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Uni Freiburg
Neuanfang gegen DOSB durchgesetzt

Schier unendlich kommt Beobachtern die Geschichte der Dopingvergangenheit an der Uni Freiburg vor: Die Dopingärzte Keul und Klümper, Behandlungen für Jan Ullrich, massive Probleme mit der Aufarbeitung in einer Untersuchungskommission. Doch nun scheint es in Freiburg echte Bemühungen zu geben, sauber zu arbeiten - auch gegen Forderungen des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Von Ralf Meutgens | 17.12.2016
    Das Logo des Sportmedizinischen Untersuchungszentrums an der Universitätsklinik in Freiburg am 03.03.2015 an einer Glastür zu sehen.
    Sportmedizinisches Untersuchungszentrum in Freiburg (dpa/picture alliance/Patrick Seeger)
    Die Universitätsklinik Freiburg ist jetzt als lizensiertes Untersuchungszentrum vom Deutschen Olympischen Sportbund DOSB für die nächsten zwei Jahre anerkannt. Seit März dieses Jahres war über den damaligen Antrag, auch im Deutschlandfunk, diskutiert worden. Es ging um die mögliche Mitarbeit von früher im professionellen Radsport tätigen Medizinern und um eine dopingnahe und damit missbrauchsanfällige Forschung durch Freiburger Ärzte. Besonders kritisch wurde die Kooperation mit der umstrittenen orthopädischen Praxis des Gründers Armin Klümper gesehen. Klümper stand im Zentrum zahlreicher Dopingskandale. Nach dieser Berichterstattung hatte die Universitätsklinik Freiburg im August ein Sportkonzept mit Leitlinien verabschiedet, wodurch der Antrag entsprechend modifiziert wurde.
    Offenbar hat nun der DOSB versucht, einen wichtigen Punkt der neuen Leitlinien auszuhebeln. Benjamin Waschow, der Pressesprecher der Universitätsklinik Freiburg konkretisiert: "Der DOSB hat zuletzt für die Erteilung dieser Lizenz eine Kooperation mit regionalen Partnern abhängig gemacht.” Auf die Frage, ob durch dieses Manöver möglicherweise die ebenfalls in Freiburg ansässige orthopädische Praxis des umstrittenen Gründers Armin Klümper mit ins Boot geholt werden solle, antwortete Benjamin Waschow: "Da das Universitätsklinikum Freiburg in der Vergangenheit den Antrag auf Lizensierung gemeinsam mit den "SportOrthopäden an den Heilquellen" gestellt hatte, liegt die Vermutung nahe."
    Keine Verantwortung für externe Partner
    Das vom Universitätsklinikum Freiburg, der Universität und dem Wissenschafts-Ministerium verabschiedete "Freiburger Sportkonzept" verbietet Kooperationen mit externen Partnern in der Behandlung, Untersuchung und Betreuung von Sportlerinnen und Sportlern. Und das auch aus gutem Grund, betont Unikliniksprecher Waschow: "Für externe Partner kann die Universitätsklinik nicht die Verantwortung übernehmen. Gerade in Anbetracht der besonderen Geschichte der Sportmedizin in Freiburg geht man mit besonderer Sorgfalt vor und hält hohe Qualitätsmaßstäbe ein”.
    Diese Auflagen könnten nur bei eigenen Mitarbeitern kontrolliert werden. Zudem könne das Universitätsklinikum Freiburg sämtliche, für die Lizensierung notwendigen medizinischen Leistungen, selbst erbringen. In einem Brief an den DOSB vom 25. November machte der Ärztliche Direktor der Universitätsklinik Jörg Rüdiger Siewert unmissverständlich klar, dass man für eine Lizensierung ausschließlich dann zur Verfügung stünde, wenn die Auflage der Kooperation mit regionalen Partnern gestrichen werde. Diese konsequente Haltung lässt vermuten, dass man es mit dem geforderten und für die Wiederherstellung der Reputation notwendigen Neuanfang in Freiburg ernst meint.
    Aufforderung des DOSB nicht Rechnnung getragen
    Rückendeckung erhält die Universitätsklinik vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium. Laut dessen Pressesprecher Jochen Schönmann übernehmen die Universität und das Universitätsklinikum Freiburg auch im Zusammenhang mit der Lizensierung des DOSB die Verantwortung für eine dopingfreie Zusammenarbeit mit Leistungssportlern. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass dies bereits in der eigenen Organisation eine Herausforderung darstellt.
    Deshalb hätten sich Wissenschaftsministerium, Universität und Universitätsklinikum darauf verständigt, auf außeruniversitäre Kooperationen in diesem Bereich zu verzichten. Einer entsprechenden Aufforderung des DOSB habe man daher nicht Rechnung getragen, teilt Schönmann auf Anfrage mit. Letztlich, so Waschow, habe der DOSB dem Universitätsklinikum Freiburg mitgeteilt, dass die besagte Auflage nicht weiter besteht. Einen derartigen Widerstand gegen Auflagen des DOSB hätte man sich auch im Zusammenhang mit der Leistungssportreform gewünscht.
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