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UN-Weltwasserbericht 2018
Die Natur als Klärwerk

In ihrem Weltwasserbericht geht die UNO davon aus, dass immer weniger Menschen Zugang zu sauberem Wasser haben werden. Bis zum Jahr 2050 könnte die Hälfte der Weltbevölkerung davon betroffen sein. Immer wichtiger werden daher so genannte grüne Lösungen: Natürliche Wasserkreisläufe, die von der Wasserwirtschaft genutzt werden.

Von Suzanne Krause | 19.03.2018
    Wasseraufbereitung im Klärwerk in Zweibrücken: Im Vorklärbecken setzen sich die organischen Schlämme ab, danach fließt das Wasser über eine Zahnschwelle.
    Wasseraufbereitung im Klärwerk in Zweibrücken: Im Vorklärbecken setzen sich die organischen Schlämme ab, danach fließt das Wasser über eine Zahnschwelle. (imago/Rupert Oberhäuser)
    Der indische Bundesstaat Rajasthan erlebte 1986 eine Dürrekatastrophe. In den Jahren danach konnte eine Nichtregierungsorganisation die Bewohner der Region dafür gewinnen, lokale Strukturen zum Auffangen von Wasser aufzubauen und Böden zu sanieren und wiederaufzuforsten. So nahm die Waldfläche um ein Drittel zu, der Grundwasserspiegel stieg um mehrere Meter an, und die Äcker brachten mehr Ertrag als zuvor.
    Rajasthan dient als Paradebeispiel für das, was mit sogenannten grünen Lösungen erreicht werden kann. Lösungen also, die sich entweder direkt natürlicher Systeme bedienen oder sie kopieren. Richard Connor, Herausgeber des Weltwasserberichts der Vereinten Nationen, erklärt, welche Funktionen die Natur im Wasserbereich hat:

    "Der Wasserkreislauf ist in den Kreislauf der Natur eingebettet. Die Natur sorgt für die Regulierung der Wassermassen, für die Wasserreinigung, für die Gewinnung von Wasser. Bei naturbasierten Lösungen geht es darum zu erkennen, welche Prozesse in der Natur ablaufen und wie sie für menschliche Zwecke eingesetzt werden können."
    'Grünes Management' von Dürren oder Überschwemmungen
    Ein Thema, das im Bereich Wasserbewirtschaftung immer bedeutender wird. Der Begriff umfasst jeglichen Umgang mit Wasser - von der Gewinnung, über den Transport zum Verbraucher bis zur Abwasserentsorgung und dem Management von Dürren oder Überschwemmungen. Für vieles finden sich in der Natur leistungsfähige Systeme, aber die sind zumeist in Vergessenheit geraten. Dabei brächten grüne Lösungen viele Vorteile, sagt Stefan Uhlenbrook, Koordinator beim World Water Assessment Programme.

    "Zum einen hilft es uns, wasserwirtschaftliche Ziele zu erreichen, weniger Überflutung, Managen von Dürren, Verbesserung der Qualität etc. Aber zusätzlich bringt die Bewirtschaftung natürlicher Systeme auch noch sogenannte Co-Benefits. Damit meinen wir: Es hilft, den Kohlenstoff im Boden zu speichern, dadurch zum Klimawandel weniger beizutragen. Es hilft, Jobs im ländlichen Raum zu kreieren. Es kann helfen, die Biodiversität zu verbessern. Es hilft auch, die Wasserqualität signifikant zu verbessern, organische Verschmutzung zurückzuhalten, Nährstoffe im Boden zurückzuhalten, die für das Pflanzenwachstum gebraucht werden."
    New York hat das sauberste Trinkwasser der USA
    In der Vergangenheit hat die Menschheit mehr und mehr graue Techniken eingeführt. Dazu zählen beispielsweise Rohrleitungen, die Trinkwasser direkt in die Wohnung liefern, ein Riesenfortschritt. Manchmal sind die grünen Lösungen den grauen jedoch überlegen, wie ein Beispiel aus New York seit dreißig Jahren zeigt. Dazu Richard Connor, der Herausgeber des Berichts:
    "New York bezieht sein Trinkwasser aus drei Rückhaltebecken im Umland und bezahlt die Bauern und Grundbesitzer für ihre Ökodienstleistungen. Dafür dass sie weniger pflügen und spritzen, dass sie aufforsten, nachhaltig mit der Umwelt umgehen. Damit verfügt New York über das sauberste Trinkwasser in den Vereinigten Staaten. Da es kaum noch gefiltert werden muss, spart die Stadt jährlich drei Millionen Dollar ein."
    Der UN-Weltwasserbericht fordert, naturbasierten Lösungen in Zukunft weitaus mehr Raum zu geben; also mit der Natur zu arbeiten statt gegen sie. Denn unter den Fachleuten wächst die Überzeugung, dass sich die Wasserprobleme von morgen nicht mehr alleine mit dem Bau von Stauseen, Schutzdämmen und Klärwerken lösen lassen werden.