Donnerstag, 25. April 2024

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Unfälle auf Berliner Stadtautobahn
Islamistischer und psychisch auffälliger Täter

Nach mehreren Unfällen auf der Berliner Stadtautobahn, bei denen sechs Menschen, drei davon schwer, verletzt wurden, ermittelt nun die Berliner Staatsanwaltschaft. Der Täter hatte mehrere Fahrzeuge gerammt – und dann mit einem gefährlichen Gegenstand auf dem Dach des Autos gedroht.

Von Sebastian Engelbrecht | 19.08.2020
Ein kaputtes Auto und ein zerstörtes Motorrad stehen auf der Berliner Stadtautobahn A100.
Berliner Stadtautobahn - Staatsanwaltschaft geht von islamistischemn Anschlag aus. (dpa / Paul Zinken)
Ein 30-jähriger Iraker verursachte gestern Abend drei Unfälle auf der Berliner Stadtautobahn in den Stadtteilen Wilmersdorf, Schöneberg und Tempelhof. Dabei wurden sechs Menschen verletzt, drei von ihnen schwer. Zu den Schwerverletzten gehören zwei Motorradfahrer. Einer von ihnen musste reanimiert werden. Nach den Zusammenstößen, so Polizeisprecher Thilo Cablitz, stoppte der Täter mit seinem schwarzen Opel Astra.
"Nach diesen Verkehrsunfällen hat er sein Fahrzeug zum Stehen gebracht, ist ausgestiegen und hat eine Metallkiste, eine alte Munitionskiste aufs Dach gestellt und hat dann den Eindruck vermittelt, dass es sich um einen gefährlichen Gegenstand handeln könnte."
In der Kiste war lediglich Werkzeug
In der vermeintlichen Munitionskiste befand sich aber lediglich Werkzeug, wie die Polizei später feststellte.
"Diese alte Munitionskiste wurde durch die Kriminaltechnik dann untersucht. Sie wurde durchleuchtet. Dabei wurde beim ersten Eindruck festgestellt, dass es sich um Werkzeug handelt, das darin befindlich war. Auch der zweite Eindruck, auch ein zweites Bild bestätigte das. Dennoch ist man auf Nummer Sicher gegangen und hat das Objekt, diese Munitionskiste mit der Wasserkanone aufgeschossen, geöffnet, und letztlich hat sich der erste Eindruck bestätigt. Es war lediglich Werkzeug darin."
Der Mann rief "Allahu akbar", "Gott ist groß", und sagte, keiner solle ihm näherkommen, sonst würden "alle sterben". Kurz danach konnte die Polizei den Mann festnehmen. Bis heute Vormittag war der Berliner Stadtring über weite Strecken gesperrt. Sprengstoffexperten des Landeskriminalamts untersuchten den Wagen des Täters. Die Polizei nahm minutiös Spuren an der Strecke auf.
Täter ist psychisch auffällig
Am Morgen übernahm die Berliner Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Deren Sprecher Martin Steltner, erklärte, der Mann habe islamistische Motive für seine Tat. Das legten Äußerungen des Täters nahe. Er sei aber auch psychisch auffällig.
Nach Informationen der Berliner Justizverwaltung will Generalstaatsanwältin Margarete Koppers den Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses noch heute über den Stand der Ermittlungen zu dem mutmaßlichen Anschlag informieren.
Der "Tagesspiegel" berichtet, der Mann sei bei den deutschen Sicherheitsbehörden bislang nicht als islamistischer Gefährder gelistet gewesen. Er soll auch nicht unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden gestanden haben. Der Polizei sei er aber als auffällige Person bekannt gewesen.