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Urbi et Orbi
Papst zeichnet ein düsteres Bild der weltweiten Lage

In seiner Weihnachtsbotschaft hat Papst Franziskus die vielen Kriege in der Welt beklagt. Vor rund 50.000 Gläubigen auf dem Petersplatz im Vatikan prangerte er den "Niedergang des Menschen, des Sozialgefüges und der Umwelt" an, für den er ein "überholtes Entwicklungskonzept" verantwortlich machte.

Von Jan-Christoph Kitzler | 25.12.2017
    Papst Franziskus bei seiner Weihnachtsbotschaft und dem traditionellen Segen Urbi et Orbi im Vatikan am 25.12.2017
    Papst Franziskus bei seiner Weihnachtsbotschaft und dem traditionellen Segen Urbi et Orbi im Vatikan am 25.12.2017 (AFP / Andreas Solaro)
    Die Vatikan-Hymne erklang, Zehntausende hatten sich trotz strenger Sicherheitskontrollen auf dem Petersplatz versammelt, um den Papst zu hören. In seiner Weihnachtsbotschaft, die Franziskus von der Mittelloggia von St. Peter aus verlas, knüpfte er an seine Predigt aus der Christmette an. In der Nacht hatte Franziskus das Schicksal von Maria und Joseph in der biblischen Erzählung mit dem Schicksal heutiger Flüchtlinge verglichen. Heute wählte er als Bild für das Elend in der Welt Kinder in Not, Kinder auf der Flucht:
    "Wir erblicken Jesus in den vielen Kindern, die gezwungen sind, ihre Länder zu verlassen, alleine unter unmenschlichen Bedingungen zu reisen und so zur einfachen Beute der Menschenhändler werden. In Ihren Augen sehen wir das Drama vieler Zwangsmigranten, die sogar ihr Leben riskieren, um kräftezehrende Reisen auf sich zu nehmen, die zuweilen in Tragödien enden."
    Streit um Jerusalem: Papst ruft zum Dialog auf
    Der Papst erinnerte an die zahlreichen Konfliktherde auf der Welt, die Menschen in die Flucht treiben, und sprach als erstes die Situation im Heiligen Land an, den Streit um Jerusalem:
    "Wir beten, dass sich bei den Kontrahenten der Wille durchsetze, den Dialog wieder aufzunehmen, und dass man endlich zu einer Verhandlungslösung gelange, die innerhalb von miteinander vereinbarten und international anerkannten Grenzen ein friedliches Miteinander zweier Staaten ermöglicht."
    Auch der Lage in Syrien im Jemen und im Irak gedachte das religiöse Oberhaupt von mehr 1,2 Milliarden Katholiken weltweit. Er sprach vom Leiden in den Krisenländern Afrikas, und er mahnte Frieden auf der koreanischen Halbinsel, in Venezuela und in der Ukraine an. Insgesamt zeichnete der Papst ein düsteres Bild von der weltweiten Lage:
    "Während heute Kriegsstürme über die Welt hinwegfegen und ein inzwischen überholtes Entwicklungskonzept weiterhin zum Niedergang des Menschen, des Sozialgefüges und der Umwelt führt, ruft uns Weihnachten zum Zeichen des Kindes zurück. Wir sollen es in den Gesichtern der Kinder wiedererkennen, besonders jener, für die wie für Jesus kein Platz in der Herberge ist."
    Segen für Stadt und Erdkreis
    Franziskus forderte dazu auf, auf Menschen in Not zuzugehen:
    "Unser Herz möge nicht verschlossen sein, wie es die Häuser von Betlehem waren. Nehmen wir im Jesuskind die Liebe Gottes auf, der für uns Mensch geworden ist. Setzen wir uns mit seiner Gnade dafür ein, unsere Welt menschlicher und würdiger für die Kinder von heute und morgen zu machen."
    Zum Schluss sprach der Papst, wie jedes Jahr den Segen Urbi et Orbi, der Stadt und dem Erdkreis, den die Päpste traditionell nur nach einem Konklave, an Ostern oder Weihnachten spenden.