Freitag, 17. Mai 2024

Interview der Woche
US-Expertin Stelzenmüller warnt vor Trump: "Man kann Schlimmes befürchten"

Die Politikwissenschaftlerin und US-Expertin Constanze Stelzenmüller hat die Europäer zu mehr Selbstbewusstsein gegenüber den USA aufgerufen. Sie warnte zugleich vor den Folgen eines Siegs Donald Trumps bei der Präsidentschaftswahl im November.

11.02.2024
    Die Politikwissenschaftlerin und US-Expertin Constanze Stelzenmüller vom US-Thinktank "The Brookings Institution".
    Die Politikwissenschaftlerin und US-Expertin Constanze Stelzenmüller vom US-Thinktank "The Brookings Institution". (imago images / Jürgen Heinrich / Jürgen Heinrich via www.imago-images.de)
    Stelzenmüller forderte im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks mehr Einsatz für die eigene Wirtschaft und die Sicherheit der Welt. Sie sagte, sie würde sich wünschen, dass die europäischen Außenminister, Staatschefs und Verteidigungsminister auf der anstehenden Sicherheitskonferenz in München und beim NATO-Gipfel im Juli in Washington entschiedener auftreten würden. Sie sollten sich hinstellen und sagen, man habe verstanden, dass Europa mehr machen müsse. Europa sei eine Region mit 350 Millionen Menschen, eine gewaltigen Wirtschaftsmacht und müsse mehr für die eigene Wirtschaft und für die Sicherheit der Welt tun.
    Stelzenmüller ist Direktorin des "Center on the United States and Europe" und für die "Brookings Institutions" in Washington aktiv, einem der einflussreichsten Thinktanks in der US-Hauptstadt.

    "Historische Entscheidung in Washington"

    Mit Bezug auf die in den USA anstehenden Präsidentschaftswahlen sagte Stelzenmüller, ihrer Ansicht nach sei weiter offen, ob es eine zweite Amtszeit von Donald Trump geben könne. In dieser Wahl gebe es ganz viele Ungewissheiten - inklusive der Frage, wer Kandidat auf beiden Seiten werde. Allerdings habe sich die politische Landschaft insbesondere auf Seiten der Republikaner deutlich verändert.
    So hätten die Republikaner trotz zahlreicher Kompromissvorschläge der Demokraten am Ende das Hilfspaket für die Ukraine abgelehnt. Für sie sei das ein Zeichen, dass die republikanische Partei fest im Griff der Ultrarechten und von Donald Trump selber sei, obwohl dieser noch nicht einmal Präsidentschaftskandidat der Partei sei. Die Ablehnung des Hilfspaket markiere zugleich auch das Ende der Macht des Sprechers der Republikaner im Senat, McConnell. Deshalb sei es eine historische Entscheidung gewesen.

    "Trump ist ein großer Bewunderer von Wladimir Putin"

    Die US-Expertin zweifelte an, dass die "harte Rechte", die bei den Republikanern gerade das Heft übernehme, bereit sei, auf europäische oder deutsche Positionen einzugehen. Sie sprach von politischen Glaubenswelten, die für uns nur schwer zugänglich seien. Trump sei ein großer Bewunderer des russischen Präsidenten. Er halte Putin für einen "großen, ganz tollen Hecht". Stelzenmüller merkte an, dass Trump bereits häufiger die Ukraine kritisiert habe. "Das heißt, man kann schon Schlimmes befürchten."

    Trump will säumige Nato-Staaten nicht schützen

    Trump selbst hat bereits damit gedroht, NATO-Partnern, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen, vor möglichen russischen Angriffen nicht zu schützen. Das sagte er auf einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat South Carolina. Er würde Russland sogar dazu ermutigen, mit solchen Ländern zu machen, was es wolle, sagte Trump.
    Die US-Regierung reagierte mit Befremden auf die Äußerungen. Ein Sprecher erklärte in Washington, ein mörderischen Regime zu Angriffen auf engste Verbündete zu ermutigen, sei ungeheuerlich. Damit würden die nationale Sicherheit der USA und die globale Stabilität gefährdet.  
    Das Interview der Woche können Sie am Sonntag ab 11:05 Uhr im Deutschlandfunk hören. Das vollständige Gespräch können Sie hier bereits nachlesen (PDF).
    Diese Nachricht wurde am 11.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.