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G7-Gipfel
Der Klub kann Zeichen setzen

Der Klub der G7 könne beim Klimaschutz viel bewegen, sagte Susanne Dröge von der Stiftung Wissenschaft und Politik im DLF. Es sei allerdings fraglich, ob es zu einer Einigung komme. Die Interessen der Einzelstaaten seien sehr unterschiedlich, da vor allem Japan und Kanada am Atomstrom festhielten.

Susanne Dröge im Gespräch mit Georg Ehring | 08.06.2015
    EU-Ratspräsident Donald Tusk (vorne links) und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sitzen mit den G7-Staats- und Regierungschefs am Tisch.
    Arbeitsessen auf Schloss Elmau: EU-Ratspräsident Donald Tusk (vorne links) und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sitzen mit den G7-Staats- und Regierungschefs am Tisch. (picture alliance / dpa/ Robert Michael)
    Georg Ehring: Klimaschützer verbinden große Hoffnungen mit dem heutigen Vormittag. Die Staats- und Regierungschefs der G7 beraten über den Klimaschutz. Greenpeace forderte die G7 heute früh mit einer Laser-Projektion dazu auf, für 100 Prozent erneuerbare Energien zu sorgen. Nur wenn die Gruppe sich auf einen vollständigen Ausstieg aus der Kohleproduktion einige, habe Angela Merkel ihren Ruf als Klimakanzlerin verdient
    Solche Wünsche treffen auf eine Wirklichkeit, die etwas komplizierter ist, und darüber möchte ich jetzt sprechen mit Susanne Dröge. Sie leitet die Forschungsgruppe globale Fragen bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. Guten Tag, Frau Dröge!
    Susanne Dröge: Guten Tag, Herr Ehring.
    Ehring: Frau Dröge, was können die G7 denn realistischer Weise für das Klima tun?
    Dröge: Die G7 sind natürlich einmal ein Klub, den wir hier gerade erleben in den Nachrichten, was er zusammenträgt, aber es sind auch Einzelakteure, einzelne Länder. Der Klub kann Zeichen setzen. Es ist ja keine fast verbindliche, in Rechtsform gegossene Vereinbarung, die da auf den Tisch kommt. In den Kommuniqué wird, sage ich mal, ein Zeichen dafür gegeben, welche Normen und Regeln die G7-Länder für sich vereinbaren und dann mit nach Hause nehmen. Als Einzelstaaten können sie natürlich als große Industrienationen sehr viel fürs Klima tun.
    Japan und Kanada erschweren G7-Einigung
    Ehring: Gefordert wird ja ein starkes Signal. Glauben Sie, dass das kommen wird?
    Dröge: Nun, das ist ja immer Interpretationssache. Es wäre schon wirklich gut, wenn alle G7 inklusive Japan und Kanada auf dem Zettel mit nach Hause nehmen, dass sie sich für den Klimaschutz engagieren, denn gerade die zwei genannten machen der G7 gerade eine Einigung etwas schwer.
    Ehring: Die G7 sind also kein homogener Block. Welche Interessengegensätze machen Sie denn da aus?
    Dröge: Die Kohlefinanzierung hatten Sie eingangs schon genannt. 100 Prozent Erneuerbare sind zum Beispiel ein Thema, was nicht ohne Weiteres von allen unterzeichnet werden kann. Deutschland hat sich das ja auf die Fahnen geschrieben.
    In den USA ist es kein Thema, das so hoch auf 100 Prozent zu fahren und Kohle draußen zu lassen. Am ehesten in den USA interessant ist, weniger Kohle zu verfeuern, weil man einen Ersatz hat, nämlich Gas. Aber das ist zum Beispiel für Kanada oder Japan keine Alternative und da geht es schon mal los mit den Unterschieden. Japan zum Beispiel kehrt ja auch massiv zum Atomstrom zurück. Da macht man sich wirklich Sorgen, ob da überhaupt ein Interesse aufkommt, sich auf so einen Pfad zu begeben.
    "Ich erwarte nicht, dass in Elmau jetzt Geld zugesagt wird"
    Ehring: Das heißt, die G7 haben recht unterschiedliche Interessen. Wie sieht es denn beim Geld aus? Die G7 sind ja auch ein Klub der reichen Industriestaaten und die Entwicklungsländer sollen ja ab 2020, so ist es geplant, 100 Milliarden Dollar pro Jahr bekommen, um den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel vor Ort zu organisieren. Können die G7 denn da viel zu beitragen? Können sie da das starke Signal setzen und vielleicht auch Geldversprechen hinlegen?
    Dröge: Ja. Da geht es tatsächlich darum: Alle diese Länder haben ja schon Geld in den Klimafonds entweder eingezahlt, oder es zugesagt. Das ist nicht das Problem. Natürlich sind die Summen das Problem, die hier angestrebt werden. Und es ist auch klar:
    100 Milliarden US-Dollar pro Jahr ab dem Jahr 2020 ist richtig viel Geld. Heute, fünf Jahre vor 2020, kann man das national gar nicht versprechen. Aber die G7 können natürlich sich mal gründlich Gedanken darüber machen, wie können die nächsten Schritte aussehen, um dieses Geld aufzubringen, sowohl staatliche Gelder als auch private aus der Wirtschaft, wie passt das zur Finanzierung der Entwicklungspolitik, da läuft ja viel mit Klimapolitik zusammen, und sie können dann überlegen, geben wir hier das richtige Signal, haben wir uns wirklich gut überlegt, wie die nächsten Schritte aussehen, damit wir in 2020 einen Plan haben, dieses Geld regelmäßig aufzubringen.
    Ich erwarte nicht, dass in Elmau jetzt Geld zugesagt wird. Das bringt auch keinen weiter. Die Zusagen gibt es bereits, nicht ausreichend, aber ich glaube, da wäre es gut, ernsthaft darüber nachzudenken, wie die nächsten Schritte aussehen.
    Ehring: Susanne Dröge war das von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Herzlichen Dank.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.