
Kaveh Madani war früher stellvertretender iranischer Umweltminister. Er hat das Land inzwischen verlassen und ist heute Direktor am Institut für Wasser, Umwelt und Gesundheit der UNO-Universität, einer Denkfabrik der Vereinten Nationen.
Wasserproblem keinesfalls neu
Madani hat in den letzten Tagen eine Reihe von Interviews zur Wasserkrise im Iran gegeben. Dem kalifornischen Sender CBC sagte er, das Wasserproblem sei keinesfalls neu - und auch keinesfalls allein auf mangelnden Regen zurückzuführen. Madani verweist auf eine jahrzehntelange Misswirtschaft, auf eine fehlende vorausschauende Planung und eine zu große Abhängigkeit von Grundwasser-Ressourcen. Hinzu komme ein ineffizienter Agrarsektor, der einen Großteil des Süßwassers verbrauche.
Iran erlebt "Wasserbankrott"
Dem US-finanzierten Sender "Radio Free Europe - Radio Liberty" sagte Madani, die iranische Gesellschaft sei sich des Ernstes der Lage nicht bewusst. Die Regierung fürchte sich davor, die Bevölkerung zum Wassersparen aufzurufen. Man wolle verhindern, dass die Menschen noch aufgebrachter würden als ohnehin schon.
Gegenüber der Plattform "Iran International" mit Sitz in London sagte Madani, der Iran erlebe einen Wasserbankrott. Der Hauptstadt Teheran gehe das Wasser aus.
Der iranische Präsident Peseschkian hatte vor gut einer Woche bereits im Staatsfernsehen erklärt, möglicherweise müsse Ende November oder Anfang Dezember mit der Rationierung von Wasser in Teheran begonnen werden. Notfalls müsse man Teheran evakuieren. Wie das ablaufen könnte, blieb zunächst unklar. Energieminister Abadi kündigte zeitlich begrenzte Wasserabschaltungen für die Hauptstadt an.
Nationale Einnahmen in regionale Konflikte gesteckt?
Der Iran leidet seit Monaten unter extremer Wasserknappheit. Im gesamten Land hat es dieses Jahr zu wenig geregnet, viele Stauseen und Reservoirs haben historisch niedrige Wasserstände. Kritiker werfen dem Regime vor, in den vergangenen Jahren nationale Einnahmen in regionale Konflikte gesteckt zu haben, anstatt sie in die grundlegenden Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung – etwa in alternative Wasserversorgungssysteme – zu investieren.
Diese Nachricht wurde am 15.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
