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USA
Proteste in Sacramento nach Polizeigewalt

Seit dem Tod von Stephon Clark gibt es Wut, Trauer und Proteste im kalifornischen Sacramento. Der 22-jährige Schwarze war mit 20 Schüssen von der Polizei getötet worden - obwohl er unbewaffnet war. Die Protestler werfen der Polizei rassistische Motive vor und fordern Gerechtigkeit.

Von Katharina Wilhelm | 31.03.2018
    Stevante Clark, der Bruder des von Polizisten erschossenen Stephon Clark, spricht zu Unterstützern während einer Demonstration in Sacramento
    Stevante Clark, der Bruder des von Polizisten erschossenen Stephon Clark, spricht zu Unterstützern während einer Demonstration in Sacramento (imago stock&people / Hector Amezcua)
    Die Stimmung in Sacramento ist aufgeheizt. Seit Tagen geht hier vor allem die afroamerikanische Bevölkerung auf die Straße und macht ihrem immensen Ärger über den Tod von Stephon Clark Luft. Höhepunkt war die Beerdigung des 22-Jährigen. Dort war auch der Bürgerrechtler Al Sharpton anwesend. Er sprach davon, dass dies kein lokales Problem sei. Überall im Land würden sie schwarze junge Männer töten.
    Mit "sie" meint Sharpton die Polizei. Die Beamten sollen aus rassistischen Gründen vorschnell das Feuer auf den Mann eröffnet haben.
    Der Vorfall hatte sich am 18. März ereignet. Die Polizisten hatten einen Anruf erhalten, dass ein Verdächtiger mehrere Autoscheiben eingeschlagen und sich danach in einem Garten versteckt habe soll.
    Beamte hielten offenbar Smartphone für eine Waffe
    Die Beamten verfolgten den zweifachen Familienvater Clark. Offenbar hatten sie das Smartphone, das er in seiner Hand hielt, für eine Waffe gehalten und 20 Schüsse auf ihn abgefeuert.
    Auf Druck der Öffentlichkeit hatte die örtliche Polizei Videoaufnahmen aus einem Hubschrauber und von den Körperkameras der Polizisten veröffentlicht, die das Geschehen genau zeigen. Doch die Videos selbst feuern Spekulationen über einen rassistischen Hintergrund noch an. Denn die Beamten stellten die Kameras nach den Schüssen auf lautlos. Für viele Menschen, die nun an den Protesten teilnehmen, wirkt es so, als hätten die Polizisten den Vorfall noch vertuschen wollen. Dabei sei die Beweislage doch eindeutig.
    "Wir haben das Video gesehen. Tut jetzt das Richtige."
    Fordert Bürgerrechtler Al Sharpton. Stephon Clarks Bruder sprach davon, dass es Unruhen geben würde, wenn die Polizisten nicht zur Rechenschaft gezogen würden.
    Die Familie des Erschossenen will Gerechtigkeit und eine gründliche Untersuchung. Der Fall wurde mittlerweile an die Generalstaatsanwaltschaft übergeben.
    Nationales Problem: Gewalt gegen schwarze, junge Männer
    Der Bürgermeister von Sacramento Darrel Steinberg sagte im Interview mit dem Radiosender NPR, das Problem sei ein nationales. Zu viele schwarze junge Männer würden von der Polizei erschossen.
    "Ich glaube nicht, dass unsere Polizei hier rassistisch ist. Aber es ist eine andere Frage ob implizierter Rassismus jeden Tag das Leben der schwarzen Gemeinschaft hier beeinflusst. Wir müssen in den Spiegel schauen und das ändern."
    Stephon Clark ist einer von Dutzenden unbewaffneten Männern, die durch Polizeigewalt ums Leben gekommen sind. In den USA gibt es immer wieder Diskussionen um Polizeigewalt und einen unterschwelligen bis offenen Rassismus jungen schwarzen Männern gegenüber. Und bis jetzt sieht es nicht so aus, als würde Sacramento so schnell zur Ruhe kommen.