abschlusserklärung, die die Staaten nicht einfach ignorieren können. Mohammed Adow von der Organisation "Christian Aid":
    "Es besteht aber die Gefahr, dass die polnische Präsidentschaft aus dem Talanoa-Dialog eine Talkshow macht. Wir brauchen aber eine Veranstaltung, die mit einer bindenden Entscheidung dieser Konferenz endet. Sie muss die Staaten dazu verpflichten, auf nationaler Ebene die Gespräche zu beginnen, die zu einer Erhöhung der Ambitionen führen würde.
    Heute Nachmittag beginnt das Ministersegment der Konferenz – die meisten Länder haben ihre Umweltminister geschickt, um die politischen Fragen zu klären, einige kleine Inselstaaten aus dem Pazifik auch die Staats- und Regierungschefs. Bundesumweltministerin Svenja Schulze redet heute Nachmittag – sie kommt ohne ein Ausstiegsdatum für die Braunkohleförderung und muss erklären, warum Deutschland seine Klimaziele weit verfehlt.
    Hinter den Kulissen ist Svenja Schulze dann bei den Verhandlungen gefragt – die Minister müssen die politischen Fragen klären, zu denen den Fachunterhändlern die Kompetenz fehlt. Jochen Flasbarth:
    "Eine ganz Reihe von Knackpunkten, die Finanzierungsfragen, gehören dazu. Es ist auch noch nicht alles geregelt, wie transparent wirklich alle Staaten alle Schritte machen müssen und nach welchen Regeln das geht. Eine Vielzahl von Fragen und am Ende hängt alles mit allem zusammen und das ist Aufgabe der Präsidentschaft, jetzt dieses Knäuel zu entwirren."
    Üblicherweise gehen Klimakonferenzen am Ende in die Verlängerung, auch die in Kattowitz dürfte da keine Ausnahme machen.