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UNO-Konferenz in Addis Abeba
Keine gute Grundlage für den Klimagipfel in Paris

In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba hat die dritte UNO-Konferenz zur Finanzierung nachhaltiger Entwicklung stattgefunden. Kritiker bemängeln, dass dort zu wenig verbindliche Zusagen gemacht wurden. Die Industrienationen müssten endlich ihr Versprechen umsetzen, 100 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2020 in einen Fonds für Entwicklungsländer einzuzahlen.

Von Monika Hoegen |
    Ausgetrockneter Boden
    Afrikas Landwirtschaft hat mit großen Ernteausfällen aufgrund der Temperaturanstiege zu kämpfen. (AFP PHOTO / Nelson Almeida)
    Manchmal helfen Vergleiche. 250 Jahre, so haben findige Experten errechnet, würde ein äthiopischer Bauer brauchen, um den gleichen ökologischen Fußabdruck, sprich die Belastung für Klima und Umwelt, zu erzielen, die schon heute auf einen durchschnittlichen amerikanischen Staatsbürger entfällt. Keine Frage, Entwicklungsländer, besonders in Afrika, tragen am wenigsten zum Klimawandel bei - und sind doch am meisten davon betroffen. Das gilt vor allem für die Landwirtschaft, wo es schon jetzt zu großen Ernteausfällen durch Temperaturanstiege kommt. Tumuslime Rohda Peace, Kommissarin für Landwirtschaft bei der Afrikanischen Union, nennt das Beispiel Mais:
    "Untersuchungen zeigen, dass Mais besonders anfällig für Klimawandel ist. Die jährlichen Verluste für das südliche Afrika und den Rest des Kontinents werden auf 18 bis 22 Prozent geschätzt."
    Besonders bedroht vom Klimawandel sind auch Inselstaaten - wie etwa die Seychellen, das kleinste der afrikanischen Länder. Hier will man auf "Blue Economy", also "Blaue Wirtschaft", setzen - ein neuer Weg, um den Meeresschutz auszubauen und mehr Nachhaltigkeit zu erzielen. So kauften die Seychellen mit Unterstützung der amerikanischen Organisation Nature Conservancy einen großen Teil ihrer Schulden von internationalen Gebern zurück. Das Geld fließt nun stattdessen in den Aufbau eines maritimen Nationalparks, in dem nachhaltige Fischzucht betrieben und Ökotourismus gefördert wird. Das komme auch dem Klima zugute, sagt Jean-Paul Adam, Minister für Finanzen, Handel und "Blaue Wirtschaft" auf den Seychellen.
    "Seegras zum Beispiel kann in hohem Maße Kohlendioxid speichern. Das Projekt hilft also nicht nur uns selbst. Sondern es ist auch ein Beitrag zum globalen Kampf gegen den Klimawandel."
    Nachhaltige Entwicklung statt Schulden - dieser Ansatz könne auch für viele andere Länder ein neuer, kreativer Weg sein, so der Minister aus den Seychellen weiter. Er sei aber nur möglich, wenn die kleinen Länder langfristig besseren und günstigeren Zugang zu Bankkrediten erhielten. Doch gerade die Kleinen litten unter einer schlechten Krediteinstufung.
    "Die Seychellen zählen nur 90.000 Einwohner. Und das führt zu hohen Zinsraten. Finanzierungen werden daher sehr schwierig."
    Will man von den Entwicklungsländern mehr Investitionen in Nachhaltigkeit und die Mobilisierung einheimischer Ressourcen für diesen Zweck, so müsse dazu eine gerechtere internationale Finanzstruktur her, hieß es daher in Addis Abeba. Solange die armen Länder aber kaum Zugang zu günstigem Geld haben, bestehe die Gefahr, dass sie sich mit der globalen Nachhaltigkeit, wie sie derzeit ganz oben auf der Agenda der Vereinten Nationen steht, noch stärker verschulden, als bisher.
    Daneben müssten die Industrienationen endlich ihre Zusage umsetzen, 100 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2020 in einen Fonds einzuzahlen, um in den Entwicklungsländern dringend nötige Projekte zur Anpassung an den Klimawandel zu finanzieren. Bisher seien höchstens 20 Milliarden gezahlt worden, schätzt Winnie Byanyima, Direktorin der Nichtregierungsorganisation Oxfam. Denn ganz reguläre Entwicklungshilfegelder würden häufig kurzerhand zu Klimafinanzierung umdeklariert. Mit dieser doppelten Zählung muss Schluss sein, fordert Byanyima.
    "Wir möchten, dass die öffentliche Entwicklungshilfe nicht einfach in Klimafinanzierung umgewandelt wird. Zwar ist es wichtig, dass die Anpassung an den Klimawandel sich durch alle Entwicklungsprojekte zieht. Aber dann brauchen wir dafür auch höhere Budgets."
    Indes, im Abschlussdokument der Konferenz, dem Addis Agenda Action Plan, ist all das nicht verbindlich festgeschrieben - keine gute Grundlage für die Klimaverhandlungen in Paris im Dezember, sagt Oxfam-Direktorin Byanmima:
    "Diese Konferenz sendet keinerlei Signale, dass wir in Paris mit dem Engagement eintreffen, das wirklich nötig wäre."