Dirk Müller: Eine ganze Serie von Paketbomben ist auf den Weg gebracht worden, sie kamen alle aus Griechenland. Die Absender sind vermutlich im linksextremen Milieu zu finden, die Großfahndung läuft. Neben Angela Merkel, Nicolas Sarkozy und Silvio Berlusconi standen auch der Europäische Gerichtshof, die Polizeibehörde Europol und die europäische Strafverfolgungsbehörde in Den Haag auf der Liste der Täter. Bislang ist noch alles glimpflich verlaufen, wie auch bei den Paketen, die vom Jemen aus in Richtung Westen geschickt worden waren. Einen Zusammenhang schließen die Sicherheitsexperten allerdings aus. Das gemeinsame Problem aller bleibt: wie können Pakete und Briefe mit tödlichem Inhalt erkannt werden, herausgefiltert werden. Das parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages will heute der Sache nachgehen.
Über die Sicherheit von Luftfracht sprechen wir nun mit Marten Bosselmann, Geschäftsführer vom Bundesverband Internationaler Kurier- und Expressdienste. Guten Morgen!
Marten Bosselmann: Schönen guten Morgen, Herr Müller.
Müller: Herr Bosselmann, ist die Politik jetzt etwas zu aufgeregt?
Bosselmann: Generell ist das ja schnell mal der Fall und in diesem Fall haben wir natürlich eine Sondersituation. Von daher ist diese Fürsorge absolut notwendig. Aber ich appelliere trotzdem an die Politik, nüchtern zu bleiben und mit einem vernünftigen Sachverstand und einem entsprechenden Augenmaß an die Sache heranzugehen.
Müller: Können Sie, Herr Bosselmann, die Sicherheitslücken bestätigen?
Bosselmann: Ich kann die nicht bestätigen von Seiten des BIEK, aber wenn es sie geben sollte, müssen die natürlich umgehend geschlossen werden.
Müller: Das heißt, Sie sind sich nicht sicher, ob es Lücken gibt?
Bosselmann: Ich gehe davon aus, dass es vermutlich keine gibt. Ich kann da nur aus Sicht unserer Mitgliedsunternehmen sprechen. Aber wenn es Lücken geben sollte, müssen wir die umgehend schließen und gehen da Hand in Hand mit den politischen Entscheidern.
Müller: Herr Bosselmann, wenn solche Pakete mit tödlichem Inhalt durchkommen, an den Adressaten gelangen, dann ist das für Sie kein Zeichen dafür, dass es Lücken gibt?
Bosselmann: Die Sachen müssen aufgeklärt werden und erst dann kann man darüber reden.
Müller: Und das verunsichert Sie nicht?
Bosselmann: Selbstverständlich! Darum ist die Aufregung ja relativ groß. Aber unsere Unternehmen sind keine Geheimdienste, Sie haben das in Ihrem Vorspann berichtet, und erst wenn dort eine Aufklärung passiert ist, kann man sich entsprechend äußern.
Müller: Wie weit sind Sie denn mit der Erkenntnis innerhalb Ihres Verbandes? Sie haben ja auch nachgeforscht und geprüft.
Bosselmann: Da kann ich Ihnen nichts Aktuelles sagen momentan.
Müller: Aber es steht auf der Agenda?
Bosselmann: Ja, selbstverständlich!
Müller: Gibt es noch keine Zwischenergebnisse?
Bosselmann: Nein.
Müller: Dann erzählen Sie uns doch mal bitte, verraten Sie dem Hörer, wie das generell abläuft, inwieweit Sie Sicherheit garantieren, gewährleisten können, oder wie Sie Sicherheit vor Ort am Paket, am Brief vornehmen?
Bosselmann: Unsere Mitgliedsunternehmen erfüllen alle gesetzlichen Standards und darüber hinaus eigene firmeninterne Sicherheitsvoraussetzungen. Jedes Packstück wird sicherheitsüberprüft, lückenlos, und es wird immer - und das ist, denke ich, nie auszuschließen - unter Umständen eine Lücke geben. Aber alle unsere Unternehmen sind bemüht, zu 100 Prozent Sicherheitslücken auszuschließen.
Müller: Viele werden aber jetzt Schwierigkeiten haben, warum Sie Probleme haben zu sagen, da sind Lücken.
Bosselmann: Ich habe zum einen nicht gesagt, dass es Lücken gibt; zum anderen müssen das die Experten aus den Geheimdiensten klären, was da passiert ist. Dazu kann ich mich momentan nicht äußern.
Müller: Aber Sie würden schon zustimmen, wenn jemand sagt, das Ergebnis kann ja jetzt nicht befriedigend sein?
Bosselmann: Es gibt ja noch kein Ergebnis, von daher kann ich weder sagen, es ist positiv oder negativ.
Müller: Ein Ergebnis, Herr Bosselmann, dahin gehend, dass dieses Paket, dass dieser Brief beispielsweise im Kanzleramt angekommen ist, dass es beispielsweise im Köln-Bonner Flughafen dieses Paket gegeben hat, was dann weitertransportiert wurde nach Großbritannien. Das ist ja zumindest ein Ergebnis von der Tätersicht aus gesehen.
Bosselmann: Ja, sicher. Aber wie gesagt, Herr Müller, Sie werden es mir nachsehen, wenn ich noch keine konkrete Aussage dazu machen kann, inwieweit da ein Fehler passiert ist auf unserer Seite.
Müller: Um Fehler geht es ja vielleicht noch gar nicht in diesem Zusammenhang, Herr Bosselmann. Haben Sie eine Vorstellung, was passieren muss und was Sie vor allem dazu beitragen könnten, dass diese vermeintliche Lücke, von der Sie noch nicht wissen, ob es eine Lücke gibt, geschlossen werden könnte? Mehr Personal, neue Technik?
Bosselmann: Oberste Priorität für uns ist das Thema Sicherheit und Sicherheit kostet immer Geld. Aber es ist nicht so, dass wir dieses Thema nicht erkannt haben. Unsere Unternehmen haben die größten Flugflotten der Welt und da spielt immer das Thema Sicherheit eine Rolle. Und natürlich, wenn entsprechende Lecks identifiziert werden und die Geld kosten, muss das Geld in die Hand genommen werden, ganz selbstverständlich.
Müller: Dann wären Sie auch bereit, mit mehr Personal zu arbeiten?
Bosselmann: Davon ist auszugehen.
Müller: Wer muss das dann bezahlen?
Bosselmann: Das wird sich noch herausstellen. Aber natürlich kann das nicht nur auf einer Seite bleiben, also es wird sich natürlich entsprechend verteilen, natürlich auch an die Nutzer unserer Leistung.
Müller: Wir reden im politischen Kontext ja auch über die Verantwortung oder über die mögliche künftige Verantwortung des BKA, dann der Bundespolizei, möglicherweise auch der Geheimdienste. Könnte das sein, dass Sie auch dafür plädieren werden, das ganze als hoheitliche staatliche Aufgabe einzustufen?
Bosselmann: Wenn der Gesetzgeber zu dem Ergebnis kommt und wir in einem engen Dialog mit der Politik die Notwendigkeit sehen, selbstverständlich.
Müller: Das würde Sie etwas entlasten?
Bosselmann: Ja, klar! Wir transportieren ja lediglich die Pakete, wir haben ja nicht das Know-how der Sicherheitsbehörden. Wir wären da unter Umständen sogar dankbar.
Müller: Inwieweit kooperieren Sie, reden Sie im Moment mit den großen Luftfahrtunternehmen, beispielsweise Lufthansa, beispielsweise Air France, die einen ganz erheblichen Anteil auch am Transportwesen haben, nicht nur im Bereich des Passagiertransports?
Bosselmann: Diese Unternehmen sind nicht Mitglied im Verband und ich hoffe, Sie verstehen das, wenn ich mich dahin gehend nicht weiter äußern kann.
Müller: Meine Frage war, ob Sie mit denen reden.
Bosselmann: Ja, selbstverständlich.
Müller: Also Sie arbeiten konstruktiv dort zusammen, wollen das zumindest?
Bosselmann: Ja, selbstverständlich. Das ist ja eine Branche sozusagen, wobei wir hier im Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste für die KEP-Branche reden, Kurier, Express, Pakete, und nicht für die Personenbeförderungsbranche.
Müller: Mehr als die Hälfte der Fracht wird ja in Passagiermaschinen transportiert. Das war vielen von uns ja in den vergangenen Tagen, Jahren auch noch nicht so klar. Das ist jetzt im Grunde noch mal an die Öffentlichkeit gekommen. Es sind Milliarden Umsätze. Könnte das jetzt eine große ökonomische Gefahr werden für diesen Sektor?
Bosselmann: Ich sehe da keine Gefahr. Der KEP-Branche geht es gut, sie hat nach Überwindung der Krise wieder sehr positive Zahlen und sie ist einfach notwendig für die deutsche Volkswirtschaft, aber auch für die Welt insgesamt. Ohne die KEP-Branche funktioniert nichts. Wir realisieren die Vernetzung der entsprechenden Industrien weltweit. Sie sprachen von höheren Kosten. Möglicherweise ist das eine Konsequenz. Aber eine Gefahr sehe ich nicht.
Müller: Aber der Kunde wird sich darauf einstellen müssen aufgrund dieser Vorkommnisse, dass es demnächst teuerer wird?
Bosselmann: Das möchte ich nicht bestätigen. Es könnte sein, aber erst, nachdem wirklich alles geklärt ist, können wir was zu den Preisen sagen.
Müller: Heute Morgen bei uns im Deutschlandfunk Marten Bosselmann, Geschäftsführer vom Bundesverband Internationaler Kurier- und Expressdienste. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.
Bosselmann: Auf Wiederhören! Vielen Dank.
Über die Sicherheit von Luftfracht sprechen wir nun mit Marten Bosselmann, Geschäftsführer vom Bundesverband Internationaler Kurier- und Expressdienste. Guten Morgen!
Marten Bosselmann: Schönen guten Morgen, Herr Müller.
Müller: Herr Bosselmann, ist die Politik jetzt etwas zu aufgeregt?
Bosselmann: Generell ist das ja schnell mal der Fall und in diesem Fall haben wir natürlich eine Sondersituation. Von daher ist diese Fürsorge absolut notwendig. Aber ich appelliere trotzdem an die Politik, nüchtern zu bleiben und mit einem vernünftigen Sachverstand und einem entsprechenden Augenmaß an die Sache heranzugehen.
Müller: Können Sie, Herr Bosselmann, die Sicherheitslücken bestätigen?
Bosselmann: Ich kann die nicht bestätigen von Seiten des BIEK, aber wenn es sie geben sollte, müssen die natürlich umgehend geschlossen werden.
Müller: Das heißt, Sie sind sich nicht sicher, ob es Lücken gibt?
Bosselmann: Ich gehe davon aus, dass es vermutlich keine gibt. Ich kann da nur aus Sicht unserer Mitgliedsunternehmen sprechen. Aber wenn es Lücken geben sollte, müssen wir die umgehend schließen und gehen da Hand in Hand mit den politischen Entscheidern.
Müller: Herr Bosselmann, wenn solche Pakete mit tödlichem Inhalt durchkommen, an den Adressaten gelangen, dann ist das für Sie kein Zeichen dafür, dass es Lücken gibt?
Bosselmann: Die Sachen müssen aufgeklärt werden und erst dann kann man darüber reden.
Müller: Und das verunsichert Sie nicht?
Bosselmann: Selbstverständlich! Darum ist die Aufregung ja relativ groß. Aber unsere Unternehmen sind keine Geheimdienste, Sie haben das in Ihrem Vorspann berichtet, und erst wenn dort eine Aufklärung passiert ist, kann man sich entsprechend äußern.
Müller: Wie weit sind Sie denn mit der Erkenntnis innerhalb Ihres Verbandes? Sie haben ja auch nachgeforscht und geprüft.
Bosselmann: Da kann ich Ihnen nichts Aktuelles sagen momentan.
Müller: Aber es steht auf der Agenda?
Bosselmann: Ja, selbstverständlich!
Müller: Gibt es noch keine Zwischenergebnisse?
Bosselmann: Nein.
Müller: Dann erzählen Sie uns doch mal bitte, verraten Sie dem Hörer, wie das generell abläuft, inwieweit Sie Sicherheit garantieren, gewährleisten können, oder wie Sie Sicherheit vor Ort am Paket, am Brief vornehmen?
Bosselmann: Unsere Mitgliedsunternehmen erfüllen alle gesetzlichen Standards und darüber hinaus eigene firmeninterne Sicherheitsvoraussetzungen. Jedes Packstück wird sicherheitsüberprüft, lückenlos, und es wird immer - und das ist, denke ich, nie auszuschließen - unter Umständen eine Lücke geben. Aber alle unsere Unternehmen sind bemüht, zu 100 Prozent Sicherheitslücken auszuschließen.
Müller: Viele werden aber jetzt Schwierigkeiten haben, warum Sie Probleme haben zu sagen, da sind Lücken.
Bosselmann: Ich habe zum einen nicht gesagt, dass es Lücken gibt; zum anderen müssen das die Experten aus den Geheimdiensten klären, was da passiert ist. Dazu kann ich mich momentan nicht äußern.
Müller: Aber Sie würden schon zustimmen, wenn jemand sagt, das Ergebnis kann ja jetzt nicht befriedigend sein?
Bosselmann: Es gibt ja noch kein Ergebnis, von daher kann ich weder sagen, es ist positiv oder negativ.
Müller: Ein Ergebnis, Herr Bosselmann, dahin gehend, dass dieses Paket, dass dieser Brief beispielsweise im Kanzleramt angekommen ist, dass es beispielsweise im Köln-Bonner Flughafen dieses Paket gegeben hat, was dann weitertransportiert wurde nach Großbritannien. Das ist ja zumindest ein Ergebnis von der Tätersicht aus gesehen.
Bosselmann: Ja, sicher. Aber wie gesagt, Herr Müller, Sie werden es mir nachsehen, wenn ich noch keine konkrete Aussage dazu machen kann, inwieweit da ein Fehler passiert ist auf unserer Seite.
Müller: Um Fehler geht es ja vielleicht noch gar nicht in diesem Zusammenhang, Herr Bosselmann. Haben Sie eine Vorstellung, was passieren muss und was Sie vor allem dazu beitragen könnten, dass diese vermeintliche Lücke, von der Sie noch nicht wissen, ob es eine Lücke gibt, geschlossen werden könnte? Mehr Personal, neue Technik?
Bosselmann: Oberste Priorität für uns ist das Thema Sicherheit und Sicherheit kostet immer Geld. Aber es ist nicht so, dass wir dieses Thema nicht erkannt haben. Unsere Unternehmen haben die größten Flugflotten der Welt und da spielt immer das Thema Sicherheit eine Rolle. Und natürlich, wenn entsprechende Lecks identifiziert werden und die Geld kosten, muss das Geld in die Hand genommen werden, ganz selbstverständlich.
Müller: Dann wären Sie auch bereit, mit mehr Personal zu arbeiten?
Bosselmann: Davon ist auszugehen.
Müller: Wer muss das dann bezahlen?
Bosselmann: Das wird sich noch herausstellen. Aber natürlich kann das nicht nur auf einer Seite bleiben, also es wird sich natürlich entsprechend verteilen, natürlich auch an die Nutzer unserer Leistung.
Müller: Wir reden im politischen Kontext ja auch über die Verantwortung oder über die mögliche künftige Verantwortung des BKA, dann der Bundespolizei, möglicherweise auch der Geheimdienste. Könnte das sein, dass Sie auch dafür plädieren werden, das ganze als hoheitliche staatliche Aufgabe einzustufen?
Bosselmann: Wenn der Gesetzgeber zu dem Ergebnis kommt und wir in einem engen Dialog mit der Politik die Notwendigkeit sehen, selbstverständlich.
Müller: Das würde Sie etwas entlasten?
Bosselmann: Ja, klar! Wir transportieren ja lediglich die Pakete, wir haben ja nicht das Know-how der Sicherheitsbehörden. Wir wären da unter Umständen sogar dankbar.
Müller: Inwieweit kooperieren Sie, reden Sie im Moment mit den großen Luftfahrtunternehmen, beispielsweise Lufthansa, beispielsweise Air France, die einen ganz erheblichen Anteil auch am Transportwesen haben, nicht nur im Bereich des Passagiertransports?
Bosselmann: Diese Unternehmen sind nicht Mitglied im Verband und ich hoffe, Sie verstehen das, wenn ich mich dahin gehend nicht weiter äußern kann.
Müller: Meine Frage war, ob Sie mit denen reden.
Bosselmann: Ja, selbstverständlich.
Müller: Also Sie arbeiten konstruktiv dort zusammen, wollen das zumindest?
Bosselmann: Ja, selbstverständlich. Das ist ja eine Branche sozusagen, wobei wir hier im Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste für die KEP-Branche reden, Kurier, Express, Pakete, und nicht für die Personenbeförderungsbranche.
Müller: Mehr als die Hälfte der Fracht wird ja in Passagiermaschinen transportiert. Das war vielen von uns ja in den vergangenen Tagen, Jahren auch noch nicht so klar. Das ist jetzt im Grunde noch mal an die Öffentlichkeit gekommen. Es sind Milliarden Umsätze. Könnte das jetzt eine große ökonomische Gefahr werden für diesen Sektor?
Bosselmann: Ich sehe da keine Gefahr. Der KEP-Branche geht es gut, sie hat nach Überwindung der Krise wieder sehr positive Zahlen und sie ist einfach notwendig für die deutsche Volkswirtschaft, aber auch für die Welt insgesamt. Ohne die KEP-Branche funktioniert nichts. Wir realisieren die Vernetzung der entsprechenden Industrien weltweit. Sie sprachen von höheren Kosten. Möglicherweise ist das eine Konsequenz. Aber eine Gefahr sehe ich nicht.
Müller: Aber der Kunde wird sich darauf einstellen müssen aufgrund dieser Vorkommnisse, dass es demnächst teuerer wird?
Bosselmann: Das möchte ich nicht bestätigen. Es könnte sein, aber erst, nachdem wirklich alles geklärt ist, können wir was zu den Preisen sagen.
Müller: Heute Morgen bei uns im Deutschlandfunk Marten Bosselmann, Geschäftsführer vom Bundesverband Internationaler Kurier- und Expressdienste. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.
Bosselmann: Auf Wiederhören! Vielen Dank.