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US-Vorwahlkampf
Schlagabtausch zwischen Trump und Cruz

Knapp drei Wochen vor den ersten US-Vorwahlen haben sich die republikanischen Präsidentschaftsbewerber eine letzte TV-Debatte geliefert. In den Umfragen vorne sind Donald Trump und Ted Cruz. Beide lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch - mit Sachverstand fiel aber ein anderer auf.

Von Marcus Pindur | 15.01.2016
    Donald Trump (links) und Ted Cruz wollen beide für die Republikaner bei den US-Präsidentschaftswahlen kandidieren.
    Donald Trump (links) und Ted Cruz wollen beide für die Republikaner bei den US-Präsidentschaftswahlen kandidieren. (AFP / Timothy A. Clary)
    Die Auseinandersetzung zweier Kandidaten stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Donald Trump war in den letzten zwei Monaten hinter den Tea-Party-Senator Ted Cruz zurückgefallen - zumindest in den Umfragen in Iowa. Iowa steht deswegen im Vordergrund, weil dort die ersten Vorwahlen stattfinden und diesen eine - wenn auch begrenzte - Signalfunktion zugebilligt wird.
    Trump hatte Cruz im Vorfeld angegriffen, weil dieser in Kanada geboren sei - damit sei er kein geborener Amerikaner und könne nicht für das Präsidentenamt kandidieren. Dafür kassierte der beifallsgewohnte Trump beim Publikum erstmals Buhrufe.
    Fall Cruz nominiert würde, hätte er sofort eine Verfassungsklage der Demokraten zu vergegenwärtigen, so die Drohung Trumps. Cruz hat jedoch eine amerikanische Mutter und ist somit nach moderner Rechtsauffassung geborener Amerikaner, was er sofort klarstellte. Er habe sein Leben lang als Rechtsanwalt gearbeitet, und deswegen würde er keinen juristischen Rat bei Donald Trump einholen, so Ted Cruz.
    Debatte mit Rempelei
    Dieses Scharmützel entschied Cruz für sich. Die Rempelei der beiden in den meisten Umfragen Erstplatzierten zog sich durch weite Teile der Debatte. Cruz hatte noch eine andere Schwachstelle zu verteidigen. Die "New York Times" hatte gemeldet, dass Cruz für seinen Wahlkampf zum Senatorenamt in Texas von seinem damaligen Arbeitgeber, Goldman Sachs, einen Kredit von 1,2 Millionen Dollar erhalten - diesen jedoch nicht vorschriftsmäßig bei seiner Wahlkampfkostenerklärung deklariert habe.
    Cruz versuchte, sich herauszuwinden, indem er seine Antwort mit einem Angriff auf Hillary Clinton verband: "Anders als Hillary Clinton hatte ich während meines Wahlkampfes nicht massive Geldsummen auf meinem Konto."
    Anders gesagt: Ich war jung, und ich brauchte das Geld. Seine Wahlkampfmanager hatten erklärt, die Nichtdeklarierung sei unabsichtlich passiert. Die wahrscheinlichere Erklärung: Cruz war unter dem Banner der Tea Party angetreten. Deren Anhänger hatten jedoch massive Vorbehalte gegen die großen Banken, die mit Steuergeldern vor der Pleite gerettet wurden. Ein Kredit von Goldman Sachs wäre damals bei seiner Basis nicht gut angekommen.
    Ein entscheidender Fehler von Cruz
    Cruz machte jedoch den entscheidenden Fehler, als er darauf hinwies, dass es nicht viele echte Konservative in Manhattan gebe - was sich auf den geborenen New Yorker Trump bezog. Trump rief die Anschläge vom 11. September 2001 in Erinnerung: "Die Stadt hat hart gearbeitet und sich berappelt und jedermann auf der Welt liebte New York damals und das war ein sehr beleidigender Einwurf von Ted Cruz."
    Von der Fox-Moderatorin gefragt, ob er, Trump, denn seine beleidigenden Bemerkungen über Muslime überdenken wolle, nur ein einziges Wort von Trump: "No."
    Jeb Bush hatte einen kurzen guten Auftritt, als er darauf hinwies, dass man mit zur Schau gestellter Muslim-Feindlichkeit kein Bündnis mit arabischen Staaten gegen den IS bilden könne. Punkten konnte erneut der jüngste Kandidat im Rennen, der Senator von Florida, Marco Rubio. Er fiel durch Eloquenz und außenpolitischen Sachverstand auf. Rubio ist mittlerweile der Favorit des republikanischen Establishments. Doch drei Wochen vor der ersten Vorwahl liegen die Kandidaten der amerikanischen Wutbürger, Donald Trump und Ted Cruz, immer noch deutlich vorne.