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Universität Kiel
Präsidentenposten bleibt vorerst unbesetzt

Ausschreibungs-Panne an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel: Die Hochschule hatte "Persönlichkeiten aus der Wissenschaft" aufgefordert, sich um das Präsidentenamt zu bewerben. Laut gesetzlicher Vorgaben müssen aber auch Kandidaten aus Verwaltung, Wirtschaft und Rechtspflege angesprochen werden.

Von Thorsten Philipps | 07.02.2020
Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Führungslos, aber nicht handlungsunfähig: Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (imago stock&people)
Die Stimmung ist schlecht an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Kanzlerin Claudia Meyer findet es ziemlich peinlich für alle Beteiligten, dass die Wahl eines neuen Präsidenten nicht wie ursprünglich geplant am 18. März stattfinden kann.
"Es war zunächst mal großes Erstaunen, zumal wir ja alle auf den 18. März hingefiebert haben - da war das zunächst mal ein erheblicher Rückschlag."
"Unzulässige Verengung" beim Bewerberprofil
Ende Mai läuft die Amtszeit von insgesamt vier der fünf Mitglieder des Uni-Präsidiums aus - die Nachfolger und auch der Präsident können aber nun nicht mehr rechtzeitig gewählt werden, weil es nach Angaben von Claudia Meyer zu einem Fehler in der Ausschreibung gekommen sei:
"Es ist in den Beschlüssen der Gremien eine Einengung des Bewerberprofils vorgenommen worden auf eine Persönlichkeit aus der Wissenschaft, die als unzulässig eingeschätzt wird. Weil nach den gesetzlichen Vorgaben die Voraussetzungen für dieses Präsidentenamt ausgeweitet sind auf Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft, Rechtspflege. Und insofern war das jetzt eine unzulässige Verengung."
Machtkampf um das Amt war vorausgegangen
Bei einer internen Prüfung hatte die Universität den Fehler in der Ausschreibung festgestellt. Es solle aber niemand an den Pranger gestellt werden, hieß es von Seiten der Kanzlerin, des Bildungsministeriums und des Asta. Der allgemeine Studentenausschuss will diesen Fauxpas nicht bewerten. Dabei hatte der Asta der CAU Kiel kurz vorher einen Machtkampf zwischen dem amtierenden Uni-Präsidenten und Professoren Lutz Kipp und Frank Kempken, einem Bewerber um den Posten des CAU-Präsidenten, öffentlich kritisiert und als unwürdig bezeichnet. Doch nach Ansicht des Asta-Sprechers Jonny Schwausch gibt es da keinen Zusammenhang zwischen dem Machtkampf und dem Fehler bei der Ausschreibung.
Interimslösung und "zügige" Neuauschreibung
Ursprünglich sollte zum 1. Juni eine neue Präsidentin ihr oder ein neuer Präsident sein Amt antreten. Daraus wird nun nichts. Wahrscheinlich ist jetzt eine Neubesetzung bis Oktober dieses Jahres. Bis dahin arbeiten die Universität und das Wissenschaftsministerium an einer Interimslösung. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien sagte dem Deutschlandfunk, das Ministerium werde die Ausschreibung nun eng begleiten:
"Für die Zeit zwischen dem Ende der Amtszeit des Amtsinhabers und dem Amtsantritt einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers werden wir rechtzeitig eine Lösung vorstellen. Im Moment liegt der Fokus allerdings auf dem Neustart eines zügigen, rechtsförmigen Verfahrens zur Ausschreibung."
Uni bleibt auch ohne Präsident handlungsfähig
Die endgültige Entscheidung über das weitere Verfahren trifft der Akademische Senat in einer Sondersitzung am kommenden Mittwoch. Nach Ansicht der Kanzlerin gibt es aber keinen Grund zur Panik: Die Uni Kiel bleibe aufgrund einer gut funktionierenden Verwaltung handlungsfähig.