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US-Politik
Republikaner attackieren Hillary Clinton

Hillary Clinton hat bislang noch nicht erklärt, ob sie für die Präsidentschaft 2016 kandidieren will. Doch schon jetzt zieht sie Angriffe der Republikaner auf sich. Zu den politischen kommen jetzt auch persönliche, die auf ihre Gesundheit und ihr Alter zielen.

Von Marcus Pindur | 16.05.2014
    Karl Rove war einer der erfolgreichsten Wahlkampfstrategen der Republikaner. Er nutzte erstmals in großem Stil das Internet zur Mobilisierung und Spendensammlung. Zwei mal führte er George Bush, den Jüngeren, ins Ziel – wenn auch das erste Mal mit einigem Glück. Doch Karl Rove ist nicht nur für seine fast wissenschaftliche Planung von Wahlkampagnen bekannt, sondern auch für seine wenig zimperliche – andere sagen: extrem diffamierende – Rhetorik gegenüber politischen Gegnern. Im Nachhinein will er es aber nicht gewesen sein, wie auch jetzt:
    "I didn´t say that, no, no, I did not say she had brain damage, I said she had a serious health episode."
    Er habe nie behauptet, Hillary Clinton habe einen Gehirnschaden, er habe nur gesagt, dass sie eine ernsthafte gesundheitliche Episode hinter sich habe, so verteidigte sich Rove. Doch das war nicht, was viele seinen Äußerungen entnommen hatten.
    Karl Rove hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass Hillary Clinton nach ihrem Sturz und der anschließenden Gehirnerschütterung im Herbst letzten Jahres eine Brille getragen habe, wie sie sonst nur Menschen mit schwerem Hirntrauma trügen. Er habe sich nur um die Gesundheit der potenziellen Präsidentschaftskandidatin gesorgt, so Rove. Das nahm ihm jedoch niemand ab, selbst Parteifreunde wie Newt Gingrich distanzierten sich.
    Das Ganze sei erst die Eröffnungssalve der Republikaner in einer Serie von Angriffen auf seine Frau, die sich noch verstärken werde, so prophezeit ihr Ehemann, Bill Clinton, der sich gleichzeitig darüber lustig machte.
    "Zuerst haben die Republikaner behauptet, sie habe das Schädeltrauma nur vorgeschoben, das sei getürkt gewesen. Jetzt tun sie so, als könne sich Hillary um die Rolle in einem Zombie-Film bewerben."
    Insbesondere auf der demokratischen Seite der politischen Landschaft gilt dagegen Karl Rove als einer der Untoten der republikanischen Partei, als ein Relikt der nicht nur links von der Mitte verteufelten Bush-Jahre. Doch seine Äußerungen werden ernst genommen. Die Frage, ob eine Kandidatin oder ein Kandidat gesundheitlich in der Lage ist, das anstrengendste politische Amt dieser Welt zu versehen, ist zunächst allgemein als legitim anerkannt.
    Doch viele lesen die Äußerungen Karl Roves als Vorboten eines Anti-Hillary-Wahlkampfes, der in Wahrheit auf etwas anderes zielt: nämlich ihr Alter. Hillary Clinton wäre mit 69 Jahren bei Amtsantritt eine der ältesten Amtsinhaber. Nur Ronald Reagan war bei seiner Inauguration noch ein Jahr älter als sie. Und alle heute infrage kommenden republikanischen Kandidaten sind jünger als Hillary Clinton.
    Bill Clinton, der sonst politische Angriffe auf seine Frau nicht kommentiert, hielt in einem Interview mit dem öffentlichen Fernsehen "PBS" dagegen.
    "Sie macht jede Woche Sport, sie ist kräftig, ihr geht es prächtig. Soweit ich das beurteilen kann, ist sie besser in Form als ich, sie hat auf jeden Fall mehr Durchhaltevermögen. Diese Äußerungen haben mich völlig perplex gemacht. Da ist überhaupt nichts dran."
    Jeder Wahlkampf ist anders, und ob solche Angriffe den Republikanern eher schaden als helfen, wird sich erst noch zeigen. Ein Blick in die Geschichte würde dabei helfen. Der besagte Ronald Reagan nahm seinem jüngeren Gegenkandidaten vor über dreißig Jahren mit Humor den Wind aus den Segeln. Er verspreche, so Ronald Reagan damals lächelnd, die Jugend und Unerfahrenheit seines Gegners nicht politisch zu instrumentalisieren. Reagan gewann die Wahl mit deutlicher Mehrheit.