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Vatikan
Weihnachten im Zeichen der Barmherzigkeit

Der Terminplan des Papstes sieht an Weihnachten jedes Jahr ähnlich aus: Christmette an Heilig Abend, der Segen "Urbi et Orbi" am ersten Feiertag. Und doch setzt Papst Franziskus noch eigene Akzente und verändert mit seinen Forderungen nach Barmherzigkeit und Demut auch die Routine im Vatikan.

Von Jan-Christoph Kitzler | 24.12.2015
    Papst Franziskus spendet den traditionellen Weihnachtssegen "Urbi und Orbi".
    Papst Franziskus spendete 2014 den traditionellen Weihnachtssegen "Urbi und Orbi". (AFP / Alberto Pizolli)
    "Ich wünsche Euch allen ein Weihnachtsfest der Hoffnung und voller Staunen, das uns Jesus gibt. Voller Liebe und Frieden". - Papst Franziskus am letzten Sonntag beim Angelusgebet auf dem Petersplatz. An den traditionellen Terminen an den Feiertagen ändert sich für den Papst auch dieses Jahr wenig: am Abend feiert er in der Petersbasilika die Christmette, die mehrstündige Weihnachtsliturgie. Am 1. Feiertag um 12.00 Uhr spricht Franziskus die Weihnachtsbotschaft und spendet den Segen "Urbi et Orbi", der Stadt und dem Erdkreis. Das wird in viele Länder weltweit übertragen.
    So weit, so traditionell. Dennoch setzt Franziskus auch an diesem Weihnachtsfest neue Akzente: schließlich läuft das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit", dass der Papst am 8. Dezember in Sankt Peter, im Zentrum der katholischen Kirche, eröffnet hat - und vorab schon in Bangui, in der Zentralafrikanischen Republik. Auch damit wollte er ein Zeichen setzen, denn für Papst Franziskus geschieht das Wunder der Weihnacht nicht in Glanz und Gloria, in den prunkvollen Palästen, sondern vor allem auch dort, wo man es nicht erwartet:
    "Wenn Du Gott suchen willst, suche ihn in der Demut, in der Armut, suche ihn da, wo er versteckt ist: bei den sehr Bedürftigen, den Kranken, den Häftlingen." Und der Papst versteht das ganz praktisch.
    Papst Franziskus in der Caritas-Station am Hauptbahnhof
    Zwar war er vor Weihnachten etwas angeschlagen, zwar hat er sein dichtes Programm etwas verringert, ein paar Termine abgesagt. Aber einen Termin hat er sich nicht nehmen lassen: die Eröffnung der Heiligen Pforte auch in der Caritas-Station am Hauptbahnhof von Rom. Auch dort wollte er den Blick auf die Menschen lenken, die Hilfe brauchen, die verfolgt oder marginalisiert sind. Vor allem auch für sie ist Gott Mensch geworden, so die Botschaft des Papstes:
    "Er wird nicht sagen: Du kommst zu mir, weil Du der Kirchen viel gespendet hast. Nein, den Eintritt zum Himmel bezahlt man nicht mit Geld. Er wird nicht sagen: Du bist wichtig, hast viel studiert, viele Auszeichnungen bekommen, komm in den Himmel... nein. Die Straße des Reichtums und der Eitelkeit, die Straße des Stolzes, sind keine Straßen des Heils."
    Filmpremiere für Obdachlose
    Die Barmherzigkeit des Papstes hat die Weihnachtszeit im Vatikan verändert: vor Kurzem gab es in der Audienzhalle eine Filmpremiere, zu der tausende Obdachlose aus Rom eingeladen waren. Kardinalstaatssekretär Parolin hat vor wenigen Tagen eine Messe mit Drogenabhängigen und Flüchtlingen gefeiert. Und Papst Franziskus ist persönlich übrigens recht anspruchslos. Besondere Weihnachtsrituale gibt es nicht – er wird die Weihnachtstage in großer Schlichtheit verbringen, soweit das im Vatikan möglich ist.
    Dass in diesem Jahr vieles anders ist, sieht man auch rund um den Petersplatz in Rom. Wegen der Terrorgefahr wurden die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verstärkt. Den Papst wird das von seinem Programm nicht abbringen. Und auch nicht die Zehntausenden, die erwartet werden, und die an Weihnachten ihrem Papst nahe sein wollen.