Ein Stacheldraht-Zaun, Maisfelder, Müll – Plastikflaschen, weggeworfene Kleider, griechische Papiere - so sieht es an der ungarischen Grenze zu Serbien aus. Die Kleinstadt Röszke ist in der Nähe, die Metropole Szeged ist etwa 25 Kilometer entfernt. Auf den Bahngleisen im Schatten von ein paar Bäumen hockt Kais Al-Alawani aus Hamah mit seiner Familie. "Wir sind aus Syrien", sagt er, "wir sind jetzt drei Wochen unterwegs. Türkei, über das Meer, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn", zählt er auf.
Er hat eine Zeit lang in Abu Dhabi in der Ölindustrie gearbeitet, erzählt der Syrer. Eine seiner gut gekleideten Töchter bietet mir Kekse an, während wir sprechen. Das jüngste seiner vier Kinder ist gerade eine halbes Jahr alt, sagt er. Wie es jetzt weitergeht, weiß er nicht, die Fingerabdrücke will er sich nicht nehmen lassen.
Angst vor Schleppern und Dieben
"Es gibt zwei Möglichkeiten", sagt er. "Wir können zur Polizei gehen, verbringen drei schlechte Nächte in einem Camp, mit schlechtem Essen und schlechter Stimmung. Der andere Weg ist zu gefährlich", sagt er.
Er meint damit die Schlepper, die an der Tankstelle an der Autobahn Belgrad-Szeged auf Kunden warten sollen. Und der Syrer hat auch von Dieben gehört, die angeblich Jagd auf Flüchtlinge machen. Der Weg nach Ungarn selbst war leicht, erzählt er, problemlos. "Der Bahndamm ist offen, alles andere ist zu."
Immer wieder kommen Flüchtlinge zu Fuß über den Bahndamm, auf dem zweimal am Tag der Regionalzug zwischen Subotica und Szeged verkehrt. Eine mehrere Meter große Lücke klafft hier im Stacheldraht-Zaun - genügend Platz für Flüchtlinge, die die Dunkelheit abwarten, um an der Polizei-Registrierstelle vorbeizukommen. Kais will weiter, nach Österreich. "Es gibt keinen Weg zurück. Wenn Du einmal gehst, musst Du weiter. In meinem Land habe ich alles verloren."