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Unter dem Durchschnitt

Hamburgs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind unterbezahlt. Das behauptet zumindest der Deutsche Hochschulverband, die Interessenvertretung der Professorenschaft. Grundlage für die Forderung des Verbands nach mehr Gehalt für diese Berufsgruppe ist eine Kleine Anfrage an den Hamburger Senat, die die grüne Abgeordnete Eva Gümbel gestellt hat.

Von Axel Schröder |
    Sie wollte wissen, ob die Hamburger Universitäten den Vergaberahmen voll ausschöpfen, sprich: ob das ihr zur Verfügung stehende Geld wirklich ausgegeben wird:

    "Es ist eine erhebliche Summe, die durchschnittlich dem W2-Professor, der W2-Professorin nicht zu Verfügung steht. Das ist eine Abspeisung. Das macht zusätzlich diesen Karriereweg unattraktiv."

    In der Antwort auf Gümbels Kleine Anfrage fällt auf, dass die Universität Hamburg allein im Jahr 2011 1,8 Millionen Euro weniger ausgegeben hat, als möglich gewesen wäre. Der Vergaberahmen wurde nicht ausgeschöpft. Der Deutsche Hochschulverband fordert deshalb, den Großteil dieses Geldes als Leistungsbezug an die Professoren auszuschütten. Der Verband bezieht sich dabei auf das Bundesbesoldungsgesetz. Und erntet damit Widerspruch von Dieter Lenzen, dem Präsidenten der Uni Hamburg:

    "Dieser Vergaberahmen ist eine Ermächtigung, aber nicht eine Verpflichtung, Geld für Leistungsbezüge auszugeben! In dem Augenblick, wo eine Universität zum Beispiel Stellen nicht besetzt hat, weil das Berufungsverfahren eine Zeit in Anspruch nimmt, gibt es eine Differenz zwischen dem tatsächlich ausgegebenen Geld und dem, was man ausgeben könnte, wozu man ermächtigt ist."

    Lenzen verweist darauf, dass die Uni Hamburg auch Rücklagen bilden müsse für die kommenden Jahre. Unter anderem für eine ganze Reihe von Berufungsverfahren, weil viele Professorinnen und Professoren bald emeritiert werden. Und an der Höhe der Gehälter sei nichts auszusetzen, so der Uni-Präsident:

    "Die Gehälter der Professoren in Hamburg sind nicht niedrig. Wir zahlen in Hamburg fast die höchsten Gehälter für Professoren in Deutschland. Gleichwohl wird das Land die Gehälter für die sogenannten W2-Professoren, also die untere Stufe anheben. Aber unter Anrechnung eines Teils der Leistungsbezüge."

    Die Hamburger Universitätsleitung wird also von sich aus keine Nachzahlung an die W-besoldeten Professoren leisten. Und die Behörde für Wissenschaft und Forschung sieht sich nicht in der Pflicht, die Universitäten zu derartigen Schritten zu zwingen. Auch wenn der Hochschulverband genau dies fordert.

    Die grüne Wissenschaftspolitikerin Eva Gümbel will sich damit nicht zufriedengeben. Sie möchte auch über die gezahlten Gehälter den Wissenschaftsstandort Hamburg attraktiver machen. Und vor allem wünscht sie sich bei diesem Thema mehr Transparenz:

    "Dazu gehört, dass man zum Beispiel auf die Homepage - das wäre mein Vorschlag hier - schreibt, wie denn der Vergaberahmen aussieht, wo denn die Grenzen sind. Dann kann sich jeder dort einsortieren."

    Dann wüsste jeder Berufungskandidat, worauf er sich einlässt. Dass die Hamburger Universität allerdings Probleme bei der Rekrutierung neuer Köpfe hätte, dafür gibt es keine Anzeichen. Der Dekan der juristischen Fakultät Tilman Repgen erklärt auf Anfrage: er kenne keinen einzigen Fall, in denen potenzielle Bewerber sich von einer vermeintlich niedrigen Besoldung haben abschrecken lassen. - Kein Wunder, sagt der Hochschulverband: Denn diese Anwärter auf W-besoldete Stellen würden sich gar nicht erst in Hamburg blicken lassen. Wie der Streit um die Professoren-Gehälter in der Hansestadt weitergeht, ist noch nicht klar. Vieles deutet darauf hin, dass alles so bleibt, wie es ist. Und auch der Hochschulverband meldet: Man müsse erst noch die Rechtslage prüfen.