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US-Notenbank
Leitzins bleibt vorerst unten

Mit historisch niedrigen Zinsen versuchte die US-Zentralbank, die amerikanische Wirtschaft nach der Krise anzukurbeln. Für 2015 erwarten Experten, dass das Zinsniveau wieder ansteigt - das könnte allerdings der US-Mittelschicht erschweren, Kredite zurückzuzahlen.

Von Marcus Pindur | 15.01.2015
    US-Dollar-Scheine
    US-Dollar-Scheine (picture alliance / dpa / Xie Zhengyi)
    Im Oktober 2014 beendete die Federal Reserve Bank das sogenannte "Quantitative Easing", den großflächigen Ankauf von Staatsanleihen und staatlich versicherten Wertpapieren. Ein großer Schritt voran – denn er signalisierte, dass die amerikanische Wirtschaft nach Ansicht der Fed langsam, aber sicher wieder auf eine Normalisierung zusteuerte. Arbeitslosigkeit unter sechs Prozent, Wachstum bei zweieinhalb, Inflation bei anderthalb Prozent.
    Normalerweise wäre das der richtige Zeitpunkt, um an eine Zinserhöhung zu denken. Doch die Fed will sich damit Zeit lassen. Zunächst bleibe es beim derzeitigen Leitzins in Höhe von 0 bis 0,25 Prozent, so die Präsidentin des Federal Reserve Board nach der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses.
    "Der Ausschuss ist der Ansicht, dass wir Geduld zeigen sollten bis zur Anhebung des Leitzinses und einer Normalisierung der Geldpolitik. Wir bleiben dabei, dass es für eine beträchtliche Zeit bei der derzeitigen Niedrigzinspolitik bleiben sollte."
    Wie lange der beträchtliche Zeitraum dauern könnte, darüber stellen die Experten Mutmaßungen an. Die meisten sind der Ansicht, dass es bei gleichbleibendem Umfeld bis zum Sommer dauern könnte, bevor die Fed den Leitzins erhöht, so zum Beispiel der Wirtschaftswissenschaftler Jakob Kirkegaard vom Peterson Institute for International Economics in Washington D.C. Denn mit einer Zinserhöhung seien auch einige Unsicherheiten verbunden.
    Experten erwarten nur moderaten Zinsanstieg
    "Es könnte sein, dass die amerikanische Wirtschaft sensibler auf Zinserhöhungen reagiert. Denn nur die obersten 20 Prozent der Einkommen haben ihre Schulden abgebaut, die amerikanische Mittelklasse jedoch kaum, und es könnte vielen Leuten schwer fallen, ihre Schulden bei erhöhten Zinsen zurückzuzahlen. Der durchschnittliche amerikanische Konsument könnte darauf sensibler reagieren als wir denken."
    70 Prozent des amerikanischen Wachstums werden auf dem Binnenmarkt generiert, deshalb ist das Konsumentenverhalten für den Konjunkturverlauf entscheidend. Unsicherheit gibt es vor allem auf dem Arbeitsmarkt, der sich von der schlimmsten Wirtschafts- und Finanzkrise seit 80 Jahren immer noch nicht erholt hat. Viele Menschen stecken in Teilzeitjobs fest, andere haben die Suche nach Arbeit ganz aufgegeben.
    Jakob Kirkegaard rechnet dennoch mit stetigen und moderaten Zinserhöhungen durch die Federal Reserve Bank über die nächsten drei oder vier Jahre: "Die Vereinigten Staaten sind derzeit, verglichen mit vielen europäischen Ländern, in einer vorteilhaften wirtschaftlichen Situation. Denn es gibt hier keine nennenswerten strukturellen Wachstumshindernisse. Die USA brauchen keine größeren Arbeitsmarktreformen oder Produktmarktreformen. Die amerikanische Wirtschaft ist bereits sehr flexibel."
    Die Wachstumsaussichten sind gut. Dazu kommt noch die Revolution im amerikanischen Energiesektor, das Fracking. Es hat die USA nicht nur energieunabhängig gemacht, sondern Arbeitsplätze und Kaufkraft geschaffen. Dies alles hellt den Konjunkturausblick weiter auf, sodass nach Ansicht der meisten Experten die Umstände für moderate Zinserhöhungen im zweiten Halbjahr 2015 und auch für die Jahre danach gegeben sind.