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UN-Waldforum

Der Wald ist das größte und wichtigste terrestrische Ökosystem der Erde. Rund 80 Prozent der Pflanzen- und Tierarten leben im Wald. Er ist Wasserspeicher und schütz den Boden vor Erosion. Nach Angaben der Welternährungsorganisation waren 1995 Wälder 3,5 Milliarden Hektar der Erdoberfläche von Wälder bedeckt. Mehr als die Hälfte davon liegen auf der Südhalbkugel. Obwohl die Grüne Lunge des Planeten stark bedroht ist, kommt der Schutz der Wälder nur schleppend voran. Interessengegensätze auf internationaler und nationaler Ebene haben globales politisches Handeln bislang verhindert.

von Yvonne Mabille | 28.11.2000
    Gemessen am Verhandlungs-Tempo der vorangegangenen Jahre könnte man fast sagen: Es ist Schwung in die politischen Aktivitäten zum Schutz der Wälder gekommen. Erst vor einem Monat wurde das Waldforum der Vereinten Nationen gegründet - und schon wird über das künftige Arbeitsprogramm des Forums beraten. Über 100 Waldexperten aus aller Welt haben sich deshalb in Bonn versammelt. Die Bundesrepublik gehört zu den 8 Initiatoren des Treffens. Dazu Gerhard Thalheim, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium:

    "Ziel dieser sogenannten 8-Länder-Initiative ist es, weltweites Expertenwissen hinsichtlich möglicher Inhalte des künftigen Arbeitsprogramms des UN-Waldforums zusammenzutragen. Damit soll dem UNFF eine Art Starthilfe gegeben werden."

    Der Verlust der Wälder in den tropischen Ländern ist in den 90er Jahren gegenüber den 80er Jahren um etwa zehn Prozent zurückgegangen - laut Angaben der Welternährungsorganisation. Das ergab eine erste Auswertung von rund 300 Satellitenfotos im Rahmen einer globalen Erhebung über die Forst-Ressourcen.

    Trotzdem müssen die Anstrengungen entscheidend verstärkt werden, um die Nutzung der Wälder nachhaltiger zu gestalten. Vor allem auf der Südhalbkugel.

    "Deswegen muss es gelingen, die hinter der Waldzerstörung liegenden Probleme zu lösen. Und eines davon nannte ich. Das ist der Bedarf an landwirtschaftlichen Nutzfläche und die Versorgung mit Energie. Beides sind auslösende Momente für Waldzerstörung in großem Umfang in den besonders labilen Flächen, sprich Tropenwaldflächen und in den Subtropen. und da ist das Problem unterschiedlich, natürlich, in Ländern, die sehr viel Wald haben - Es gibt Länder, die haben noch 70% Waldfläche und mehr. Und es gibt Länder, die haben ganz wenig Wald, wie die Sahelzone zum Beispiel. Da liegt das Problem darin, den Menschen Brennmaterial zu beschaffen und Schutz für ihr Vieh zur Verfügung zu stellen."

    Ulrich Hoenisch von der Forstabteilung im Bundeslandwirtschaftsministerium verfolgt die internationale politische Debatte um den Waldschutz seit der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung - 1992 in Rio de Janeiro. In Rio kam keine Konvention zum Schutz der Wälder zustande. Es wurde lediglich eine unverbindliche "Erklärung der Waldgrundsätze" verabschiedet. Mit der Gründung des UN-Waldforums sei die internationale Staatengemeinschaft nun einen Schritt weiter. Das Forum will als Plattform für den Dialog zwischen den Interessengruppen dienen und vor allem das politische Engagement fördern.

    Schon heute ist der Schutz der Wälder eine zentrale Aufgabe der deutschen Entwicklungszusammenarbeit: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit fördert mehr als 300 Projekte in über 60 Ländern, sagte Staatssekretärin Uschi Eid aus dem BMZ:

    "Die Schwerpunkte im Rahmen dieser Kooperation liegen bei der Aufforstung, in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Bei Naturschutzvorhaben sowie im Erosionsschutz."

    Bei den bilateralen Programmen zum Schutz des Tropenwaldes führt Deutschland die Reihe der Geberländer an. Darüber hinaus beteilige sich die Bundesrepublik auch an Schutzprogrammen, die von multilateralen Institutionen gefördert werden , wie von der Europäischen Union oder der Weltbank. Paradebeispiel ist das Förderprogramm für Brasilien, das von der Weltbank koordiniert wird. Die Bundesrepublik hat 500 Millionen Mark und damit 45 Prozent des Gesamtvolumens beigesteuert.

    "Bei diesem Programm geht es darum, die Lebensräume indigener Völker im Amazonasgebiet zu schützen, die biologische Vielfalt zu erhalten. und natürlich auch durch die Verringerung der Brandrodung zur Verringerung von CO2-Emissionen beizutragen." Das brasilianische Beispiel sei deswegen so erfolgreich, weil das Programm die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung und nicht-staatlicher Organisationen ausdrücklich vorsieht. Einzelne Positivbeispiele können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf globaler Ebene bislang keine Kooperation zustande gekommen ist. Nun liegt es an den Politikern, endlich die Initiative zu ergreifen. Ulrich Hoenisch

    "Es muss gehandelt werden. Und die Aktionen, die man tun muss, die wesentlichen Aktionen, sind bekannt. D.h. mit andern Worten: Die Politiker können sich nicht zurückziehen hinter die Frage: Wir haben noch Forschungsbedarf. Wir können hier und müssen jetzt handeln."