Samstag, 20. April 2024

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Und sie dreht sich tatsächlich!
Ein Pendel beweist die Drehung der Erde

Lange hatten die Menschen geglaubt, die Erde ruhe im Mittelpunkt der Welt und der ganze Himmel drehe sich um sie. Diese naive Vorstellung entsprach der unmittelbaren Erfahrung: Die Gestirne gehen im Osten auf, erreichen im Süden ihre größte Höhe und sinken im Westen wieder unter den Horizont.

Von Von Hermann-Michael Hahn | 06.01.2016
    Das Foucaultsche Pendel am Kirchhoff-Institut für Physik in Heidelberg
    Das Foucaultsche Pendel am Kirchhoff-Institut für Physik in Heidelberg (Universität Heidelberg)
    Zwar diskutierten griechische Philosophen bereits in der Antike eine andere Erklärung: Könnte sich nicht in Wirklichkeit die Erde selbst drehen und so den täglichen Umschwung des Himmels nur vortäuschen? Doch die Gegner solch revolutionärer Gedanken hielten dagegen, dass man dann einen ständigen Ostwind spüren müsse. Außerdem sollte ein Stein, der von einem hohen Turm fiele, aufgrund seiner Trägheit ein Stück weit westlich neben dem Turm aufschlagen, weil dieser sich während der Fallzeit weiter nach Osten bewegt hätte. Weil man beides nicht beobachte, könne die Erde sich nicht drehen!
    Erst heute vor 165 Jahren gelang dem französischen Physiker Jean Bernard Léon Foucault der experimentelle Gegenbeweis. Zuerst in seinem Keller, ein paar Wochen später im Pariser Observatorium und schließlich im Pariser Pantheon ließ er ein mehrere Kilogramm schweres Pendel an einem – zuletzt 67 Meter – langen Faden langsam hin und her schwingen. Nach den Gesetzen der Physik behält ein solches Pendel seine Schwingungsrichtung bei. Weil sich aber die Erde unter dem Pendel langsam dreht, registriert der mit rotierende Beobachter im Laufe der Zeit eine allmähliche Drehung des Pendels relativ zu Markierungen am Erdboden. Damit hatte Foucault die Drehung der Erde bewiesen.