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Unterhaltung
Jopie zum 110. Geburtstag

Als Charmeur auf der Bühne eroberte er die Herzen vieler Frauen. Johannes Heesters sah sich als unpolitischen Komödianten. Trotzdem polarisierte er. Bis ins hohe Alter unterhielt er seine treu ergebenen Fans. Heute wäre er 110 Jahre alt geworden.

Von Daniela Mayer | 05.12.2013
    "Na?! Wissen sie was?! Kommen sie einfach mit! An den lichterfunkelnden Broadway, oder nach Ungarn, kommen sie mit in meine holländische Heimat. Also los. Schließen sie einfach die Augen und hören sie zu."
    Johannes Heesters. Ein ewiger Charmeur voll Esprit und Eleganz. Mit Leichtigkeit und leichter Muse verstand er es, sein Publikum mit zu ziehen. Auf der Leinwand und der Bühne.
    "Fertig? Vorhang!"
    "Heute geh ich ins Maxim" – 1.600 Mal betrat Johannes Heesters mit diesem Lied in "der Lustigen Witwe" die Bühne. Im Frack, mit Seidenschal, Champagner und Zylinder. So liebten vor allem die Damen ihren "Joopi" und seine Art zu spielen.
    "Die Operette für mich ist Schauspiel, dann kommt der Gesang, dann kommt Tanz, dann das Aussehen und dann kommt das Fluidum und alle muss unter einen Hut."
    Nie wollte Johannes Heesters nur Sänger sein. Er sah sich in erster Linie als Schauspieler, der auch singen kann. Seine Liebe zur Bühne entdeckte er so auch am Theater.
    "Ich wollte erst Priester werden, und dadurch das mich mein Vater mal mitgenommen hat ins Theater, da hat das so großen Eindruck gemacht, dass ich vom Priester zum Komödiant, kann ich sagen, gekommen bin."
    Nur ein Jahr später stand er auf der Bühne in Amsterdam, spielte nach einer Gesangs- und Schauspielausbildung klassisches Theater und bald auch Operettenrollen. Sein Ruf eilte ihm voraus. Zunächst nach Wien. Dann nach Berlin. 1934 engagierte ihn die Ufa - für ihre Filmversion des "Bettelstudenten". Der Beginn seiner Karriere als gefeierter Revue- und Leinwandstar
    In seiner Heimat galt er als Kollaborateur
    "Bitte Ruhe! Achtung, Probe, Bitte!"
    "Mit diesem Vertrag vor Augen werde ich die ganze Nacht nicht schlafen können. Jetzt müssen sie verzeihen, ich komme zu spät zum Auftritt."
    Hier mit Lizzi Waldmüller in "Es lebe die Liebe“ von 1943, einem von fast 20 Ufa-Filmen, in denen er bis Kriegsende zu sehen war. Seine Hauptrolle in den Zerstreuungsfilmen der Nationalsozialisten brachte ihm aber auch Kritik.
    Vor allem in seiner Heimat Holland galt er als Kollaborateur. Johannes Heesters selbst aber verstand sich immer als unpolitischen Künstler.
    "Ich hab nicht für Hitler da gesungen, ich hab für ein Publikum gesungen und für eine Karriere zu machen. Und die hab ich da erreicht. Die ich in Holland nie bekommen hätte."
    Und die er auch nie mehr bekommen hat. Mit seiner ersten Frau und den beiden Töchtern Wiesje und Nicole lebte er nach dem Krieg in Österreich. Dort war seine Popularität, genau wie in Deutschland ungebrochen.
    Er feierte Erfolge: auf der Bühne als Operettensänger, im Fernsehen als beliebter Film-, Show- und Serienstar. 1978, mit damals schon 75 Jahren spielte er in München dann eine seiner Paraderollen, den Honoré im Musical "Gigi".
    Ans Aufhören dachte er nicht
    "Ich bin, Gott sei dank, nicht mehr jung. Ich lauf auch nie mehr, gleich hinter der, die ich traf, bis morgens früh her. Ich leg mich ruhig und brav nieder und schlaf."
    Aber daran hat Johannes Heesters nicht mal gedacht.
    "Ich denke, es geht so glatt von mir weg und ich spiele gerne Theater, und was soll ich still sitzen? Zu Hause."
    Lieber spielte er mit 83 Jahren den "Casanova auf Schloss Dux", heiratete mit 89 die fast 50 Jahre jüngere Schauspielerin Simon Rethel und stand mit 97 mit ihr noch immer auf der Bühne, in dem Theaterstück "Ein gesegnetes Alter".
    "Es ist eine riesengroße Rolle, ich stehe drei Stunden auf der Bühne, ich gehe nicht ab, spreche den ganzen Abend durch."
    Das brachte ihn ins "Guinessbuch der Rekorde", als ältesten und aktivsten Schauspieler der Welt“.
    Sein 100. Geburtstag wurde mit Musical- und Fernsehshows dann zum medialen Fest für eine lebende Legende. Von Ruhestand sprach Jopie öffentlich erstmals im Jahr darauf - in einem Fernseh-Werbespot - für die unglaublichste Altersvorsorge seit 101 Jahren.
    "Tja, meine Damen und Herren, und so habe ich viele Sachen gespielt und ich habe immer schwer arbeiten müssen. Ich sage, es war eine Karriere non Stopp."