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US-Zwischenwahlen
Trumps Wirtschaftsbilanz im Blickpunkt

Die US-Wirtschaft wächst, an den Börsen steigen die Kurse. Die schlimmsten Befürchtungen nach Trumps Wahlsieg wurden - wirtschaftlich gesehen - nicht wahr. Doch die Gefahr einer Überhitzung der Wirtschaft steigt - dafür aber hat der US-Präsident noch ein Ass im Ärmel.

Von Victor Gojdka | 06.11.2018
    Ein Börsenhändler hinter Bildschirmen mit US-Flaggen.
    An den US-Börsen ging es lange Zeit bergauf. (imago/UPI Photo)
    Für Donald Trump ist die Sache klar. Seine Wirtschaftsbilanz - einfach umwerfend: "Wir sind auf dem Weg, die höchste jährliche Wachstumsrate seit 13 Jahren zu erreichen. Ich sage es sehr klar: Wir werden noch viel bessere Zahlen sehen."
    Gefahr der Überhitzung steigt
    Formell hat Trump Recht: Die Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Konzerne machen Gewinne ohne Ende. Und das liegt vor allem auch an Trumps Steuererleichterungen. Radikal hat er die Unternehmenssteuern gekürzt. Doch US-Experte Christoph Balz von der Commerzbank sieht die Steuerreform kritisch. Am Ende könnte die ganze Kiste nach hinten losgehen, meint Balz:
    "Man könnte sogar sagen: Dadurch, dass er die Steuern massiv gesenkt hat zu einem Zeitpunkt, wo sich die US-Wirtschaft der Vollauslastung genähert hat, droht möglicherweise ein Überhitzung. Und damit deutlich höhere Zinsen, die dann die Wirtschaft wieder abwürgen würden. Also da hat er möglicherweise des Guten zu viel getan oder möglicherweise zum falschen Zeitpunkt."
    Das Bild zeigt US-Präsident Trump nach der Unterzeichnung seiner Verordnung über Schutzzölle. Er ist umringt von amerikanischen Stahlarbeitern.
    US-Präsident Trump nach der Unterzeichnung der Verordnung über Schutzzölle (dpa-bildfunk / AP / Susan Walsh)
    Trump setzt den Welthandel als Ganzes aufs Spiel
    Auch Trumps Handelspolitik sehen Wirtschaftsexperten kritisch. Nicht nur, weil Trump damit den Welthandel als Ganzes aufs Spiel stellt. Auch aus Sicht der US-Wirtschaft. Denn durch die Zölle verteuert sich zum Beispiel chinesischer Stahl. Das soll in der Logik Trumps diesen Stahl fernhalten und damit der eigenen Stahlindustrie helfen. Doch Experten sagen: Trump ignoriert, dass es viel mehr Betriebe in den USA gebe, die Stahl verarbeiten als Stahl produzieren. Und für die Verarbeiter wird Stahl eben teurer. Noch macht das nicht so viel aus. Richtig problematisch könnte es ab Januar werden, sagt US-Experte Patrick Franke von der Helaba:
    "Diese nächste Stufe, die jetzt ab ersten Januar angekündigt ist, dass man die Zölle auf Warenimporte auf China von zehn auf 25 Prozent erhöht. Das könnte schon eine nennenswerte Auswirkung haben."
    Trumps Bärendienst für rückwärtsgewandte Industrien
    Langfristig könnte Trumps Zollpolitik vor allem überalterten Industrien einen Vorteil geben. Sie davor schützen, sich modernisieren zu müssen. Und das wäre eigentlich nötig, sagt US-Experte Patrick Franke:
    "Also ich denke, dass er der amerikanischen Wirtschaft letztendlich auch einen Bärendienst erweist, dass er diese rückwärtsgewandten Industrien zu fördern versucht. Kohle soll ja jetzt wieder verstärkt genutzt werden und auf der anderen Seite: Dass er diesen Wachstumsbranchen, Internet, dass er denen eher Steine in den Weg rollt."
    Kritiker vermuten: Sollte sich die Wirtschaft irgendwann eintrüben, hat Trump schon einen Ass im Ärmel. Er könnte die Wirtschaft dann einfach mit staatlichen Konjunkturspritzen am Laufen halten. Koste es, was es wolle. Sollten die Demokraten die Mehrheit im Kongress erringen, würden sie das wahrscheinlich verhindern. Für Trump sind diese Zwischenwahlen daher auch wirtschaftspolitisch - entscheidend.