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UNICEF-Report 2014
Ausgrenzung und Gewalt als größte Gefahr für Kinder

25 Jahre nach der Verabschiedung der Kinderrechts-Konvention hat das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen seinen Bericht für 2014 vorgestellt. Man habe viel erreicht, sagte Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. Und dennoch: Besonders durch Kriege und religiöse Konflikte würden Kinderrechte weltweit auf brutalste Weise verletzt.

Von Sören Brinkmann | 25.06.2014
    Der UNICEF-Report 2014 liegt am 25.06.2014 am Rande einer Pressekonfernz in Berlin auf einem Tisch.
    Der UNICEF-Report 2014 liegt am Rande einer Pressekonfernz in Berlin auf einem Tisch. (dpa / Hannibal Hanschke)
    Nicht nur in den ärmsten Regionen der Welt, sondern auch in Ländern wie Deutschland, sind viele Kinder von sozialen und medizinischen Entwicklungen ausgeschlossen. Das hebt das UN-Kindehilfswerk Unicef in seinem aktuellen Bericht hervor. Betroffen seien vor allem Kinder aus armen Familien. Die hat der Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Jürgen Heraeus, deshalb besonders im Blick.
    "In Deutschland lebten im vergangenen Jahrzehnt etwa 8,6 Prozent der Kinder zum Teil in sehr langen Phasen ihrer Kindheit in relativer Armut - mit sehr negativen Folgen für ihre gesamte Entwicklung. Und Gewalt gegen Kinder kommt in allen gesellschaftlichen Gruppen vor, aber Armut und soziale Not erhöhen das Risiko."
    Grundsätzlich seien Ausgrenzung und Gewalt die größten Herausforderungen für die Umsetzung der UN-Kinderrechte, so Heraeus bei der Vorstellung des aktuellen UNICEF-Berichts.
    Darin wird nicht nur das Jahr 2013 in den Blick genommen. Es geht auch um die Entwicklungen in den zurückliegenden 25 Jahren. So lange ist es her, dass die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet wurde. Der Deutschland-Chef von UNICEF sagt, dass sie zu vielen Fortschritten geführt habe.
    "Die Kinderrechts-Konvention ist in den vergangenen 25 Jahren ein wichtiges Instrument der Zivilgesellschaft geworden, die Ansprüche an die Regierungen und die Erwachsenen stellt. Und sie hat weltweit Investitionen in Bildung und Gesundheit ausgelöst."
    Ein Foto des Kinderhilfswerks UNICEF zeigt drei Kinder in der südsudanesischen Stadt Mingkaman, während sie erschöpft darauf warten, als Hilfesuchende registriert zu werden.
    Mehr als 375.000 Kinder mussten im Südsudan ihre Heimat aufgrund des Konflikts verlassen. (dpa picture alliance / Kate Holt/ Unicef Handout)
    Gezielte Gewalt gegen Kinder in Kriegskonflikten
    Mit Blick auf das vergangene Vierteljahrhundert betont der UNICEF-Bericht auch die insgesamt positiven Entwicklungen weltweit.
    Die Kindersterblichkeit – vor allem durch Hunger oder Krankheit – habe sich in dieser Zeit halbiert, heißt es. Gelobt wird auch, dass inzwischen in 123 Staaten sexuelle Gewalt gegen Jungen und Mädchen bestraft werde. Doch immer noch werde weltweit jedes dritte Mädchen unter 18 frühverheiratet oder in eine Ehe gezwungen.
    Marta Santos Pais, die UN-Sonderbeauftragte zu Gewalt gegen Kinder erklärt, dass es weiterhin große Herausforderungen gebe.
    "Das Thema Gewalt verdeutlichte das leider in besonderer Weise. Auch in Europa sterben jedes Jahr 850 Kinder unter 15 Jahren durch Gewaltanwendung. 18 Millionen Kinder sind von sexueller Gewalt betroffen."
    Sorge bereiten dem Vorsitzenden von UNICEF Deutschland, Jürgen Heraeus, vor allem Kriege oder religiöse Konflikte weltweit. Hier verschlechtere sich gerade die Lage für die Kinder.
    "Wir sehen auch eine unglaubliche Brutalisierung, die sich immer mehr gezielt gegen Kinder richtet. In Syrien die Bombardierung von Wohnvierteln und Schulen, in Nigeria bei der Entführung der Schulmädchen durch die Terrorgruppe Boko Haram, in Zentralafrika und im Südsudan, wo Kinder auch gezielt ermordet oder als Soldaten rekrutiert werden."
    "Jedes Kind hat Rechte", so der Titel des Berichts. Und gerade wenn ein Land die Kinderrechte stärke, sagt Jürgen Heraeus von UNICEF Deutschland, stärke es seine Zukunftsfähigkeit.